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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Überragender Mann neben Messi Die Krönung der Nudel
2014 verpasste der bei der damaligen WM überragende Angel Di Maria das Endspiel gegen Deutschland. 2022 vollendete er sein Meisterstück mit dem Titel.
Ein Tor wie ein Gedicht. Eine ästhetische Meisterleistung. Ein krönender Abschluss. Das 2:0 der Argentinier im WM-Finale gegen Frankreich markierte den zwischenzeitlichen fußballerischen Höhepunkt eines umstrittenen WM-Turniers. Das geniale Weiterleiten von Lionel Messi, der kluge und überlegte Querpass von Alexis Mac Allister, der coole Abschluss von Angel Di Maria. Die blau-weiße Wand von Lusail explodierte, der Weg war geebnet – und der Titel ganz nah.
Die 36. Minute wischte alle Zweifel beiseite, ob die Argentinier um ihren Weltstar Lionel Messi ein würdiger Titelträger sein würden. "La Pulga" selbst war es, der schon 13 Minuten zuvor mit seinem fünften Elfmetertor im siebten WM-Spiel den Sieg über Frankreich einleitete – und damit den Grundstein für den ersten argentinischen WM-Titel seit 1986 legte.
Die "Nudel" mit einem seiner besten Spiele
Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand wusste: Es sollte eines der denkwürdigsten Finals in der WM-Geschichte werden. Denn die Franzosen schlugen in Person von Star-Stürmer Kylian Mbappé zurück und erzwangen ein dramatisches Elfmeterschießen – mit dem besseren Ende für die Argentinier (zum Spielbericht kommen Sie hier).
Nach zwei verlorenen Finals gegen Deutschland (1990, 2014) krönte sich die "Albiceleste" also wieder zur besten Nationalmannschaft der Welt – und das auch dank eines Mannes: Angel Di Maria. Der quirlige Flügelspieler machte an diesem Sonntagabend in Lusail eines der besten Spiele seines Lebens. Nicht nur, dass die "Nudel", so der Spitzname Di Marias, den Elfmeter herausholte und den zweiten Treffer selbst erzielte. Mit seinen flinken Dribblings und klugen Pässen brachte er die französische Defensive zur Verzweiflung.
Nach Di Marias Auswechslung kippte das Spiel
96 Prozent seiner Zuspiele fanden zum Mann. Der Angreifer von Juventus Turin kreierte drei gefährliche Torchancen und ging immer wieder in Dribblings, von denen die rechte französische Seite wohl noch in einer Woche träumen wird. Erst als Di Maria den Platz verließ, wendete sich das Blatt, zumindest zwischenzeitlich, zugunsten der Franzosen.
Di Maria konnte nicht mehr eingreifen. Der Mann, der nach seinem Treffer zum 2:0 Tränen in den Augen hatte, fieberte auf der Bank mit seinen Mannschaftskollegen mit – und fand erst mit dem siegbringenden Elfmeter Gonzalo Montiels die Erlösung.
Für den 34-Jährigen ist der Gewinn des WM-Titels die absolute Krönung. Insbesondere, nachdem er die wichtigsten Partien bei der WM 2014 noch verletzungsbedingt verpasst hatte. Vor acht Jahren trug Di Maria, an der Seite Messis, seine Mannschaft durchs Turnier. Im Viertelfinale gegen Belgien bereitete er den so wichtigen 1:0-Siegtreffer Gonzalo Higuains vor. Doch dann war Schluss für die Nudel.
Denn sowohl das Halbfinale gegen die Niederlande als auch das Finale gegen Deutschland verpasste der Mann aus Rosario (drittgrößte Stadt Argentiniens) wegen eines Muskelbündelrisses. Die Ärzte versuchten alles, um Di Maria fit zu bekommen für das Duell mit den Deutschen, während das Löw-Team auf einen Ausfall des Ausnahmekönners hoffte. Es reichte nicht. Argentinien fehlte ohne Di Maria die notwendige Kreativität und Gefährlichkeit im Angriff. Bis heute wird der Erfolg Deutschlands auch an einem Fehlen der "Nudel" festgemacht.
Mehr als acht Jahre später folgte nun die späte Krönung. Dank eines überragenden Messi. Trotz eines überragenden Kylian Mbappés. Und auch dank Angel Di Maria.
- Eigene Beobachtungen im Stadion