Schwulsein "geistiger Schaden" WM-Botschafter sorgt für Eklat
In gut zwei Wochen beginnt die Fußball-WM in Katar. Dessen WM-Botschafter hat sich nun eine verbale Entgleisung erlaubt, die tief blicken lässt.
Ein offizieller Botschafter der Fußball-WM in Katar hat Homosexualität als "geistigen Schaden" bezeichnet. Ex-Nationalspieler Khalid Salman sagte in einem Interview für die ZDF-Dokumentation "Geheimsache Katar", dass während der WM "viele 'Dinge' ins Land" kommen würden. "Lass uns über Schwule reden. Das Wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hierherkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen", sagte der 60-Jährige.
Pressesprecher brach Interview ab
Er habe vor allem Probleme damit, wenn Kinder Schwule sähen, sagte Salman. Denn diese würden dann etwas lernen, was nicht gut sei. In seinen Augen sei Schwulsein "haram", also verboten. Damit nicht genug: "Es ist ein geistiger Schaden", fügte er hinzu. Der Pressesprecher des WM-Organisationskomitees, der das ZDF-Team bei den Dreharbeiten begleitete und kontrollierte, brach nach ZDF-Angaben an dieser Stelle das Interview ab.
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Homosexuelle Handlungen sind in Katar verboten und können mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft werden. Die Turnierorganisatoren und die Fifa hatten mehrmals betont, dass alle Fans bei der WM in Katar "willkommen" seien. Der Emir des Golfstaates, Tamim bin Hamad Al Thani, sagte zuletzt jedoch ebenfalls, man erwarte Respekt für "unsere Kultur". Die Dokumentation "Geheimsache Katar" ist am Dienstag ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
Der katarische Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani hatte am Montag im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen" der deutschen Regierung Doppelmoral vorgeworfen. Der Unmut in Doha hatte sich an Äußerungen von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) entzündet, die vom WM-Gastgeber unter anderem Sicherheitsgarantien für die LGBTQ-Community verlangt hatte. "Bei allem Respekt, diese waren überhaupt nicht notwendig", sagte Al Thani über Faesers Aussagen. "Wir haben immer wieder von höchster Stelle wiederholt, dass jeder willkommen ist und niemand diskriminiert wird."
Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hatte im Interview mit t-online ebenfalls Kritik am Gastgeberstaat geäußert. "Wir legen bei der Kritik unsere Maßstäbe an – und Katar muss sich der Kritik stellen. Und ich halte unsere Maßstäbe in diesem Fall für völlig legitim, weil es um Menschenrechte geht. Dagegen kann man nicht mit Kultur oder Religion argumentieren."
- Mit Material der Nachrichtenagentur SID
- Eigene Recherche
- Interview mit Thomas Hitzlsperger
- Tweet von Jochen Breyer