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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Persönlicher WM-Boykott? "Sich jetzt aufzuplustern ist scheinheilig"
Die Welt blickt gespannt auf die anstehende WM in Katar – oder doch nicht? Die t-online-Leser schwanken zwischen persönlichem Boykott und Vorfreude.
Was in den vergangenen Jahrzehnten stets ein Straßenfeger und Glücksbringer für die ausstrahlenden Fernsehsender war, könnte dieses Mal zum größten Quotenflop der Fußballgeschichte werden: die Weltmeisterschaft. Denn viele nehmen sich vor, die Spiele nicht zu verfolgen. Für einige andere steht der Sport im Vordergrund, weshalb sie die WM in Katar verfolgen wollen.
"Habe für diese WM nichts über"
Veit schreibt: "Ich werde die WM komplett boykottieren. Fußball steht – gerade bei einer WM – für Toleranz und Menschenrechte. Dies wird in Katar nicht erfüllt. Von daher habe ich für diese WM nichts über."
Dass Forderungen laut wurden, das sportliche Großevent abzublasen, konnte Katinka wiederum nie nachvollziehen: "Der Boykott war nie eine konstruktive Lösung. Man kann natürlich den Fernseher aus lassen, aber der einzig gangbare Weg wäre gewesen, die WM nicht an Katar zu vergeben. Sich jetzt aufzuplustern ist scheinheilig", findet die t-online-Leserin.
"Trotzdem werden es alle schauen"
Edith Morley äußert sich hingegen kritisch: "Das alles ist wirklich unglaublich und sehr traurig. Ich werde definitiv kein Spiel anschauen", verspricht sie. "Die Vergabe der Fifa ist mit nichts zu entschuldigen. Aber es verdienen halt einige Herren saugut", meint sie.
"Alle schreien auf, aber trotzdem werden es alle schauen", glaubt André Brossmann. "Das ist lächerlich und einfach nur eine Doppelmoral", findet der t-online-Leser.
"Ich boykottiere diese WM der Schande"
Martina Risos erzählt uns, dass sie sich schon die WM in Russland vor vier Jahren gespart habe und kündigt für die jetzige an: "Ich boykottiere diese WM der Schande. Hätte mir das im Vorfeld auch von unserer Nationalmannschaft gewünscht. Haltung zeigen ist eben mehr als ein Regenbogenbändchen am Arm zu tragen, welches auch noch abgewandelt wird für diese Spiele."
"Findet dort Fußball oder Politik statt?", fragt Alexander Bauernfeind ganz grundsätzlich. "Die Antwort steht eigentlich fest", sagt er selbst und wird das Sportereignis verfolgen.
"Damals hat das die wenigsten in Deutschland interessiert"
Michael Trabold schreibt: "Ich weiß gar nicht, warum jetzt darüber diskutiert wird. Die WM wurde 2010 nach der WM in Südafrika an Katar vergeben – in dem Wissen, wie es da zugeht. Damals hat das die wenigsten in Deutschland interessiert. Im Übrigen ist da unten nicht nur Katar; in Saudi-Arabien, Abu Dhabi und Dubai gibt es auch Gesetze und Vorgehensweisen, die mit unseren Vorstellungen nicht vereinbar sind."
Trotzdem werde er die Spiele nicht ansehen "und auch in Zukunft nicht mehr als Tourist in einem der Golfstaaten erscheinen", nachdem er schlechte Erfahrungen in seinem Dubai-Urlaub gemacht habe.
"Hoch lebe die (Schein-)Moral"
"Ein Mensch, der jetzt dem Mainstream folgend die Fußball-WM in Katar ablehnt, muss aus seinem Gewissen heraus auch alle Geschäfte mit den arabischen Diktatoren ablehnen", meint Paul Weeger. Dass wir trotz hochgehaltenem Wertekanon im Winter nicht frieren wollen oder den Autoverkehr nicht einschränken wollen würden, empfindet er als scheinheilig. "Hoch lebe die (Schein-)Moral", spottet er.
Gerd Rüffer beobachtet, dass sich nun alle entrüsten und ankündigen, den Fernseher ausgeschaltet zu lassen. Er glaubt allerdings nicht, dass sie konsequent sein werden. "Man achte auf die Einschaltquoten, insbesondere bei den deutschen Spielen. Im stillen Kämmerlein geht der Fernseher wohl doch an. Und am nächsten Tag hat angeblich keiner das Spiel gesehen."
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