Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Superstar Mbappé und das Wahnsinnsangebot Er nimmt das Geld von den Reichen
Millionen Fußballfans blicken momentan auf ihn: Kylian Mbappé. Der französische Starspieler hat wohl ein Angebot bekommen, das man schwer ausschlagen kann – oder?
Es wäre der wohl verrückteste Deal, den die Fußballwelt je gesehen hat. Für einen Wechsel von Superstar Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain zu al-Hilal wäre der saudische Klub angeblich bereit, ein Gesamtpaket von einer Milliarde Euro zu schnüren: 300 Millionen Euro würden als Ablöse an PSG gehen, 700 Millionen Euro für einen Einjahresvertrag an Mbappé.
Die Nachrichtenagentur AFP will von dem Angebot durch eine vereinsnahe Quelle erfahren haben. Paris habe dem Klub wohl die Erlaubnis erteilt, mit dem französischen Nationalspieler zu verhandeln. Und Mbappé? Der hat eigentlich noch bis zum kommenden Sommer einen Vertrag beim französischen Hauptstadtklub, hatte zuletzt jedoch erklärt, seinen 2024 auslaufenden Kontrakt nicht verlängern zu wollen. Seither gibt es Streit zwischen Spieler und Verein – und Spekulationen um einen Wechsel.
Am wahrscheinlichsten galt bislang ein Deal mit dem spanischen Rekordmeister Real Madrid. Doch Real hat bisher kein Angebot abgegeben. In Madrid werden sie jedoch genau hinschauen, denn sollte ein Transfer nach Saudi-Arabien wirklich zustande kommen, könnte Kylian Mbappé im nächsten Sommer ablösefrei zu Real wechseln.
Steckt hinter all dem also vielleicht ein ausgeklügelter Plan? Greift Mbappé die richtig große Kohle ab, riskiert einen Karriererückschritt, um danach dann aber seinem Traum im Real-Trikot nachzukommen? Der französische Starspieler hat sich bisher nicht selbst geäußert, aber eine alles überstrahlende Frage steht nun im Raum:
Sollte Superstar Kylian Mbappé den Deal annehmen?
Es ist ein Angebot, das er nicht ablehnen kann
Das letzte Mal, als es hieß "Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann", war der Absender Mafiaboss Vito Corleone in Francis Ford Coppolas Filmklassiker "Der Pate". Dieses Mal kam das Angebot nicht von einem erdachten Mafioso, sondern dem saudischen Fußballklub al-Hilal. Manche werden sagen, dass der Unterschied hier nicht sonderlich groß ist.
700.000.000 Euro – lassen Sie die Zahl auf sich wirken – kann Kylian Mbappé dort verdienen. Wohlgemerkt in nur einem Jahr. Das sind gut 58,3 Millionen Euro im Monat oder 1,91 Millionen Euro am Tag. Selbst für einen Fußball-Millionär sehr viel Geld und der größte Deal der Sportgeschichte. Ein Vertrag in einer bizarren Größenordnung – einer neuen Sphäre.
Sportlich wäre der Wechsel natürlich ein Abstieg: Paris Saint-Germain ist ein europäischer Topklub, während das Niveau der Saudi Professional League trotz vieler prominenter Neuzugänge sportlich überschaubar bleibt. Aber was soll's. Es ist nur ein Jahr! Danach kann Mbappé ablösefrei zu seinem vermeintlichen Wunschklub Real Madrid wechseln und hat noch genügend Zeit, die Champions League bis zu seinem Karriereende gleich mehrfach zu gewinnen. Und: Um seinen Platz im französischen EM-Kader bräuchte sich Mbappé nicht zu sorgen, denn das Fußballspielen verlernt ein Ausnahmekönner wie der 24-Jährige auch in Saudi-Arabien nicht.
Kommen wir zum nächsten Punkt: Ist es verwerflich, das Geld der Saudis zu nehmen? Ja! Aber ist es nicht sogar noch verwerflicher, es nicht zu nehmen? Sehen Sie Mbappé als modernen Robin Hood. Er nimmt das Geld von den Reichen und könnte damit viel mehr Gutes tun, als der saudische Staatsfonds (Mehrheitseigner des Klubs) es jemals tun würde.
Klar, das muss er auch erst mal machen. Die Vergangenheit zeigt jedoch, dass Mbappé bereits häufiger mit sozialem Engagement aufhorchen ließ. Nach dem Gewinn der WM 2018 spendete der damals 19-jährige Stürmer seine komplette Prämie der Wohltätigkeitsorganisation "Premiers de Cordée" (organisiert u.a. Sportveranstaltungen für körperlich behinderte Kinder), zuletzt unterstützte er nach den schweren Erdbeben in der Türkei die Hilfs- und Solidaritätskampagne "Schulter an Schulter".
Es ist und bleibt ein Angebot, "das er nicht ablehnen kann" – und auch nicht sollte!
Nein, es wäre ein ganz großer Fehler
Es gibt momentan zwei Spieler, die als Versprechen für die Zukunft gelten: Erling Haaland und eben Kylian Mbappé. Sie sind für Millionen von Fußballfans die logischen Nachfolger von Cristiano Ronaldo und Lionel Messi, die inzwischen beide in Ligen spielen, die fernab der öffentlichen Wahrnehmung ihrem Alltag frönen: die MLS in den USA und die Saudi Professional League in Saudi-Arabien.
Und da kommen wir schon zum Punkt: Denn genau in die zweite genannte Liga könnte nun Kylian Mbappé wechseln. Wenn, ja, wenn er dem irren Angebot über 700 Millionen Euro für einen Einjahresvertrag nicht widerstehen kann. Viele Menschen werden im ersten Effekt sagen: "Klar muss er das annehmen, das MUSS er machen." Und man möchte zustimmen, es geht um eine Wahnsinnssumme.
Allerdings: Es wäre der wohl größte Fehler, den er machen kann. Kylian Mbappé würde – trotz der ganzen bekannten Spieler, die sich in diesem Sommer auf den Weg nach Saudi-Arabien gemacht haben – in einer sportlich eher zweitklassigen Liga spielen, also ein Jahr auf höchstem Niveau verlieren. Und vom Geld leiten lassen? Ist ja nicht so, als hätte er schon eine Menge davon in seiner noch jungen Karriere verdient (momentan geschätzte 72 Millionen Euro im Jahr).
Mbappé ist erst 24 Jahre alt, ein Schritt in eine solche Liga käme zehn Jahre zu früh. Was Hoffnung macht: Der Weltmeister ist sehr ambitioniert, will immer das Höchste erreichen, weswegen er auch seinen Vertrag in Paris nicht verlängern will. Denn da blieb ihm das Höchste, was der Vereinsfußball in Europa zu bieten hat, der Gewinn der Champions League, bisher verborgen.
Das muss frustrierend sein, vor allem auch mit Blick auf seinen wohl größten Widersacher Erling Haaland, der ein Jahr jünger ist und in diesem Sommer den begehrten Pokal in die Luft stemmen durfte. Zudem steht im nächsten Jahr die Europameisterschaft in Deutschland an. Auf dem Weg dahin muss er sich mit den Besten duellieren.
Mbappé sollte das irrwitzige Angebot aus Saudi-Arabien ablehnen, das eine Jahr noch in Paris bleiben, sich im schlimmsten Fall erstmal auf die Bank setzen lassen (am Ende wird PSG das trotz eventueller Ankündigung nicht durchziehen) oder einfach hoffen, dass noch ein anderes Angebot reinkommt. Manchester United und neuerdings der FC Barcelona sollen interessiert sein – beides Vereine, die Kylian Mbappé auch eine Menge Geld bieten dürften.
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- stern.de: PSG-Star Kylian Mbappe spendet komplette WM-Prämie
- gazetefutbol.de: Kylian Mbappe unterstützt die "Schulter an Schulter"-Kampagne