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FC Liverpool: Warum Steven Gerrard der ideale Nachfolger für Jürgen Klopp wäre


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Liverpool-Legende Gerrard
Dieser Mann wäre der ideale Klopp-Nachfolger


Aktualisiert am 10.03.2021Lesedauer: 5 Min.
Steven Gerrard: Die Liverpool-Legende ist in nur drei Jahren zum Meistertrainer avanciert.Vergrößern des Bildes
Steven Gerrard: Die Liverpool-Legende ist in nur drei Jahren zum Meistertrainer avanciert. (Quelle: PA Images/imago-images-bilder)
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Steven Gerrard hat die Glasgow Rangers zur ersten Meisterschaft nach zehn Jahren geführt – und damit Begehrlichkeiten beim FC Liverpool geweckt. Selbst Jürgen Klopp spricht sich für "Stevie G" aus.

Am Ende konnten sie es nicht einmal selbst auf dem Rasen klarmachen: An ihrem spielfreien Sonntag hatten die Glasgow Rangers ihre insgesamt 55. und erste Meisterschaft nach zehn Jahren sicher – ausgerechnet weil Lokalrivale Celtic auswärts gegen Dundee United patzte. Die Stimmung im blauen Teil der schottischen Metropole drückte dieser Schönheitsfehler keineswegs. Trotz Corona und Aufenthaltsverboten versammelten sich tausende Fans auf dem zentralen George Square und rund um die Heimstätte ihrer "Gers", dem Ibrox Stadium.

In den Katakomben der historischen Arena feierte das Meisterteam feuchtfröhlich seinen Coup, als plötzlich ein überglücklicher Anzugträger bäuchlings über den biernassen Kabinenboden schlitterte: Trainer Steven Gerrard.

Der frühere Weltklasse-Mittelfeldspieler ist im dritten Jahr bei den Rangers endlich ans Ziel gekommen und feierte seinen Erfolg völlig losgelöst: Gerrard riss die alten, schmalen Kabinenfenster auf und schrie seine Freude in Richtung versammelter Anhänger heraus, später filmte er sich bei der Spalierfahrt durch die Glasgower Menge.

Nun will er die kommenden Wochen dafür nutzen, um nach dem Fundament auch den Sockel für sein zukünftiges Denkmal vor dem Ibrox zu setzen. Die Rangers sind sechs Spieltage vor Schluss immer noch ungeschlagen und könnten die Saison mit dem historischen Punkterekord von 106 Zählern abschließen. Zudem steht das Team im Achtelfinale der Europa League, wo es auf das ebenfalls in der heimischen Liga ungeschlagene Slavia Prag trifft. Auch wenn er es nie so offensiv ausgesprochen hat, aber: Gerrard glaubt daran, dass seine Mannschaft das Zeug zum zweiten Europapokaltriumph der Vereinsgeschichte hat.

Löst "Stevie G" Jürgen Klopp bereits im Sommer ab?

Dieser Erfolg weckt natürlich Begehrlichkeiten – besonders bei Gerrards Heimat- und Herzensvereins, dem FC Liverpool. 17 Jahre schnürte er, den an der Anfield Road alle nur "Stevie G" nennen, die Schuhe für die "Reds", gewann mit ihnen als Kapitän das legendäre Champions-League-Finale 2005 in Istanbul gegen den hochfavorisierten AC Mailand. Dass er eines Tages als Cheftrainer "seines" Klubs nach Hause zurückkehren wolle, daraus macht Gerrard seit seinem Amtsantritt in Glasgow keinen Hehl. Viele Beobachter sehen ihn schon jetzt bereit für diesen Schritt, auch weil es unter dem aktuellen Coach Jürgen Klopp derzeit massiv kriselt: Liverpool verlor die letzten sechs Heimspielen in Anfield allesamt, konnte in den vergangenen zehn Liga-Partien nur zwei Siege einfahren, stürzte mit 22 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Manchester City auf Tabellenplatz acht ab.

Gerrard wird zugetraut, was Klopp derzeit auch ein großer Teil der Anhängerschaft nicht mehr zutraut: Das erfolgsverwöhnte Team neu zu motivieren und zu weiteren Höchstleistungen anzustacheln. Viele Trainer würden in einer solchen Situation die verbale Offensive suchen, sich und ihre Arbeit verteidigen, Phrasen wie "Ich bin davon überzeugt, dass ich immer noch der richtige Mann für diese Aufgabe bin" nutzen. Klopp jedoch sagte bereits vor einiger Zeit: "Wenn man mich fragt, wer auf mich folgen soll, würde ich Stevie sagen. Ich helfe ihm, wann immer ich kann." Bedeutet: Der FC Liverpool hat den Kronprinzen mit Gnade Klopps längst designiert.

Dennoch fragen sich viele: Was macht den Trainer Gerrard so besonders? Die Antwort ist: Er hat bereits jetzt seine ganz eigene Handschrift als Coach gefunden.

Gerrard greift dabei gerne und ausgiebig auf seinen Erfahrungsschatz aus drei Jahrzehnten Profifußballerkarriere zurück, besonders in der Menschenführung. Als seine zwei Idole bezeichnete er seine Ex-Trainer Gerard Houllier, mit dem er 2001 den Uefa-Pokal gewann, und Rafa Benitez, mit dem er die Königsklasse gewann. Beide galten als ruhige, besonnene Charaktere am Spielfeldrand, denen die konzentrierte, direkte Ansprache der Spieler wichtiger war als das 90-minütige Motivieren durch ständiges Schreien und Gestikulieren. Dabei bedeutet "direkte Ansprache" durchaus, dass Gerrard seine Spieler auch gerne mal zusammenstaucht, wenn sie nicht sputen. Doch der frühere englische Nationalspieler belässt solche Gefühlsausbrüche im gesicherten Raum des Trainingsgeländes. Des Trainingsgeländes, das er seit seiner Ankunft in Glasgow 2018 mit einem Blankoscheck nach seinen Vorstellungen in eine State-Of-The-Art-Wohlfühloase für seine Spieler umgestaltete.

Gerrards Scouting als wichtiger Schlüssel zum Erfolg

Auch weil ihm der langfristige Nutzen einer intakten Infrastruktur wichtiger war als teure Neuverpflichtungen scoutete Gerrard in Nischenmärkten und verpflichtete Spieler, denen der Durchbruch in einer der europäischen Top-5-Ligen nicht zugetraut wurde. Bestes Beispiel: Borna Barisic. Der Linksverteidiger war im Sommer 2018 einer von Gerrards ersten Transfers und kam für schmale 2,4 Millionen Euro vom kroatischen Erstligisten NK Osijek. Von Beginn an setzte der Coach voll auf den heute 28-Jährigen, der in den vergangenen drei Jahren zum Standardschützen Nummer eins der Rangers und Stamm-Nationalspieler Kroatiens aufstieg. Ein Wechsel in die Premier League gilt als wahrscheinlich, zuletzt hatte Leeds United sein Interesse bekundet.

Barisics Konterpart auf der rechten Außenverteidigerposition ist James Tavernier. Der Engländer ist schon seit 2015 im Verein, Kapitän – und bester Scorer der Rangers. Bereits elf Treffer und zehn Assists gelangen dem 29-Jährigen in dieser Saison. Dass die Flügelzange Barisic/Tavernier mit 29 Torbeteiligungen mehr als so einige prominente Sturmreihen vorzuweisen hat, lässt wichtige Schlüsse auf Gerrards Spielsystem zu: Die Rangers agieren in einem ultraoffensiven, hochstehenden 4-3-3, bei dem die nominellen Außenstürmer Ryan Kent und Ianis Hagi (Sohn von Rumänien-Legende Gheorghe, Anm. d. Red.) häufig in den Strafraum einrücken, um Platz für die aufrückenden Außenverteidiger zu schaffen. Ziel ist es, für Überzahl im Raum vor dem gegnerischen Tor zu sorgen und so Barisic und Tavernier gleich mehrere Möglichkeiten anzubieten: Flanke an der Grundlinie, flacher Ball auf Elfmeterpunkthöhe, oder eigener Antritt und Torabschluss.

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Dabei vernachlässigt Gerrard keineswegs die Defensive, wie die erst neun Gegentore in 32 Ligaspielen beweisen. Rücken Barisic und Tavernier auf, öffnet sich die Innenverteidigung für den sich für den Spielaufbau zurückfallenden Sechser, zumeist Routinier Steven Davis, sodass Glasgow aus einer gestaffelten Dreierkette heraus schalten und walten kann. Diese taktischen Feinheiten besitzen immense Parallelen zu Jürgen Klopps "Heavy-Metal-Fußball" in Liverpool. Ein weiteres Argument, das Befürworter einer Wachablösung durch Gerrard im kommenden Sommer anbringen.

Wechsel zu Liverpool? "Wahrscheinlichkeit bei null Prozent"

Doch wie realistisch ist Gerrards Rückkehr bereits im kommenden Sommer?

Nicht sonderlich realistisch, glaubt man dem Mann, der 2018 mit ihm den Vertrag in Glasgow schloss. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Steven in naher Zukunft nach Liverpool zurückkehrt, steht bei null Prozent", sagte der ehemalige Rangers-Vorsitzende Dave King der britischen Nachrichtenagentur "PA Media". Und weiter: "Steven ist nicht der Typ Mann, der Verträge bricht. Er hat seinen Vertrag mit den Rangers in dem Wissen verlängert (bis 2024, Anm. d. Red.), dass von ihm verlangt wird, den Meistertitel zu gewinnen und ihn in der darauffolgenden Saison auch zu verteidigen." Aus persönlichen Gesprächen wisse er, dass die Titelverteidigung, aber auch der Einzug in die Champions-League-Gruppenphase, in Gerrards Planung oberste Priorität genießen.

All das klingt tatsächlich eher so, als hätte Liverpool, sollte es sich von Klopp vorzeitig trennen, schlechte Karten. Vor Vertragsende dürften die Rangers Gerrard wohl nur gegen eine saftige Entschädigung ziehen lassen; so wie es Stadtkonkurrent Celtic mit Brendan Rodgers handhabte: Der Ex-Liverpool-Coach verließ die "Hoops" im Februar 2019 erst nach einer Zahlung von 10,2 Millionen Euro in Richtung Leicester City –Weltrekordablösesumme für einen Trainer. Darunter dürften die Rangers wohl nicht einmal in Gespräche einsteigen – allein schon, um dem Erzrivalen auch diesen Rekord zu nehmen.

Verwendete Quellen
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