Ex-Profi zur Causa Özil Cacau: Özils Rassismusvorwurf ist "falsch"
Deutschland habe kein "flächendeckendes Rassismusproblem": Der DFB-Integrationsbeauftragte Cacau hat die Vorwürfe von Mesut Özil als "falsch" zurückgewiesen. Er übt auch Kritik an der DFB-Führung.
Der Integrationsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes, hat den zurückgetretenen Nationalspieler Mesut Özil kritisiert, aber auch Vorwürfe gegen die DFB-Führung erhoben.
Aus seiner Sicht habe nicht nur Özil mit seinem Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem langen Schweigen danach Fehler gemacht. "Sondern auch der DFB, der nicht von vorneherein klar eine Richtung gegeben hat und diese Richtung dann auch befolgt hat. Das war heute eine Aussage und morgen eine andere. Und das war schwierig", kritisierte der frühere Nationalspieler, der seit 2016 Integrationsbeauftragter beim Deutschen Fußball-Bund ist. "Man muss das klar, transparent und offen ansprechen." Das sei im Moment aber leider nicht der Fall.
Özil war am vergangenen Sonntag als Spätfolge des umstrittenen Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und der daraus entstandenen Diskussionen aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. In den sozialen Medien hatte er zu einem Rundumschlag ausgeholt. Den DFB-Präsidenten Reinhard Grindel attackierte Özil scharf und sprach von Rassismus in der DFB-Führung. Grindel wies die Vorwürfe am Donnerstag entschieden zurück.
Özils Worte waren "sehr hart"
Cacau bezeichnete die Rassismus-Vorwürfe Özils als "sehr hart". Er habe in seinen Jahren beim DFB nichts Derartiges erlebt, obwohl auch er erkennbar einen Migrationshintergrund habe - der 37-Jährige ist gebürtiger Brasilianer.
"Kritik ist nicht gleich Diskriminierung oder Rassismus. Wenn ich kritisiert werde und sage dann, das passiert nur, weil ich Brasilianer und dunkelhäutig bin, dann ist das nicht korrekt und nicht erwachsen", sagte der ehemalige Nationalspieler im Interview mit der "Bild"-Zeitung.
"Das Erdogan-Foto hatte eine politische Aussage, auch wenn das Mesut anders beurteilt. Als es dann im Anschluss rassistische Aussagen aus der Bevölkerung gab, muss man natürlich massiv zusammen dagegen vorgehen. Aber auf jeden Fall ist der Rassismus-Vorwurf gegen den DFB einfach falsch", sagte Cacau weiter.
Diskussion zum Rücktritt von Grindel ist "emotional"
In den ARD-Tagesthemen führte der ehemalige Bundesligaprofi weiter aus. "Ich denke, die Diskussion nimmt eine andere Richtung als sie nehmen sollte. Man hat das Gefühl, dass Deutschland ein flächendeckendes Rassismusproblem hat. Das ist nicht der Fall", sagte er.
- Endlich eine Stellungnahme: DFB-Präsident Grindel weist Rassismus-Vorwurf zurück
Auf die Frage, ob ein möglicher Rücktritt Grindels bei einem Neuanfang helfen würde, sagte Cacau: "Das ist im Moment schwer zu sagen, weil die Diskussion sehr emotional ist. In der Tat muss man sagen, dass aus meiner Sicht nicht nur Mesut einen Fehler gemacht hat - mit dem Bild und dann, dass er sich lange Zeit nicht geäußert hat - auch der DFB hat von vornherein nicht klar eine Richtung vorgegeben."
#MeTwo nimmt Fahrt auf
Nach seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft redete Mesut Özil auch offen über seine Erfahrungen mit Rassismus.
Unter dem Hashtag #MeTwo berichten jetzt Hunderte Deutsche mit Migrationshintergrund über ihre eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung und Vorurteilen. Inzwischen wurden auf Twitter mehr als 5.500 Tweets zu dem Hashtag veröffentlicht.
- Nachrichtenagenturen sid und dpa