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WM 2022 in Katar: Islam-Experte Mansour: "Weltmeisterschaft der Schande"


Antiisraelische Stimmung in Katar
Islam-Experte: "Weltmeisterschaft der Schande"

Von t-online, wan

Aktualisiert am 27.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Eine Palästina-Flagge vor der Skyline von Doha (Archivbild): Bei der WM wird oft das Recht Israels auf einen eigenen Staat verneint.Vergrößern des Bildes
Eine Palästina-Flagge vor der Skyline von Doha (Archivbild): Bei der WM wird oft das Recht Israels auf einen eigenen Staat verneint. (Quelle: IMAGO/Michael Zemanek/Shutterstock)

Der Antisemitismus-Experte Ahmad Mansour hat die antiisraelischen Vorfälle bei der WM einen "Kniefall vor dem Islamismus" genannt. Gerade Reporter bekämen Hass zu spüren.

Israelischen Journalisten bei der WM wird das Leben weiterhin schwer gemacht. In Videos in sozialen Netzwerken tauchen immer wieder Beispiele auf, wie sie beschimpft, ignoriert oder angegangen werden. Jüngstes Beispiel: Ein wohl saudi-arabischer Fan erklärt am Rande eines Spiels einem israelischen Reporter, dass er "nicht willkommen sei." Der Mann erklärt weiter, dass es kein Israel gäbe, sondern nur Palästina.

Der Journalist hebt beschwichtigend die Hand, sagt kein Wort. Eine "Weltmeisterschaft der Schande und ein Kniefall vor dem Islamismus" nennt der Extremismusforscher Ahmad Mansour den Vorfall auf Twitter. Er sprach von Katar als Zentrale des Antisemitismus. Das Video war zuvor auch von der deutsch-israelischen Journalistin Sarah Cohen-Fantl mit den Worten geteilt worden: "Wenn israelische Sportjournalisten in Katar ihrer Arbeit nachgehen möchten."

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Bei dem Ausschnitt handelt es sich aber keineswegs um einen Einzelfall. Die antiisraelische Stimmung ist deutlich sichtbar in Katar. Nicht wenige Katari tragen eine Armbinde mit den palästinensischen Nationalfarben. t-online hat im Rahmen des Katar-Spiels im Al-Thumama-Stadion mit katarischen Fans gesprochen. Einer von ihnen trug eine Variante der Binde. "Palästina", lautet seine Antwort. "Das ist die Flagge von Palästina". Er wolle seine Unterstützung für die Palästinenser im Konflikt mit Israel ausdrücken, sagt er. "Das ist hier normal in Katar."

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Videos auf Twitter zeigen, wie schwer es israelische Journalisten haben. Selbst wenn sie nur Sportfans befragen wollen, drehen diese ab. Der israelische Journalist Raz Shechnik berichtet ebenfalls von offen gezeigter Ablehnung. "Wir wollten diese Dinge nicht schreiben. Wir dachten immer, dass wir, die Journalisten, nicht die Geschichte sind. Sicherlich nicht im größten Event des Weltsports neben Olympia. Aber nach zehn Tagen in Doha ist es unmöglich, Ihnen nicht mitzuteilen, was wir hier durchmachen. Wir wollen nicht verschönern. Wir fühlen uns gehasst."

"Es gibt nur ein Palästina"

Als Beispiel teilte er einen Versuch, Leute auf der Straße zu interviewen. Als er einen Mann anspricht und sich als Mitarbeiter eines israelischen Magazins zu erkennen gibt, dreht dieser ab. Er hält eine Palästina-Flagge hoch, eine der ihn begleitenden Frauen sagt: "Es gibt nur Palästina." Auch marokkanische Fans drehen ab, ebenso arabische.

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Die "Times of Israel" berichtet sogar von Handgreiflichkeiten gegenüber israelischen Korrespondenten. Sie beruft sich auf den israelischen Sportreporter von Channel 13, Tal Shorrer, der während seiner Live-Berichte vom Turnier von Palästinensern und anderen arabischen Fans geschubst, beleidigt und angesprochen wurde. "Du bringst Babys um!", hätten Fans geschrien.

Die Beziehungen zwischen Katar und Israel sind wegen des Palästina-Konflikts gespannt. Katar hatte sich am sogenannten Abraham-Abkommen nicht beteiligt und unterhält weiterhin keine offiziellen Beziehungen zu Israel. Eine Normalisierung knüpft Katar an die Bedingung, dass ein autonomer Staat in den Palästinenser-Gebieten anerkannt werde. Dass es überhaupt einen Direktflug von Tel Aviv nach Doha gibt, ist der WM zu verdanken – und einem Abkommen mit der Fifa. Das sieht übrigens vor, dass die Flüge auch Palästinensern offenstehen. Diese dürfen, wenn sie ein WM-Ticket vorweisen, damit vom Ben Gurion-Flughafen abfliegen – was ihnen zuvor verwehrt wurde.

Journalist rät, Kippas zu verstecken

Tausende israelische Fußballfans werden in Doha erwartet, Israel hat eigens Diplomaten vor Ort. "Meine Freunde und Familie dachten, es könnte gefährlich sein, aber es ist in Ordnung", sagte Eli Agami, ein Luftfahrtmanager, der in der Nähe von Tel Aviv lebt, der "Times of Israel". "Ich gehe nicht herum und erzähle es den Leuten, aber ich glaube, es interessiert niemanden, ob du Israeli oder Jude bist. Alle kümmern sich nur um das Spiel."

Der Journalist Shorrer hat andere Erfahrungen gemacht. Er nannte die Beziehungen zu den katarischen Behörden zwar gut, die Erlebnisse auf der Straße seien aber eine andere Geschichte. Er rate religiösen israelischen Fans, ihre Kippas zu verstecken und ihre Davidsterne loszuwerden, um keine Feindseligkeit zu provozieren. Als ein Handyverkäufer die Einstellungen seines Freundes auf Hebräisch bemerkte, explodierte er vor Wut und schrie den Israeli an, er solle Doha verlassen.

Verwendete Quellen
  • timesofisrael.com: "Palestinian soccer fans, Qatar media, show enmity to Israelis at World Cup" (englisch)
  • twitter.com: Tweet von Sarah Cohen-Fantl
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