29. Spieltag Nach Schlappe gegen Bayern: BVB-Kantersieg in Paderborn
Paderborn (dpa) - Borussia Dortmund hat die Titel-Vorentscheidung im Liga-Gipfel gegen den FC Bayern München und die Diskussionen um die Zukunft von Trainer Lucien Favre sportlich stark verkraftet und ein Torfestival geboten.
Fünf Tage nach der Niederlage gegen den alten und wohl auch neuen deutschen Meister besiegte der BVB den SC Paderborn am Sonntag nach Anlaufschwierigkeiten verdient mit 6:1 (0:0). Dortmund verkürzte den Rückstand auf den Spitzenreiter aus München damit wieder auf sieben Punkte - der achte Titel in Serie sollte für die in Topform spielenden Bayern dennoch nur noch Formsache sein.
Favre klatschte seine Spieler mit der Faust ab, große Euphorie wollte trotz des Torfestivals beim BVB nach dem Abpfiff aber nicht aufkommen. Thorgan Hazard in der 54. Minute, Dreifach-Torschütze Jadon Sancho (57./74./90.), Achraf Hakimi (85.) und der eingewechselte Marcel Schmelzer (89.) erzielten in einer munteren Partie die Tore für den Revierclub, der die Paderborner weiter in Richtung Abstieg in die 2. Fußball-Bundesliga beförderte.
Vom Titel wollen aber die BVB-Profis auch nach dem Kantersieg nicht mehr reden. "Wir geben alles, um jedes Spiel zu gewinnen, Alles andere liegt nicht mehr in unserer Hand", sagte Torhüter Roman Bürki. Sein Trainer Lucien Favre ergänzte: "Es wird brutal schwer".
Beim TV-Sender Sky verriet Favre zudem, dass er trotz des 0:0 zur Pause nicht viele Worte verloren habe: "Ich habe fast nichts gesagt. Nur, dass wir weiter spielen müssen. Wir wollten keine Konter kriegen und haben es weiter so gemacht, wie in der ersten Halbzeit."
Der Rückstand des von Steffen Baumgart trainierten Tabellenletzten auf den Relegationsplatz beträgt bei noch fünf ausstehenden Spielen wohl nicht mehr aufzuholende acht Punkte. Uwe Hünemeier schoss mit einem verwandelten Handelfmeter das einzige Tor für Paderborn (72.).
Baumgart hatte angekündigt, mit seinem Team gegen den großen Favoriten "mutig" spielen zu wollen und genauso trat der SCP zu Beginn auf. Dortmund hatte zwar häufig den Ball, doch durch schnelles Umschalten waren die Gastgeber zunächst die gefährlichere Mannschaft. "Bis zum 2:1, 3:1 waren wir noch gut dabei", urteilte der Coach. "Das was ärgerlich ist, sind die letzte drei Tore. Das ist dann auch enttäuschend."
Zum Ende einer turbulenten Woche hatte Hazard, der den verletzten Youngster Erling Haaland im Sturmzentrum vertrat, die erste Gelegenheit für die Borussia. Freistehend scheiterte er aber aus spitzem Winkel an SCP-Keeper Leopold Zingerle (17.). Während Baumgart seine Abwehrreihen gegen den stärker werdenden BVB fast permanent gestenreich anfeuerte und sortierte, verfolgte Favre die Darbietung seines Teams vergleichsweise ruhig aus der Coachingzone. Nur punktuell griff der 62-Jährige, über dessen Perspektive in Dortmund in den vergangenen Tagen nicht zum ersten Mal heftig debattiert worden war, ordnend in das Spiel seiner Mannschaft ein.
Der Revierclub erspielte sich gegen leidenschaftlich verteidigende und konternde Paderborner bis zur Pause eigentlich genug Chancen, um in Führung zu gehen. Doch Emre Can (37./44.) und Julian Brandt (45.) nutzten ihre Möglichkeiten aber nicht. Nach dem Seitenwechsel wurde die Überlegenheit des BVB drückend. Neun Minuten nach Wiederanpfiff drückte Hazard den Ball aus fünf Metern am schon geschlagenen Zingerle vorbei über die Linie.
Und die Borussia legte nach: Nach Vorarbeit von Brandt erhöhte Jadon Sancho auf 2:0. Beim Torjubel zeigte der Engländer ein Shirt mit dem Schriftzug "Justice for George Floyd" und demonstrierte damit wie auch schon andere Bundesligaprofis an diesem Wochenende seine Solidarität mit dem in Minneapolis bei einem Polizei-Einsatz getöteten Afroamerikaner. Auch Teamkollege Hakimi trug ein Shirt mit diesem Schriftzug.
Paderborn gab auch nach dem Dortmunder Doppelschlag nicht auf und wurde mit dem Anschlusstreffer belohnt. Hünemeier traf, nachdem Can einen Schuss im Strafraum mit dem Arm abgeblockt hatte. Sancho, Hakimi und Schmelzer hatten jedoch die passenden Antworten parat und sorgten mit ihren Toren für den Endstand.