Appell an Fifa Faeser: "One Love"-Binde bei DFB-Team wäre starkes Zeichen
Innenministerin Nancy Faeser appelliert an die Fifa, doch die "One Love"-Binde zuzulassen. Sie will in Katar über Menschenrechte sprechen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat an den Weltfußballverband Fifa appelliert, seine Entscheidung gegen die "One Love"-Armbinde bei der WM in Katar zu überdenken. "Es muss doch heutzutage möglich sein für Offenheit, Vielfalt und gegen Diskriminierung einzutreten", sagte Faeser am Dienstag in einem Interview mit den ARD-"Tagesthemen". Auf die Frage, ob es ein starkes Zeichen wäre, wenn das DFB-Team mit der Armbinde auflaufen würde, antwortete Faser: "Ja, das wäre es."
Faeser ist als Innenministerin auch für Sport zuständig. Sie trage eine große Verantwortung für die deutschen Spieler und Fans und habe sich deshalb entschieden, nach Doha zu fliegen, sagte sie zuvor am Dienstag in Ankara. Aktuell hält sich die SPD-Politikerin zu einem Besuch in der Türkei auf.
Habeck würde es drauf ankommen lassen
Die Fifa hatte mit Sanktionen gegen Spieler gedroht, die bei der WM in Katar mit einer vielfarbigen "One Love"-Armbinde auflaufen. Sieben europäische Fußballverbände, darunter der DFB, verzichteten daraufhin auf die Armbinde, die für Vielfalt und Toleranz steht. Die Armbinden gelten auch als Protest gegen die Gesetze des WM-Gastgebers Katar, der unter anderem Homosexualität unter Strafe stellt.
Kritik an der Fifa hatte es auch vom deutschen Stürmer Thomas Müller gegeben. Er verteidigte die sportlichen Ambitionen den Spieler bei der WM. Gleichzeitig brachte der Profi von Bayern München Unverständnis für das Vorgehen des Weltverbandes zum Ausdruck: "Der Standpunkt der FIFA als auch die Art und Weise der Kommunikation zum Bindenverbot ist für uns in keiner Weise zu verstehen."
Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne) würde an der Stelle von DFB-Kapitän Manuel Neuer die "One Love"-Kapitänsbinde bei der Fußball-WM in Katar trotz der angedrohten FIFA-Sanktionen tragen. "Ich wäre interessiert zu sehen, was der Schiedsrichter macht, wenn da einer mit der Binde rumkommt", sagte der Wirtschaftsminister in der ZDF-Sendung "Markus Lanz". "Ich würde es darauf ankommen lassen", erklärte Habeck, "es wäre ein moderater Protest". Lesen Sie hier mehr dazu.
Sogar der amerikanische Außenminister Antony Blinken gab einen Kommentar zum Binden-Skandal ab. Es sei besorgniserregend, wenn man Einschränkungen der Redefreiheit sehe. "Und das besonders, wenn es um Inklusion und Diversität geht", fügte er laut Nachrichtenagentur AP an.
Faeser verteidigt Reise nach Katar
Zum Grund ihrer Reise nach Katar sagt die Innenministerin, die auch für Sport zuständig ist, sie fühle sich verpflichtet, "die Menschenrechtsthemen immer wieder anzusprechen". Sie sei nicht nur wegen des Fußballs gekommen. "Ich hätte es mir einfach machen können und wäre zuhause geblieben und hätte kritisiert." Das sei nicht ihre Haltung.
Als Innenministerin fühle sie sich zudem für die Fans, die in Katar seien, verantwortlich. Der Besuch ist auch "als Unterstützung für diejenigen gedacht, die sich hier unsicher fühlen". Faeser besucht am Mittwoch das Auftaktspiel der deutschen Mannschaft gegen Japan.
- Nachrichtenagentur afp