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Impf-Streik in der Premier League – wie lange geht das gut?


Profis glauben Verschwörungstheorien
Impf-Streik in der Premier League – wie lange geht das gut?

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 09.10.2021Lesedauer: 3 Min.
Chelsea-Trainer Thomas Tuchel will seine Spieler entscheiden lassen, ob sie sich impfen lassen oder nicht. Hier steht er (M.) im Kreise seiner Profis.Vergrößern des Bildes
Chelsea-Trainer Thomas Tuchel will seine Spieler entscheiden lassen, ob sie sich impfen lassen oder nicht. Hier steht er (M.) im Kreise seiner Profis. (Quelle: NurPhoto/imago-images-bilder)
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In der Premier League sind viele Profis nicht geimpft – und wollen sich auch nicht impfen lassen. Die Debatte belastet nun das englische Nationalteam und könnte für einige bei der Fußball-WM Konsequenzen haben.

Jürgen Klopp hat kein Verständnis für Impfgegner. "Ich möchte an diese Leute appellieren", sagte der Liverpool-Coach vergangenes Wochenende, "egal ob sie Fußballer sind oder wer auch immer – die Impfstoffe wirken." Sein Trainerkollege Thomas Tuchel vom FC Chelsea äußerte sich zurückhaltender. "Die Spieler sind Erwachsene und können frei entscheiden, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht", sagte Tuchel, der selbst aus Überzeugung geimpft ist. "Wir müssen das akzeptieren."

Wie viele Chelsea-Profis geimpft sind, vermochte Tuchel nicht zu sagen. Beim FC Liverpool sind es laut Klopp 99 Prozent der Spieler. Konkrete, offizielle Zahlen zur Impfquote veröffentlichen zwar weder die Premier League noch die Klubs, doch laut einem Bericht der "Daily Mail" sind fast zwei Drittel der Spieler in Englands Spitzenliga nicht geimpft – und viele lehnen eine Impfung offenbar ab.

Impfablehnung aus religiösen Gründen

Die Zeitung berichtete von Klubmitarbeitern, die anonym über Verschwörungstheorien sprechen, die in den Umkleidekabinen der Topvereine angeblich weit verbreitet sind – von drohender Impotenz bis zur Kontrolle durch Bill Gates' Mikrochips. Teilweise würden gestandene Profis den Nachwuchs damit beeinflussen. Laut der "Times" sollen mehrere Spieler von Rekordmeister Manchester United die Impfung zudem aus religiösen Gründen abgelehnt haben.

In der Premier League fürchtet man nun, dass der öffentliche Rückhalt für die Fußballer schwindet, nachdem für die Stars in Corona-Zeiten so viele Ausnahmen – etwa beim Reisen – gemacht wurden, die für andere Menschen nicht gelten. Wenn nun ausgerechnet diese Spieler die Impfung verweigern und zudem weitere Ausnahmen für sich beanspruchen, ist von der Bevölkerung kein Verständnis zu erwarten.

Premier League will neue Anreize setzen

Um dem entgegenzuwirken, will die Premier League neue Anreize setzen. "Wir überlegen, ob und wie wir die Mannschaften/Spieler, die covid-konform sind, am besten 'belohnen'", hieß es in einem Schreiben der Liga, aus dem britische Medien zitierten. Demnach sind sogar nur bei sieben Klubs mehr als die Hälfte der Spieler vollständig geimpft. "Wir haben also noch ein Stück zu gehen", hieß es. Vereinen mit einer besonders hohen Impfquote stellt die Premier League eine Lockerung der strengen Corona-Regeln im Stadion in Aussicht. Dass sich die Impfskeptiker damit überzeugen lassen, ist jedoch fraglich.

Unterdessen hat die Diskussion die englische Nationalmannschaft erreicht. Unter den erklärten Impfgegnern sind laut der Zeitung "The Sun" nämlich mehrere – nicht namentlich genannte – etablierte Stammkräfte des Vize-Europameisters. Hinter den Kulissen soll es brodeln, denn Nationaltrainer Gareth Southgate hat sich in der Öffentlichkeit deutlich für die Impfung ausgesprochen.

Werbung fürs Impfen? Mehr Hassnachrichten als nach Niederlage

Dass Spieler öffentlich Stellung beziehen, ist hingegen nicht zu erwarten. Aus Angst vor Anfeindungen halten sich die Profis mit solchen Appellen zurück. Southgate hat es selbst erlebt. Im Sommer hatte er sich an einer Kampagne des nationalen Gesundheitsdienstes NHS beteiligt und junge Leute aufgerufen, sich impfen zu lassen. Daraufhin bekam der Coach nach eigener Aussage mehr Hassbotschaften als nach sportlichen Enttäuschungen in seiner Vergangenheit.

Am Samstag bestreitet England ein WM-Qualifikationsspiel in Andorra. In den Pyrenäen sind die strengen Reisebeschränkungen für vollständig Geimpfte gelockert. Für die Ungeimpften im Kader gilt in diesem Fall eine spezielle Ausnahme, die mit einer Quarantäne einhergeht. Bei der WM 2022 in Katar wird es solche Sonderregeln voraussichtlich nicht geben. Nach aktuellem Stand werden an dem Turnier im nächsten Jahr nur vollständig geimpfte Profis teilnehmen dürfen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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