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Effenberg über DFB-Spiel: Das kann ich nicht verstehen


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DFB-Elf siegt weiter
Das kann ich nicht verstehen

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

15.10.2024Lesedauer: 5 Min.
Bundestrainer Nagelsmann im Spiel gegen die Niederlande: Starke Leistung der DFB-Elf.Vergrößern des Bildes
Bundestrainer Nagelsmann im Spiel gegen die Niederlande: Starke Leistung der DFB-Elf. (Quelle: IMAGO/imago-images-bilder)
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Die DFB-Elf schafft mit ihren zwei Erfolgen in der Nations League etwas ganz Besonderes – und sendet ein Zeichen, das optimistisch stimmen muss. Auf den FC Bayern wartet indes eine schwere Prüfung – und vielleicht ein neuer Rivale.

Es ist insbesondere eine Erkenntnis, die sich nach diesen beiden Siegen der deutschen Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina (2:1) und die Niederlande (1:0) in der Nations League aufdrängt: Die Erfolge sind eine große Bestätigung für Julian Nagelsmann und sein Trainerteam, ein "Weiter so" im positivsten Sinne.

Denn der Bundestrainer hat den Kader für diese beiden Partien genau richtig zusammengestellt – und damit das Kunststück vollbracht, dass die zahlreichen Ausfälle (gegen die Niederlande fehlten zahlreiche Stammspieler) der DFB-Elf kaum anzumerken waren.

Und das überragend starke Debüt von Jamie Leweling, dazu die Auftritte von Angelo Stiller oder Aleksandar Pavlović zeigen doch: Auch wenn sieben oder acht arrivierte Akteure fehlen, kann Nagelsmann noch große Qualität auf den Platz bringen.

Hier zeigt sich auch wieder Nagelsmanns große Stärke, die er bereits im Verein in Hoffenheim oder Leipzig unter Beweis gestellt hat: Er versteht es, junge Spieler an die Mannschaft heranzuführen. Leweling, Stiller und Pavlović spielten gegen die Niederlande auf, als wären sie schon seit Jahren dabei, arrivierte Nationalspieler mit zahlreichen Einsätzen. Er vermittelt ihnen Vertrauen, er stärkt sie, er gibt ihnen Chancen – und die Spieler danken es ihm mit starken, erfrischenden, unbekümmerten Leistungen.

Das erinnert mich an Oliver Kahn

Sehr gefreut hat mich übrigens auch der Auftritt von Oliver Baumann im deutschen Tor – obwohl er eigentlich kaum gefordert wurde. Aber er war da, wenn es drauf ankam. Wie in der 90. Minute, als er den Schuss von Donyell Malen gerade noch so am Tor vorbeilenken konnte. Das sind sehr, sehr unangenehme Situationen für einen Torwart.

Ich erinnere mich da an meine gemeinsame Zeit bei den Bayern mit Oliver Kahn, der immer sagte: "Wenn du 80, 85 Minuten lang nichts zu tun hast und dann kurz vor Schluss doch noch ein-, zweimal geprüft wirst – das ist die ganz hohe Torwart-Schule, in exakt diesen Momenten dann auch seine Leistung abrufen zu können." Und das hat nun auch Baumann unter Beweis gestellt. Bundestrainer Julian Nagelsmann weiß, dass er sich immer auf ihn verlassen kann – nicht nur als loyalen Ersatzmann auf der Bank, sondern auch auf dem Platz.

Was ich nicht verstehen kann, ist der Einwand, die Niederlande seien besonders in der ersten Spielhälfte einfach klar schlechter gewesen und hätten damit keine große Herausforderung dargestellt. Ich muss da aber einwenden: Die Niederlande waren klar schlechter – weil Deutschland ihnen einfach nichts angeboten und sie nicht zur Entfaltung hat kommen lassen.

Die Jungen können es auch

All das ist auch ganz wichtig für die Fans und die Begeisterung, die der deutschen Mannschaft seit geraumer Zeit wieder entgegengebracht wird. Denn die beiden Auftritte nun gegen Bosnien-Herzegowina und die Niederlande haben unterstrichen: Diese Mannschaft ist stabil, sie ist konstant gut, sie leistet sich keine extremen Schwankungen.

Nach der EM gab es schließlich das große Fragezeichen: Wie geht es jetzt weiter? Denn durch die Rücktritte von Toni Kroos, Ilkay Gündoğan, Thomas Müller und Manuel Neuer hätte durchaus ein großes Vakuum entstehen können. Nun aber, insgesamt vier Spiele später, sollte endgültig klar sein: Wir müssen uns keine großen Sorgen machen.

Die Jungen zeigen nun, dass sie es auch können, dass sie Lust auf die deutsche Nationalmannschaft haben, dass sie gierig sind – und das merkt das Publikum. Dann werden auch mal Fehler oder Niederlagen verziehen, die natürlich auch mal passieren werden. Das hat sich diese Mannschaft erarbeitet, und genau so wird sie auch weitermachen. Ich bin mir sicher: Die Spiele bis zur WM-Quali werden gut laufen.

Die Bayern werden mit ihren letzten Ergebnissen hadern

Auf Vereinsebene wartet am kommenden Wochenende aber erst einmal ein anderes Spiel auf uns: Der FC Bayern empfängt den VfB Stuttgart zum Bundesliga-Schlager. Denn hier kommt ein Gegner in die Allianz Arena, der enorm selbstbewusst und spielstark ist. Selbst in Spielen, die sie am Ende verloren, waren die Stuttgarter eigentlich die bessere Mannschaft.

Bestes Beispiel: Das unglückliche 1:3 in der Champions League bei Real Madrid, in dem die Schwaben mutig auftraten und sich besonders in der ersten Hälfte beste Chancen erarbeiteten – nur im Abschluss wollte es nicht klappen. Und das angriffslustige VfB-Spiel wird Trainer Sebastian Hoeneß auch in München aufziehen wollen – im Gegensatz zu Bayer Leverkusen, die sich beim 1:1 vor wenigen Wochen konträr zu ihrer eigenen Spielphilosophie fast komplett auf die Defensive beschränkt hatten. Ich sage: Diese Partie ist für die Bayern eine noch größere Herausforderung als das Spiel in Frankfurt.

Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass die Bayern noch hadern mit dem 3:3 am letzten Spieltag, als die Eintracht mit drei Schüssen drei Tore erzielen konnte, und auch mit dem 1:1 gegen Leverkusen zuvor. Von der Spielanlage waren die Münchner schließlich in beiden Partien absolut dominant, auch beim 0:1 in der Champions League bei Aston Villa waren sie besser. Trotz dieser zuletzt nicht unbedingt zufriedenstellenden Ergebnisse sollte Trainer Vincent Kompany also auf keinen Fall von ihrer Spielanlage abweichen.

Ich möchte an dieser Stelle auch Harry Kane gegen die aufkommende Kritik verteidigen. Der Torjäger der Bayern hat nun zwar seit bereits drei Bundesligaspielen nicht getroffen – aber das reicht doch nicht, um ihn wirklich infrage zu stellen. Jede Diskussion um Kane ist für mich nicht nachvollziehbar. Wir sprechen hier schließlich vom Kapitän der englischen Nationalmannschaft, von einem Spieler von ganz herausragender Qualität – nicht nur wegen seiner Tore, sondern auch wegen der vielen kleinen Dinge, die er während eines Spiels macht, die aber oft unbemerkt bleiben: Wenn er seine Mitspieler einsetzt, wenn er sie besser macht, wenn er sich in Zweikämpfe wirft, auch, wenn er Tore vorbereitet.

Ob mit einem treffsicheren Kane oder ohne: Stand heute sehe ich in der Bundesliga keine große Gefahr für die Münchner – aber eine Mannschaft, die dazu werden kann: RB Leipzig. Borussia Dortmund schwankt zu sehr in den Leistungen, Leverkusen hat auch noch nicht das Level der letzten Saison erreicht. Aber RB macht einen enorm stabilen, gefestigten Eindruck. Dass Trainer Marco Rose immer wieder mal angezweifelt wurde, habe ich nie verstanden. Denn Leipzig ist aktuell punktgleich mit den Bayern, hat in sechs Ligaspielen erst zwei Gegentore kassiert – Leverkusen steht bei zwölf, Dortmund bei elf.

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Am letzten Spieltag mussten sie beim 1:0 in Heidenheim zwar hart für die drei Punkte arbeiten, aber das sind die schönsten Siege. Sie halten dem Druck stand – und sie wissen, dass sie nicht in jeder Partie ein Feuerwerk abbrennen müssen, um zu gewinnen. Am Wochenende steht für Leipzig in Mainz die nächste unangenehme Partie an, die sie gewinnen müssen.

Und sie werden auch wissen: Mit einem Sieg würden sie sich zumindest vorübergehend vor die Bayern schieben, die erst am Samstagabend spielen. Da könnten dann schon zu diesem Zeitpunkt der Saison psychologische Spielchen losgehen – und im März noch zu einer ganz heißen Geschichte zwischen Leipzig und den Bayern führen.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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