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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Duell gegen Frankreich Schicksalsspiel für Löw und die Nationalmannschaft
Bei einer Pleite gegen den amtierenden Weltmeister drohen dem Bundestrainer und der Nationalmannschaft richtungsweisende Konsequenzen. Die Anspannung ist groß.
"Wir haben nichts zu verlieren", sagte Bundestrainer Jogi Löw auf der Pressekonferenz vor dem wohl vorentscheidenden Spiel in der Nations League gegen Frankreich an diesem Dienstag (20.45 Uhr, im Liveticker bei t-online.de). Tatsächlich stehen er und seine Mannschaft mit dem Rücken zur Wand.
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Wäre Löw bei einer Niederlage noch haltbar?
Bei einer Niederlage wäre der Abstieg aus der höchsten Spielklasse der Nations League sehr wahrscheinlich, selbst ein Sieg im abschließenden Spiel gegen die Niederlande (19.11) könnte dann zu wenig sein. Das DFB-Team würde nicht mehr zu den besten zwölf Mannschaften Europas gehören. Nach dem Vorrunden-Aus bei der WM könnte es ein weiteres Debakel für den größten nationalen Sportverband der Welt geben.
Jogi Löw wäre dann, trotz Vertrag bis 2022 und großer Verdienste in der Vergangenheit, wohl nicht mehr haltbar und könnte schon in wenigen Tagen seines Amtes enthoben werden. Aus alter Verbundenheit würde die Entscheidung möglicherweise als Rücktritt Löws verkauft.
Verstummt die Kritik an Löw mit einem Sieg?
Bei einem Unentschieden wäre die Situation besser: die Chancen auf einen Klassenerhalt durch einen Sieg gegen die Niederlande würden steigen, auch wenn der Gruppensieg rechnerisch trotzdem nicht mehr möglich wäre. Löw bekäme wohl bis zum November eine letzte Chance, sich und seine Fähigkeiten beim Umbau der Nationalelf zu beweisen.
Und bei einem Sieg gegen den Weltmeister? Dann würde die Schmach von Amsterdam wohl schnell in Vergessenheit geraten und die Diskussionen um Löws Zukunft vorerst verstummen. Sportlich wäre die Nationalelf damit allerdings längst noch nicht gesichert. Eine Pleite im Rückspiel gegen Erzrivale Holland könnte trotzdem den Abstieg bedeuten.
Partie in Paris ist ein Endspiel
Die Beteiligten gehen mit der Situation durchaus unterschiedlich um. Der grippegeschwächte Löw beteuerte auf der Pressekonferenz vor dem Spiel, er könne den Druck aushalten und fühle sich davon nicht beeinträchtigt. Er lachte, scherzte – und beantwortete die Fragen so entspannt wie immer. Alles nur Fassade? Direkt nach der Pleite gegen Holland wirkte Löw sichtlich angeschlagen, verlor für kurze Zeit die Fassung, als er von einem britischen Journalisten auf einen möglichen Rücktritt angesprochen wurde. Das zeigt: Die Situation nagt stärker am Bundestrainer, als er es zeigen will.
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Die Spieler machen aus ihrer Verunsicherung kein so großes Geheimnis. Die Reaktionen nach der Pleite in Amsterdam waren gereizt, verärgert und teilweise ratlos. Auch beim Abschlusstraining im Stade de France zeigten sich die Spieler angespannt. Alle wissen: Die Partie in Paris ist in vielerlei Hinsicht ein Endspiel.