Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.EM-K.o. für die Nationalelf Diese schlimme Niederlage verändert alles
Die deutsche Nationalmannschaft war der Angstgegner der englischen. Bis heute. Nun haben die Briten mit voller Wucht zurückgeschlagen, die DFB-Elf in eine der größten Krisen und Trainer Löw mit einer bitteren Niederlage vorerst in Rente geschickt.
WAS FÜR EIN DRAMA. WAS FÜR EIN SCHOCK. WAS FÜR EIN DESASTER.
Deutschland ist raus bei der Europameisterschaft. Gegen den Erzrivalen England. Mit 0:2 im Achtelfinale.
Dabei hatte die Nationalmannschaft in den letzten 55 Jahren jedes K.o.-Spiel gegen England gewonnen. Jedes einzelne seit dem einzigen Weltmeistertitel der Engländer 1966.
Ein Vierteljahrhundert hatten nicht nur deutsche Fußballfans von der Europameisterschaft 1996 gezehrt. Von dem Halbfinalsieg im Elfmeterschießen. Von dem Titelgewinn im Finale gegen Tschechien. Im Londoner Wembleystadion. Von der Tragödie um den heutigen England-Trainer Gareth Southgate, der damals den entscheidenden Elfmeter verschoss und noch heute sagt: "Das habe ich mehr als 20 Jahre mit mir herumgetragen."
Mehr als 30 Jahre war der deutsche Fußball stolz auf die Aussage von Gary Lineker nach dem Aus der Engländer im Halbfinale der Weltmeisterschaft 1990 nach Elfmeterschießen. "Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen", sagte der frustrierte Stürmer damals.
Oder das letzte Duell im Achtelfinale der WM 2010: Deutschland siegte 4:1. Damit war alles gut – bis heute.
Unglaublich: Bei einer Europameisterschaft hatte England noch nie ein Spiel in der K.o.-Phase in der regulären Spielzeit gewonnen.
Jetzt schon. Dieses Spiel verändert alles.
Hat sich die deutsche Mannschaft gewehrt? Ja. Hat sie gekämpft? Durchaus. Aber sie war hilflos. So darf eine deutsche Nationalmannschaft nicht auftreten. Nicht in einem Achtelfinale. Nicht gegen England.
Die Niederlage ist eine Katastrophe. Und: Ja, der deutsche Fußball liegt am Boden.
- Deutschland ist zum ersten Mal in zwei aufeinander folgenden Turnieren nicht ins Viertelfinale gekommen – trotz fünf Weltmeistern und elf Champions-League-Siegern im EM-Kader.
- In der Nations League hat nur eine Uefa-Neuerung die Nationalelf vor dem Abstieg bewahrt.
- Im Weltfußball zittert niemand mehr vor Deutschland nach dem Vorrundenaus bei der WM 2018, dem 0:6 gegen Spanien oder dem 1:2 gegen Nordmazedonien.
- Selbst die Engländer haben ihr Trauma überwunden – nach mehr als einem halben Jahrhundert.
Die Ära Joachim Löw endet nach 15 Jahren an einem Tiefpunkt. Der Weltmeistertrainer ist auf Normalmaß zusammen geschrumpft. Hätte er seinen Abschied nicht schon verkündet, würde der DFB ihn nun vom Hof jagen (müssen). Trotz aller Verdienste.
Löw hat Deutschland zum Weltmeister gemacht – und danach sein Denkmal selbst wieder eingerissen. Das Aus 2018 ging auf seine Kappe, weil er jegliche Entwicklung im europäischen Fußball verschlafen hat. Der Umbruch ohne Jérôme Boateng, Thomas Müller und Mats Hummels ging komplett in die Hose – die Rückholaktion von Müller und Hummels kam viel zu spät.
Löw überlässt seinem Nachfolger Hansi Flick eine Großbaustelle. Und dem ganzen Land den Hohn und Spott der Engländer – womöglich für die nächsten 55 Jahre.