Champions League Klopps Liverpool bereit für Real Madrid
London (dpa) - Mit seiner neuen Brille weckte Liverpool-Coach Jürgen Klopp Erinnerungen an ein anderes, berühmtes Idol der Stadt. Das Retro-Gestell, das der 53-Jährige beim klaren 3:0-Sieg gegen Arsenal auf der Nase trug, ähnelt der Brille, die für Ex-Beatle John Lennon zum Markenzeichen wurde.
Und vielleicht brachte sie Klopp auch ein wenig Glück. In London zeigte der englische Fußballmeister Liverpool endlich wieder eine meisterliche Leistung - und will den Schwung mitnehmen in das Champions-League-Viertelfinale am Dienstag (21.00 Uhr) beim spanischen Champion Real Madrid.
Es ist das erste Mal, dass die beiden europäischen Schwergewichte - Liverpool hat sechs, Real 13 Titel - seit dem berüchtigten Champions-League-Endspiel am 26. Mai 2018 aufeinandertreffen. Und Liverpool sinnt nach der unglücklichen 1:3-Niederlage in Kiew auf Revanche. "Das war ein harter Abend für uns", sagte Klopp unmittelbar nach der Auslosung der Begegnung im März, "es ist also cool für uns, dass wir die Gelegenheit haben, wieder gegen sie zu spielen."
Nach der Ankunft in Madrid betonte Klopp am Montagabend, dass er keine Revanchegelüste verspürt. "Generell: Es ist keine Revanche. Aber es wäre schön, Real Madrid auszuschalten, denn das bedeutet, dass wir eine Runde weiter sind", sagte er auf einer im Internet übertragenen Pressekonferenz.
Vorfreude auch bei Stürmerstar Mohamed Salah, der am Samstag bei Arsenal erstmals seit Liverpools 2:0-Achtelfinal-Sieg gegen RB Leipzig wieder ein Tor erzielte. "Sagen wir einfach, ich habe eine besondere Motivation, die Partie zu gewinnen und das Halbfinale zu erreichen", sagte der Ägypter vor dem mit Spannung erwarteten Duell der Europapokal-Giganten der spanischen Zeitung "Marca".
2018 war Salah im Olympiastadion nach nur einer halben Stunde ausgewechselt worden, weil er sich bei einem Zweikampf mit Reals Kapitän Sergio Ramos verletzt hatte. Obendrein traf Ramos mit seinem Ellenbogen später auch noch Loris Karius am Kopf. Dem Torwart, der momentan auf Leihbasis für den 1. FC Union Berlin spielt, unterliefen anschließend zwei schwere Patzer, die zu Gegentoren führten.
"Was jetzt (im Viertelfinale) passiert, wird das Ergebnis vom Endspiel in Kiew nicht mehr ändern. Das Spiel ist Vergangenheit", sagte Salah und spielte auch das Wiedersehen mit Ramos herunter. "Jeder denkt über sein eigenes Team nach, und jeder will gewinnen. Das ist alles." Im Hinspiel fehlt der Real-Kapitän seiner Mannschaft ohnehin verletzungsbedingt. Auch der Einsatz der angeschlagenen Leistungsträger Fede Valverde und Eden Hazard ist fraglich.
Trainer Zinedine Zidane, der den Wettbewerb 2016, 2017 und 2018 dreimal hintereinander mit Real gewann, ist trotzdem hoffnungsvoll. "Wir haben dieses Jahr viel gelitten, aber jetzt genießen wir unsere gute Form", sagte der Franzose nach dem 2:0-Sieg gegen SD Eibar, bei dem die Königlichen zwar nicht glänzten, aber dennoch überzeugten. Die Formkurve von Toni Kroos & Co. zeigt tatsächlich nach oben. Zuletzt gab es vier Siege in Serie, seit elf Begegnungen ist Madrid ungeschlagen. Man habe mehr Selbstvertrauen, beteuerte Zidane.
Das hat auch Liverpool spätestens seit Samstag wieder. Von einer Krise war beim 3:0 gegen Arsenal nichts mehr zu spüren. Auch die Verletztenlage bessert sich. Und der eingewechselte Diogo Jota, den die Reds zu Beginn des Jahres schmerzlich vermisst hatten, empfahl sich mit zwei Toren für die Startaufstellung in Madrid, wo die Teams wegen der Pandemie und des Umbaus im Bernabeu dieses Mal im Alfredo-Di-Stéfano-Stadion gegeneinander spielen.
Liverpool mischt in der Premier League nun auch wieder im Rennen um die Champions-League-Plätze mit. Es gäbe noch einen anderen Weg, sich für die nächste Saison in der Königsklasse zu qualifizieren - indem Liverpool den Wettbewerb in diesem Jahr wie 2019 gewinnt. Mit einem starken Endspurt könnte die Klopp-Elf die schwierige Saison, die schon als total verkorkst galt, vielleicht doch noch erfolgreich abschließen.