Chaos bei den "Löwen" Rücktritt unter Tränen: Bierofka nicht mehr 1860-Trainer
Der Publikumsliebling schmeißt bei den Münchnern hin – und der Traditionsverein droht mal wieder im Chaos zu versinken.
Daniel Bierofka hatte seine dunkelblaue Basecap tief in sein bärtiges Gesicht gezogen, doch die Tränen in seinen Augen waren gut zu erkennen. "Es ging einfach nicht mehr. Ich kann nicht mehr zurück", sagte er, als er am Dienstagnachmittag das Klubgelände von 1860 München an der Grünwalder Straße verließ – da war Bierofka angeblich schon nicht mehr Trainer des traditionsreichen, aber wieder einmal heillos zerstrittenen Drittligisten.
Der Fanliebling hat hingeschmissen. Die ewigen internen Querelen haben den 40-Jährigen zermürbt. Sechzig ohne Kultcoach Bierofka? "Ehrlich gesagt, nicht vorstellbar für mich", sagte Löwen-Torjäger Sascha Mölders noch am Samstag nach dem erlösenden 4:2 des Tabellen-15. gegen Viktoria Köln. Drei Tage später ist das Undenkbare wohl wahr geworden – und 1860, das die Trennung zunächst nicht bestätigte, steht mal wieder als Chaosklub da.
Ismaik: "Ich bin entsetzt"
Zumal der umstrittene Investor Hasan Ismaik mit Entrüstung auf die Nachricht reagierte. "Ich bin entsetzt, mit welchen Methoden Daniel Bierofka beim TSV 1860 beschädigt wird. Seit Monaten wird unser Trainer gemobbt. Für mich ist das eine Schande, die ich nicht in Worte fassen kann", schrieb der jordanische Geschäftsmann in den Sozialen Medien. Zudem behauptete er, "99 Prozent der Fans" stünden "geschlossen" hinter Bierofka.
Tatsächlich genießt Bierofka in München-Giesing Kultstatus. Zwischen 2000 und 2002 sowie von 2007 bis 2014 bestritt der ehemalige Nationalspieler 219 Begegnungen für die Löwen (29 Tore), danach bekleidete er als Trainer verschiedene Positionen im Verein. Dass er die erste Mannschaft nach dem Absturz in die viertklassige Regionalliga 2017 übernahm und wieder in den Profifußball führte, dürften ihm die Sechziger nie vergessen.
Schon im Sommer gab es Diskussionen
Bierofkas Vertrag lief bis 2022, dem Vernehmen nach einigte er sich mit der Klubführung aber auf eine Aufhebung der Arbeitsbeziehung. Er vermisste allem Anschein nach den Rückhalt der Bosse. Nach dem Sieg gegen Köln hatte er Querschüsse beklagt, die nicht zum ersten Mal aus dem "inneren Zirkel des Vereins" gekommen seien. "Lange schaue ich mir das nicht mehr an", betonte er – und behielt recht.
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Schon im Sommer hatte Bierofka sich darüber beschwert, dass sich die Verantwortlichen nicht intensiv genug um neue Spieler bemühten. Zugleich musste er sich Diskussionen um sein angeblich zu hohes Gehalt erwehren. Das ist jetzt vorbei. Wie es ohne ihn bei den Löwen weiter geht, blieb zunächst offen.
- Nachrichtenagentur SID