Regenbogenflagge Achtelfinale gegen England im Fokus
München (dpa) - Nach der Aufregung rund um das Vorrundenspiel Deutschland gegen Ungarn (2:2) im Münchner EM-Stadion dürfte nun zunächst wieder etwas Ruhe einkehren - zumindest in den sozialen Netzwerken.
Dort hatten sich am Vorabend die Beiträge regelrecht überschlagen. Denn die UEFA hatte einen Antrag von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) abgelehnt, die Arena im letzten Gruppenspiel der DFB-Elf in Regenbogenfarben zu erleuchten. Dieses Verbot hatte eine breite Welle der Empörung und Solidarität ausgelöst - während des Spiels trendete der Hashtag #GERHUN mit weit mehr als 150 000 Tweets.
Im Stadion schwenkten etliche Fans Regenbogenfähnchen, ein Flitzer in Deutschland-Trikot und mit Regenbogenfahne stürmte auf das Spielfeld. Torwart Manuel Neuer trug erneut seine Regenbogen-Kapitänsbinde, Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich mit einer entsprechend bunten FFP2-Maske. Zeitungen und TV-Sender zeigten die Farbenvielfalt, die sich auch vor dem Stadion und in der Stadt widerspiegelte. Zahlreiche Gebäude wurden entsprechend beflaggt oder gar beleuchtet - auch in vielen anderen Städten Deutschlands, wo zusätzlich noch Fußballstadien in bunten Farben erstrahlten.
Schon vor dem Spiel hatte die Regenbogenfahne als Symbol für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren, für Emotionen gesorgt. Als sich Hunderte ungarischer Fans auf einem zentralen Platz in Stimmung brachten, gab es auch einige abfällige Äußerungen. Vereinzelt waren "schwul, schwul Deutschland schwul"-Rufe zu hören. Die Polizei nahm einige Fans wegen des Abbrennens von Rauchtöpfen fest, einen auch wegen des Zeigens des Hitlergrußes. Ansonsten kam es zunächst zu keinen nennenswerten Zwischenfällen, wie ein Polizeisprecher sagte.
Allerdings wurden die Maskenpflicht und die Abstandsregeln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie im Stadion erneut nicht konsequent eingehalten. Zwar hätten viele im Stadion eine Maske getragen, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) der Deutschen Presse-Agentur nach dem Spiel. Aber: "Bedauerlich ist, dass sich die ungarischen Fans so gut wie gar nicht an die Regeln gehalten haben. Die Hygieneregeln gelten auch für Fans mit langen Anreisen aus dem Ausland, denn die Pandemie kennt keine Grenzen."
Dies gilt nach der glimpflich ausgegangenen Zitterpartie nun auch für die Anhänger der deutschen Mannschaft. Die DFB-Elf spielt nämlich im Achtelfinale kommenden Dienstag (18.00 Uhr) im Londoner Wembley-Stadion gegen England. Ein Fußball-Klassiker, der bei deutschen Fans gute Erinnerungen weckt: Im Halbfinale der EM 1996 schlug Deutschland in Wembley den Erzrivalen England im Elfmeterschießen - und wurde danach Europameister.
Nach dem Ende des Spiels gegen Ungarn kam es in der Nacht zu Donnerstag weder im Stadion, noch in der Münchner Innenstadt zu nennenswerten Zwischenfällen, wie die Polizei mitteilte. Aufgrund der "aufgeheizten Stimmung" seien zu Beginn der zweiten Halbzeit Einsatzkräfte im Block der ungarischen Fans bereitgehalten worden, die nach der Partie einen möglichen Platzsturm hätten verhindern sollen - doch es sei ruhig geblieben. Während des gesamten Polizeieinsatzes kam es lediglich zu Festnahmen wegen des Entzündens von Pyrotechnik und wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.