WM-Viertelfinale Olympia 2020 nach WM-Aus ohne Fußball-Frauen
Rennes (dpa) - Von Oliver Bierhoff gab es Rückendeckung für Martina Voss-Tecklenburg. Und schon bald nach dem bitteren WM-Aus und der verpassten Olympia-Qualifikation blickte auch die Bundestrainerin nach vorne.
"Diese Mannschaft hat Potenzial und eine Zukunft", sagte die 51-Jährige nach dem 1:2 im WM-Viertelfinale gegen Schweden. "Weil wir ein Spiel verloren haben, stellen wir nicht alles in Frage", sagte Voss-Tecklenburg. Sie hatte nach dem Experiment mit Steffi Jones die Frauen-Mannschaft Ende des vergangenen Jahres von Interimstrainer Horst Hrubesch übernommen.
"Martina Voss-Tecklenburg hat in der kurzen Zeit schon sehr viel bewegt, wir haben viele tolle Ansätze gesehen, die Erneuerung schreitet voran. Dafür können wir uns bei Martina und ihrem Trainerteam nur bedanken und sie ermuntern, diesen Weg konsequent fortzusetzen", erklärte Bierhoff, der Direktor Nationalmannschaften und Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), in einer Verbandsmitteilung. "Toller Kampf und Werbung für den Fussball. Sehr schade für die Spielerinnen der @DFB_Frauen und uns alle", twitterte Außenminister Heiko Maas (SPD).
Doch bei den deutschen Fußballerinnen gab es zunächst Tränen der Enttäuschung. Auch Voss-Tecklenburg lief nach ihrer ersten Niederlage als Bundestrainerin mit versteinerter Miene über den Rasen in Rennes. Für die Olympiasiegerinnen aus Deutschland war in Frankreich der WM-Titeltraum jäh geplatzt. Noch viel schlimmer: Auch Olympia im kommenden Jahr findet ohne den achtmaligen Europameister statt. "Das ist für den deutschen Frauen-Fußball bitter", sagte die frühere Nationalspielerin und ARD-Expertin Nia Künzer.
Keeperin Almuth Schult stellte fest: "Das ist nicht zu erklären, nicht zu entschuldigen, das ist bitter und wir sind sehr enttäuscht." Man habe nicht zwingend genug gespielt. "Das muss man sich dann auch eingestehen. Heute hat ein kleines Quäntchen gefehlt."
Dabei hatte es für die DFB-Frauen gut begonnen: Doch nach der Führung von Lina Magull (16. Spielminute) drehten die starke Sofia Jakobsson (22.) und Stina Blackstenius (48.) vor 25 301 Zuschauern im Roazhon Park die Partie. Damit feierten die Schwedinnen den ersten Sieg über Deutschland seit mehr als vier Jahren.
Weil sich nur die drei besten europäischen Teams für die Sommerspiele 2020 in Tokio qualifizieren, können die Olympiasiegerinnen von Rio 2016 in Japan nicht erneut um Gold spielen. Während die deutsche Mannschaft am Sonntag enttäuscht die Heimreise antreten wird, trifft Schweden nach dem ersten Sieg gegen Deutschland bei einem großen Turnier seit 24 Jahren im Halbfinale am kommenden Mittwoch auf Europameister Niederlande. In der Vorschlussrunden-Partie am Dienstag ermitteln England und Titelverteidiger USA den ersten Finalisten.
Voss-Tecklenburg verzichtete zunächst auf Spielmacherin Dzsenifer Marozsan, die nach ihrem Zehenbruch zum WM-Auftakt als Alternative auf der Bank Platz nahm. Die Bundestrainerin betonte stets, wie wichtig es sei, gute Einwechselspielerinnen zu haben, falls es nicht wie gewünscht läuft. So behielt sie Schweden-Schreck Marozsan zunächst in der Hinterhand und brachte sie zu Beginn der zweiten Spielhälfte. "Wir glauben, dass der Mehrwert größer ist, sie im Laufe des Spieles zu bringen", erläuterte Co-Trainerin Britta Carlson in der ARD. Doch der Plan ging nicht auf. Zudem überraschte das Trainerteam mit weiteren personellen und taktischen Änderungen.
Trotzt brütender Hitze - es wurden zwischendurch Trinkpausen eingelegt - schonten sich beide Teams nicht. Die Anfangsphase dominierte die DFB-Auswahl. Gleichwohl hatte Schweden die erste gute Chance durch Jakobsson, die aber an der reaktionsschnellen DFB-Keeperin Almuth Schult scheiterte.
Dennoch war die DFB-Führung nach einer guten Viertelstunde verdient. Einen tolles Zuspiel von Sara Däbritz nutzte Magull mit ihrem zweiten Turniertor fast artistisch zum 1:0. Allerdings währte die Freude nur kurz. Als Innenverteidigerin Marina Hegering sich bei einem Befreiungsschlag von Linda Sembrant verschätzte, zog die starke Jakobsson davon und vollendete per Flachschuss zum 1:1.
Deutschland zeigte sich vom ersten Gegentor im Turnier ein wenig geschockt, denn die Schwedinnen waren nun wesentlich besser im Spiel und bei ihren überfallartigen Kontern stets gefährlich. Erneut musste Schult bei einem Schuss von Blackstenius (37.) retten.
Kurz nach dem Wechsel dann aber der nächste Rückschlag. Einen Kopfball von Fridolina Rolfö konnte Schult gerade noch parieren, doch Blackstenius war im Nachsetzen zur Stelle, und Deutschland lag erstmals beim Turnier im Rückstand. Am Ende fehlten wohl auch die Kräfte gegen die defensiv starken Schwedinnen.