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DFB-Entscheidung zur Kapitänsbinde: Der Verband verzwergt die Nationalelf


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Entscheidung zur Kapitänsbinde
Der DFB verzwergt die Nationalelf

  • David Digili
MeinungVon David Digili

Aktualisiert am 23.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Joshua Kimmich mit der schwarz-rot-goldenen Kapitänsbinde bei einem Länderspiel gegen Argentinien 2019: Nun kehrt das Stück Stoff zurück. (Quelle: Marc Schueler via www.imago-images.de)
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Schwarz-Rot-Gold statt Regenbogen: Der DFB hat die viel diskutierte Bindenfrage ad acta gelegt – zumindest vorerst. Es war eine Entscheidung, bei der es keine Gewinner gibt.

Die vermeintlich wichtigste Frage vor den ersten beiden Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft im Jahr 2023 wurde an diesem Mittwoch geklärt. Aushilfs-Mannschaftskapitän Joshua Kimmich wird in den Spielen gegen Peru und Belgien mit einer schwarz-rot-goldenen Armbinde auflaufen.

Die vom neuen DFB-Direktor Rudi Völler schon einige Tage zuvor angedeutete Entscheidung soll nun endlich einen Schlussstrich ziehen unter die Diskussion, die die DFB-Elf seit der WM 2022 in Katar begleitet.

"Es darf nicht noch mal so sein, dass diese Dinge im Fokus stehen, sondern die Mannschaft sollte einfach Fußball spielen. Sie soll gut Fußball spielen, das ist ihr Auftrag. Da sind wir uns einig", hatte Bundestrainer Hansi Flick im Vorfeld der Kadernominierung für die beiden Testspiele gegen Peru und Belgien erklärt. Also: Jetzt ist auch mal gut.

DFB hat bereits viel verloren

Doch diese Hoffnung wird sich nicht erfüllen: Die Diskussion um die Stoffschleife über dem linken Bizeps will einfach nicht abebben – was dem DFB und auch einigen seiner Nationalspieler doch eigentlich am liebsten wäre. Der Deutsche Fußball-Bund hat sich gewohnt ungelenk in eine Lage manövriert, in der er nicht mehr gewinnen kann. Im Gegenteil: Er hat schon viel verloren – und droht, noch mehr zu verlieren. Die Zeichen der Zeit sind endgültig an der Zentrale des größten Einzelsportverbands der Welt in der Frankfurter Kennedyallee vorbeigegangen.

Durch den Schlingerkurs während der WM, das unsägliche Einwirken der Fifa und das hochnotpeinliche Einknicken des DFB rund um die "One Love"-Armbinde entstand erst das Problem, das den enttäuschenden Turnierverlauf aus deutscher Sicht prägen sollte.

Gleich mehrere gestandene Nationalspieler gingen hinterher soweit, die teils bräsigen Auftritte in Katar tatsächlich als Resultat einer gnadenlosen Kampagne der Öffentlichkeit zu erklären. Statt Fußball habe unentwegt die Armbinde im Vordergrund gestanden. Die Frage nach dem eigentlich unscheinbaren Accessoire des Mannschaftskapitäns war demnach für eine Reihe millionenschwerer, gestandener Profis dermaßen störend, dass damit die komplette Konzentration auf das größte Sportereignis der Welt untergraben wurde. Keine überzeugende Argumentation.

Bedeutung der Armbinde grotesk überhöht

Unbeantwortet bleibt, ob sich die DFB-Elf als gesellschaftspolitisch unbedarfte Wegduckertruppe mit berauschendem Offensivfußball zum fünften Stern getanzt hätte. Mal ganz abgesehen davon, dass die Bedeutung der Armbinde medial teilweise grotesk überhöht wurde: Als hänge von einem gute 30 Zentimeter umfassenden Stück Mischgewebe der Fortbestand der westlichen Zivilisation ab. Einer schwarz-rot-goldenen Armbinde mag das niemand zutrauen, weder in die eine noch die andere Richtung.

Mit einem verordneten Basta verzwergt der DFB seine Vorzeigemannschaft nun zu einer Elf unmündiger, unpolitischer Abziehbilder – eine Mannschaft mit vorbildhaft engagierten Akteuren wie Leon Goretzka und zahlreichen Spielern mit Migrationshintergrund, wohlgemerkt.

Und wozu? Um ein letztes Mal klarzumachen, wer – beziehungsweise was – denn eigentlich verantwortlich war für das klägliche deutsche WM-Aus. Und um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen? Als der neue DFB-Direktor Rudi Völler für seine Forderung nach der Rückkehr zur schwarz-rot-goldenen Armbinde Beifall vom rechten Rand bekam, reagierte der Verband prompt mit einer eindringlichen Antwort.

"Unabhängig des Designs der Kapitänsbinde steht Schwarz-Rot.Gold für uns für demokratische Werte, für Vielfalt, Respekt und Gemeinschaft. Und nicht für Ausgrenzung und Intoleranz" antwortete das Social-Media-Team mit einer Vehemenz, die auch im Umgang mit der Fifa während der WM wünschenswert gewesen wäre.

Die Diskussion wird weitergehen. Immerhin: Sollten die ersten beiden Testspiele 2023 ähnlich verkorkst verlaufen wie die WM vor drei Monaten – an der "One Love"-Armbinde hat es dann nicht gelegen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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