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WM 2022: Das Kind ist verschwunden – über die Austauschbarkeit der Spiele


Meinung
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Fußball-WM in Katar
Das Kind ist verschwunden

  • Noah Platschko
MeinungNoah Platschko, Doha

Aktualisiert am 16.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Die Pressetribüne bei der WM in Katar. (Quelle: IMAGO/Matthias Koch)
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Noch zwei Partien, dann ist die WM in Katar vorbei. Auch wenn das Highlight noch bevorsteht: Die Ereignisse ähneln sich seit Tag eins.

Guten Morgen aus Doha,

ich erinnere mich noch sehr gut an den 31. März 2001. Es war ein gewöhnlicher Samstagnachmittag, der VfB Stuttgart empfing den 1. FC Köln. Die Trainer hießen Magath und Lienen, der VfB, damals in akuter Abstiegsgefahr, unterlag mit 0:3.

Wie unspektakulär der Kick vor 32.000 Zuschauern im Gottlieb-Daimler-Stadion auch gewesen sein mag, für mich war er ein ganz besonderer. Gemeinsam mit meinem Vater und meinem Bruder besuchte ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Bundesliga-Spiel live im Stadion.

Die Macht der Kulisse, der immense Geräuschpegel, die Stimme des damaligen Stadionsprechers Christian Pitschmann beim Vorlesen der Aufstellung. Alles war für mich magisch und anziehend, da machte es auch nichts, dass der VfB, fortan "mein" Verein, bis auf einen Lattenknaller von Krassimir Balakow nichts hinbekam.

Die kindliche Freude ist weg

Heute, mehr als 20 Jahre später, sitze ich als Reporter in Doha. In den vergangenen vier Wochen besuchte ich rund 20 Fußballspiele bei der Weltmeisterschaft in Katar. Der Job ermöglicht es mir und verpflichtet mich gerade dazu, Fußball ohne Ende zu sehen.

Hier in Katar ist etwas kaputtgegangen in mir. Das Kind, das mit leuchtenden Augen die Treppen der Arena hochgeht und voller Erwartung in das Rund einer Menschenmenge aus Tausenden von Leuten blickt, ist verschwunden.

Das hat zum einen damit zu tun, dass hier in Katar der Gewöhnungseffekt einsetzte. Wer täglich im Stadion sitzt, für den wird ein live erlebtes Fußballspiel irgendwann ähnlich besonders wie der Büroschreibtisch. Doch was in Katar hinzukam, war die Austauschbarkeit der Ereignisse.

Die Stadien ähnelten sich stark, die Shows vor den Spielen waren die immer selben. Das Einzigartige, was diesen Sport immer noch so faszinierend macht, das ist auf den Rängen verloren gegangen. Umso dankbarer ist und war man für lautstarke argentinische Fans sowie ausufernd feiernde Marokkaner, die mit ihrer Leidenschaft Glanz in die Eintönigkeit brachten.

Übrigens: der VfB rettete sich damals am Ende der Spielzeit 2001 noch auf Platz 15 und blieb Bundesligist. Was folgte, waren erfolgreiche Jahre, in denen man um die internationalen Plätze kämpfte. Stuttgart war ein Team, das oben mitspielte? Klingt absurd. Aber hätten Sie vor der WM gewusst, dass Marokko ins Halbfinale einzieht? Eben. Und so wird der Fußball mich auch in Zukunft wieder anziehen. Weil er am Ende eben doch so unberechenbar bleibt.

WM-Anekdote

Unausgeschlafen fühle er sich, das sagte mir Béla Réthy gestern, als ich ihn am Tag nach seinem letzten Spiel als Kommentator anrief. Kurz vor 11 Uhr sei er aufgestanden, er war aber auch erst nach 4 Uhr im Bett. Die Anzahl an Glückwünschen und Nachrichten, die er noch in der Nacht erhielt, war immens. Und wie geht es nun weiter?

Um 2.30 Uhr in der Nacht von Freitag auf Samstag geht sein Flieger zurück nach Deutschland. Das Finale am Sonntag wird er gemütlich zu Hause auf der Couch schauen. Mit Sohn, Tochter und Enkelkind. Und einen Wunschsieger hat er auch, wie er mir am Ende des Gesprächs verriet.

Heutige WM-Spiele

Spielfrei

Weitere Hinweise

Der Schiedsrichter für das WM-Finale steht fest. Der Pole Szymon Marciniak wird das Endspiel zwischen Titelverteidiger Frankreich und Argentinien am Sonntag leiten. Der 41-Jährige pfiff im Turnierlauf bereits beide Teams: Argentinien beim 2:1 im Achtelfinale gegen Australien, die Franzosen beim 2:1 gegen Dänemark in der Gruppenphase.

Die WM in Katar hat begonnen. t-online ist mit vor Ort und berichtet über eines der brisantesten Turniere der Fußballgeschichte. Mit dem WM-Push verpassen Sie keine News mehr. Hier können Sie ihn abonnieren.

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