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Fußball-WM 2022: Risiken für deutsche Fans – "Katar ist ein Überwachungsstaat"


Fußball-WM in Katar
Darum schlagen Experten Alarm


Aktualisiert am 18.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Deutschland-Fans im Stadion (Archivbild): Was erwartet sie bei der WM in Katar?Vergrößern des Bildes
Deutschland-Fans im Stadion (Archivbild): Was erwartet sie bei der WM in Katar? (Quelle: Eibner-Pressefoto/Bert Harzer/imago-images-bilder)

Mehr als eine Million Fans werden bei der Fußball-WM in Katar erwartet. Wer in den Golfstaat reist, sollte sich einiger Dinge bewusst sein.

"Expect Amazing" – so lautet der Slogan der Fußball-WM in Katar. Auf Deutsch bedeutet es so viel wie: "Erwarten Sie Großartiges". Mit hochmodernen Stadien, komplett neuen U-Bahnlinien und Hochglanz an allen Ecken will Katar den Fußballfans imponieren und das eigene Image in der Welt aufpolieren. Laut Angaben der Organisatoren werden rund 1,2 Millionen Fans erwartet. Die meisten kommen aus dem Iran oder Saudi-Arabien. Aus Deutschland werden rund 35.000 Anhänger erwartet.

Für alle gelten die gleichen Regeln bei der Einreise. Und die sehen zwar unkompliziert und ungefährlich aus, haben es aber in sich. Katar verpflichtet alle Gäste dazu, sich die sogenannte "Hayya"-App runterzuladen und zu installieren. "Hayya" ist arabisch und wird im Sinne von "Komm" oder "Lass uns gehen" verwendet. Über die Hayya-App können die Fans ihre Hayya-Karte nutzen. Und nur mit einer solchen Karte können sie die WM-Stadien betreten oder den öffentlichen Nahverkehr kostenlos nutzen.

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Im Nachgang lieber das Betriebssystem löschen

Doch Datenschützer kritisieren die App seit Monaten. Laut dem norwegischen Medium "NRK" fragt die App mehr Daten ab, als die Entwickler behaupten. "NRK"-Sicherheitschef Øyvind Vasaasen kommentierte die App nach seiner Analyse mit den Worten: "Es ist nicht mein Job, Reisehinweise zu geben. Aber ich würde nie mein privates Handy nach Katar mitnehmen." Die Hayya-App biete die Möglichkeit, den genauen Standort des Telefons zu bestimmen und könne verhindern, dass das Gerät in den Ruhezustand versetzt wird, heißt es.

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDi) rät dazu, die App "nur dann zu installieren, wenn es absolut unumgänglich ist. Zudem sollte erwogen werden, für die Installation ein eigenes Telefon zu verwenden, das ausschließlich für die Apps genutzt wird. (...) Im Nachgang der Nutzung der Apps sollten auf dem verwendeten Telefon das Betriebssystem und sämtliche Inhalte vollständig gelöscht werden."

"Wir müssen vorsichtig sein"

Die Hayya-App ist ein Beispiel dafür, wie der katarische Staat versucht, die totale Kontrolle über das zu behalten, was während der WM passiert. Auch in anderen Bereichen des Lebens kann es in Katar zu Kollisionen kommen zwischen Fans und Regeln.

Homosexualität ist verboten, aber auch heterosexuelle Pärchen sollten von Küssen außerhalb des Hotelzimmers lieber absehen, meint Wenzel Michalski von Human Rights Watch im Gespräch mit t-online: "Es kann sein, dass Katar während der WM ein Auge zudrückt, weil das schlecht aussieht. Aber darauf würde ich mich nicht verlassen. Ich würde davon abraten, öffentlich meine Liebe zu zeigen und auch nicht darüber sprechen. Katar ist ein Überwachungsstaat mit hochwertigen Überwachungskameras. Handys werden abgehört und Chats mitgelesen. Wir müssen vorsichtig sein."

Vorsicht gilt auch für Journalisten. Katar steht im Ranking der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen auf Rang 119 von 180. Im Interview mit der "Frankfurter Rundschau" sagte Geschäftsführer Christian Mihr: "Wir haben in Katar kurzfristige Verhaftungen oder Ausweisungen von Bloggern erlebt, die kritisch über die Baustellen berichtet haben. Die Gesetzeslage ist sehr hart."

In Bezug auf eine mögliche Überwachung sagte er: "Die Wahrscheinlichkeit, dass das auch bei WM-Reportern geschieht, dass zum Beispiel Angriffe mit Trojanern stattfinden, ist meines Erachtens hoch."

Kritische Berichte könnten Katar und dem Ziel des aufpolierten Images schaden. Das will der Staat vermeiden. Dafür gab es bereits vorab klare Regeln. Unter anderem sind Videoaufnahmen in Regierungsgebäuden, Universitäten, Gotteshäusern und Krankenhäusern verboten. Das Gleiche gilt für Wohnhäuser und Privatunternehmen.

Abbruch oder kaputte Kamera

Doch selbst bei Videoschalten auf der Straße gab es bereits erste Probleme. Der dänische Journalist Rasmus Tantholdt von TV 2 wurde bei einer Liveübertragung von Sicherheitspersonal unterbrochen. Es wurde sogar damit gedroht, die Videokamera zu zerstören, sollte er die Schalte nicht sofort beenden.

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Auch das Vorzeigen der Akkreditierung löste die Situation nicht. Dabei ist das Filmen auf öffentlichen Straßen für Journalisten erlaubt.

Die genauen Gründe für die Unterbrechung sind noch nicht bekannt, doch der Vorfall zeigt, dass auch die Presse bei ihrer Arbeit genau beobachtet wird.

Und Beobachtung spielt bei der WM generell eine große Rolle. Sowohl für die Journalisten als auch für die Fans. Wie sehr, das wird in den kommenden Wochen zu sehen sein.

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