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WM-Finale 2022: Argentinien gegen Frankreich – Was war das denn?


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WM-Finale Argentinien gegen Frankreich
Was war das denn?

Von Benjamin Zurmühl, Lusail

Aktualisiert am 19.12.2022Lesedauer: 4 Min.
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Lionel Messi: Jetzt hat er den Pokal endlich. (Quelle: IMAGO/Marcelo Machado de Melo)

Es war schon alles entschieden. Argentinien war Weltmeister, Frankreichs Titelverteidigung futsch. Doch aus dem Nichts ging das Spektakel los.

Wenn sich Lionel Messi ein Drehbuch für sein letztes WM-Spiel hätte schreiben wollen, wäre er wohl kaum auf die Idee dieses Endspiels gekommen. Er hätte es bei dem 2:0 belassen und die Schlussviertelstunde ohne größeren Höhepunkt belassen. Vielleicht hätte er sich noch kurz vor dem Abpfiff ausgewechselt. Für den Applaus, den besonderen Abschied, die stehenden Ovationen.

Die Realität war aber eine komplett andere.

Aus dem Nichts endet ein langer Ball Frankreichs in einem Elfmeterpfiff. Kylian Mbappé verwandelt eiskalt. Es sind noch zehn Minuten auf der Uhr. Geht das schon wieder los? So wie gegen die Niederlande im Viertelfinale? Auch dort führte Argentinien mit 2:0, wähnte sich bereits als Sieger, ehe "Oranje" mit zwei späten Toren eine Verlängerung erzwang.

Tatsächlich, es kommt wieder so. Ein Volleyschuss von Kylian Mbappé nur zwei Minuten nach dem 1:2 landet im Netz. Ausgleich. Angel di Maria bricht auf der Bank in Tränen aus. Messis Traum droht zu platzen. Wie schon 2014 gegen Deutschland.

Frankreich rennt an, spielt sich Chance um Chance heraus. Argentinien wirkt platt, Messi und seine Teamkollegen sind völlig verunsichert. Kurz vor dem Abpfiff hat er selbst nochmal eine Chance. Der 35-Jährige feuert aus der zweiten Reihe ab, zwingt Frankreichs Torwart Hugo Lloris zu einer Glanzparade. Es geht in die Verlängerung.

Und dort hört das Spektakel nicht auf. Die ersten 15 Minuten bleiben verhältnismäßig ruhig. Frankreich wird defensiver, Argentinien kommt nicht durch. Kurz bevor die Seiten getauscht werden, zieht Messi noch einmal an. Er kombiniert mit Alexis Mac Allister, legt für Lautaro Martinez im Strafraum ab. Der nimmt den Ball an, zieht ab – und Upamecano blockt. Frankreich atmet auf.

Ein fünftes Tor kommt noch nicht dazu. Vor der Pause wäre es ja auch langweilig. Viel zu viel Zeit für die nächste Wende. Erst nach 109 Minuten ist es soweit. Lautaro Martinez wird hoch angespielt, bringt den Ball unter Kontrolle legt auf Messi ab. Über Enzo Fernandez landet der Ball wieder bei Martinez, der aufs Tor feuert, aber an Lloris scheitert. Der französische Kapitän wehrt aber nach vorne ab, wo Messi lauert. Inklusive Nachspielzeit hat er bereits zwei Stunden auf diesem Rasen verbracht – und das mit 35 Jahren. Mit (vor)letzter Kraft drückt er den Ball über die Linie, Koundés Rettung kommt zu spät. Auch der Video-Schiedsrichter lässt ihm dieses Tor.

Bei den Argentiniern ist niemand mehr zu halten. Alle rennen zu Messi. Mitglieder des Trainerstabs, Ersatzspieler, bereits ausgewechselte Spieler und natürlich die zehn Teamkollegen auf dem Rasen. Sie alle jubeln, weinen, schmeißen sich auf ihren Kapitän. Das war es, das Siegtor. Argentinien hat es geschafft! Oder auch nicht.

Für einen Oscar hätte das Drehbuch mit einem 3:2-Sieg bereits gereicht. Aber es brauchte mehr. Die elf Oscars von Titanic waren offenbar das Ziel. Denn nach 116 Minuten zieht Kylian Mbappé nach einer abgewehrten Ecke ab, doch sein Schuss wird geblockt. Weil es aber Gonzalo Montiels Ellenbogen ist, zeigt Schiedsrichter Marciniak auf den Punkt. Strafstoß für Frankreich.

Mbappé will schießen, sein drittes Tor machen. Und er macht es, 3:3. Wer aber jetzt schon an ein Elfmeterschießen glaubt, hat offenbar in den vergangenen Stunden nicht wirklich aufgepasst. Denn es ist noch genug Zeit für das nächste Kapitel. Und fast trägt es den Namen Randal Kolo Muani. In der dritten Minute der Nachspielzeit der zweiten Hälfte der Verlängerung taucht der Stürmer von Eintracht Frankfurt vor Emiliano Martinez im argentinischen Tor auf. Mit einer beeindruckenden Parade bleibt aber Martinez Sieger. Und der Konter läuft. Die Offensive der "Albiceleste" rennt noch einmal an. Die Flanke landet im Strafraum, Lautaro Martinez springt – und köpft daneben.

Also doch Elfmeterschießen. Wie gegen die Niederlande. Gleiches Stadion, gleiches Tor, gleicher Ausgang?

Mbappé schießt zuerst, Tor. Messi folgt, Tor. Kingsley Coman scheitert an Martinez, Paulo Dybala verwandelt. Aurelien Tchouameni schießt daneben, Leandro Paredes trifft. Alle Augen auf Randal Kolo Muani. Der wiederum trifft. Jetzt hängt alles an Gonzalo Montiel. Ja, genau. Der Mann, der den Elfmeter zum 3:3 verursacht hatte, soll jetzt das entscheidende Tor im Elfmeterschießen machen. Das Drehbuch braucht noch eine Geschichte. Und sie gelingt. Montiel schießt den Ball ins Eck. Argentinien ist Weltmeister.

Lionel Messi sackt im Mittelkreis zusammen, seine Teamkollegen stürzen sich weinend auf ihn, jubeln mit ihm. Sie spüren die Last, die auf den Schultern des 35-Jährigen lastet und nun von ihm abfällt. Er hat es geschafft, er ist Weltmeister. Seine weinende Mutter umarmt ihn auf dem Rasen.

Das Drehbuch ist fertig.

Im Duden steht unter Drama unter anderem die Definition "aufregendes, erschütterndes oder trauriges Geschehen". Ab heute könnte dort stehen: WM-Finale 2022, Argentinien gegen Frankreich.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
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