Fluch und Spektakel Das erwartet den BVB gegen Tottenham
Pierre-Emerick Aubameyang? Mario Götze? Weder noch. Der erste und gefährlichste Gegner für den englischen Vizemeister Tottenham Hotspur im Champions-League-Auftaktspiel gegen Borussia Dortmund ist kein BVB-Star, sondern das eigene Stadion. Genauer gesagt: Wembley!
Denn dort tragen die Spurs ihre Heimspiele aus, bis der Umbau der eigentlichen Spielstätte an der White Hart Lane vollzogen ist. Trainer Mauricio Pochettino will von einem "Wembley-Fluch" zwar nichts wissen, die Ergebnisse sprechen aber eine andere Sprache. Seit der Eröffnung des neuen Wembley-Stadions im Jahr 2007 hat Tottenham nur zwei der dreizehn dort gespielten Begegnungen gewonnen, die letzte im Dezember 2016 gegen ZSKA Moskau.
Auch in der Premier League warten die Londoner nach der knappen Niederlage gegen Chelsea und dem Remis gegen Burnley noch auf ihren ersten Heimsieg. Einen Zusammenhang mit dem Stadion will Pochettino aber nicht herstellen: "Das hat nichts mit Wembley zu tun, daran waren nur wir schuld“.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Doch hat die schlechte Heimbilanz der Spurs tatsächlich nichts mit Wembley zu tun? An der White Hart Lane war das Spielfeld enger als in anderen Stadien. Das hilft der Mannschaft beim Pressing und hindert den Gegner daran, das Spiel auf die Außenbahnen zu verlagern. Das kommt Tottenham zugute und so ist es kein Zufall, dass die Spurs in der vergangenen Saison mit 21 Siegen und zwei Unentschieden zuhause ungeschlagen blieben. Pochettino ahnte bereits, dass die Größe des Platzes zum Problem werden könnte. Daher beantragte der Klub eine Verkleinerung des Spielfelds in Wembley, was aber abgelehnt wurde. Die Spurs sind dadurch nicht in der Lage, ihren Spielstil auf die übliche Art und Weise einzusetzen.
Eben jene Spielphilosophie ist charakteristisch für Teams, die von Pochettino betreut werden. Als Lieblingsschüler von Marcelo Bielsa ist der Argentinier ein überzeugter Vertreter des Offensivfußballs. Schon während seiner Zeit beim FC Southampton lehrte er seine Spieler eine ganz besondere Art des Pressings. Der Gegner wird auf die Flügel gedrängt, dort werden die Passwege zugestellt. Je kleiner das Spielfeld ist, desto besser funktioniert das. Ein derart geordnetes Pressing verlangt hohe Konzentration, mannschaftliche Geschlossenheit und viel Routine. Deswegen lässt Pochettino seine Mannschaft manchmal sogar dreimal am Tag trainieren.
Hängt Walkers Abgang mit Pochettino zusammen?
Taktisch galt der Trainer lange als unflexibel, aber im Laufe der letzten Saison schüttelte er diesen Ruf durch den Wechsel von seinem Lieblingssystem 4-2-3-1 zum 3-4-3 ab. Dadurch ist die Mannschaft flexibler, sie kann in beiden Formationen spielen. Immer dabei ist ein offensiver Außenverteidiger, der als "falscher Flügelspieler" agiert. Abzuwarten bleibt, ob sich Pochettino auch in Sachen Rotation flexibler aufstellen wird: Nach seiner Idee sollen Verteidiger nur einmal pro Woche spielen. Aus diesem Grund verpasste Kyle Walker in der Vorsaison das entscheidende CL-Spiel in Monaco und das FA Cup-Halbfinale. Vielleicht auch aus diesem Grund wechselte der Nationalspieler im Sommer zu Manchester City.
Pochettinos Fokus liegt also auf der Offensive. Und da sind alle Augen auf Harry Kane gerichtet. Am Samstag in Everton erzielte der Stürmer sein 100. Tor für Tottenham. Der 24-Jährige aus London typisiert den klassischen englischen Mittelstürmer und war der beste Premier-League-Torjäger in den letzten zwei Spielzeiten.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Er zeichnet sich durch einen kraftvollen Schuss aus und ist kopfballstark. Seine herausragendste Eigenschaft ist aber das Tempo, mit der er sein Spiel gestaltet. An seiner Seite spielt ein weiterer "Golden Boy", der 21-Jährige Dele Alli. Schon seit einigen Jahren gilt Alli als eines der größten Talente auf der Insel.
Das spielerische Herzstück der Spurs kommt aber aus Dänemark und heißt Christian Eriksen. Mit 16 Jahren betrat er die Nachwuchsabteilung von Ajax Amsterdam, wo er auf den damaligen Ajax-Trainer Martin Jol traf, der große Stücke auf den jungen Eriksen hielt. Mit 18 Jahren ließ er das Talent in der Eredivisie debütieren. Im Sommer 2013 wollte Jürgen Klopp den Dänen zu Borussia Dortmund lotsen, entschied sich aber letztlich für Henrikh Mkhitaryan.
Spurs-Kader strotzt vor Talenten
Eriksen wechselte für 13 Millionen zu den Spurs und wurde unter Pochettino schnell zu einem unverzichtbaren Spieler: Von seiner Position hinter den Spitzen glänzt er sowohl als Vorlagengeber als auch im Zusammenspiel mit Kane. Außerdem ist er extrem gefährlich bei Freistößen. Dank seines Treffers gegen Everton ist Eriksen, zusammen mit Niklas Bendtner, der beste dänische Torjäger in der Geschichte der Premier League.
Als Sechser wird Eric Dier spielen, der im Nachwuchszentrum von Sporting Lissabon ausgebildet wurde und in seiner Spielweise den robusten englischen Stil mit der eher eleganten portugiesischen Spielart vereint. Mit Verteidiger Kyle Walker-Peters und Mittelfeldmann Josh Onomah stehen zudem zwei Protagonisten des englischen Triumphs bei der letzten U20-WM im Kader.
Und dann ist da noch ein alter Bekannter von BVB-Coach Peter Bosz: Der kolumbianische Innenverteidiger Davinson Sánchez Mina, den der Holländer zu seiner Zeit bei Ajax in der Startelf einsetzte, obwohl er damals erst 19 Jahre alt war. Nach den starken Leistungen in der Europa League verpflichtete ihn Tottenham für 40 Millionen Euro. Jetzt trifft er auf seinen alten Lehrmeister.