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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erwartungen, System, Khedira-Rolle Das ist der Juventus-Plan mit Cristiano Ronaldo
Der Sensationstransfer ist verkündet. Valeria Meta erklärt, was die "alte Dame" Juventus von Ronaldo erwartet und welche Rolle Khedira spielen könnte.
Nach der Verkündung des "Transfers des Jahrhunderts" ist bei Juventus Turin alles in heller Aufregung.
Trainer Allegri hat seinen Urlaub unterbrochen
Trainer Massimiliano Allegri hatte sogar seinen Urlaub unterbrochen, um nach Turin zu fahren. Dort hat er sich mit dem Präsidenten und Sportdirektor Giuseppe Marotta lange unterhalten. Themen des Gesprächs: Einerseits die Pläne für die kommende Saison, andererseits die für die Cristiano-Vorstellung. Der Trainer hat längst überlegt, wie er "CR7" einsetzen wird. Nach Angaben der „Gazzetta dello Sport“ hat sich Allegri schon mit Ronaldos Berater Jorge Mendes verständigt, sein System ganz nach dem Superstar auszurichten.
Denn eines ist sicher: Mit der Ankunft von "CR7" steht Juventus vor einer Revolution.
Juventus: Mehr Muskeln als Gehirn
Bis heute gilt Juventus als eine Maschine: Eine starke Defensivkette, mehr Muskeln als Gehirn im Mittelfeld, ein klassischer Mittelstürmer und ein Zehner im Angriff. Die körperliche Übermacht ist schon immer ein Erkennungszeichen der Mannschaft gewesen. Infolgedessen ist Juves Spielstil eher wirksam als spektakulär. Was übrigens vollkommen im Einklang mit der Klubphilosophie ist: Erst Ergebnisse, dann Schönheit.
Wie könnte sich nun der Einsatz von Cristiano Ronaldo auf ein solches System auswirken? Es hängt davon ab, welche der verschiedenen Fähigkeiten und Merkmale des Portugiesen verwendet werden: Entweder der Künstler oder der Athlet. Einerseits könnte er die Mannschaft mit seiner Kreativität spielerisch entscheidend verbessern, andererseits kann er wie kein anderer durch Tricks, Kopfbälle und Freistöße ein Spiel praktisch alleine gewinnen.
Kein Platz für Higuain
Offen bleibt die Frage nach den Angriffspartnern: In Madrid hat Ronaldo jahrelang neben einem Mittelstürmer wie Karim Benzema und einem Flügeldribbler wie Gareth Bale gespielt. In Turin gibt es zwar einen Mittelstürmer mit Gonzalo Huguaín und einen Zehner mit Paulo Dybala, aber auch einen ganz anderen Stürmer wie Mario Mandzukic. Wie können die zusammenpassen?
Taktisch sind zwei Lösungen möglich – beide ohne Higuaín. Die erste Variante: "CR7" spielt neben Mandzukic. Wie in der portugiesischen Nationalmannschaft hätte er einen Partner, der ihn unterstützt und von defensiven Pflichten entbindet. In dieser Hinsicht wäre der Ex-Bayer sogar besser als Benzema bei Real, denn Mandzukic opfert sich gerne für die Mannschaft auf. Hinter den beiden würde sich Paulo Dybala bewegen – auch, um aus der Ferne für Gefahr zu sorgen.
Juventus hat nur ein großes Ziel
Doch auch eine andere Variante ist möglich: Wie in dem Real-System könnten Dybala, Mandzukic und Cristiano ungefähr auf einer Linie agieren. Allegri könnte die Balance mit dem Einsatz von Emre Can und Sami Khedira als Achter gewährleisten. Und Higuaín? Ein System mit beiden Stürmern zusammen ist kaum denkbar. Deswegen könnte der bisher teuerste Transfer in der 121-jährigen Juve-Geschichte den Klub verlassen. Beim FC Chelsea wartet sein alter Mentor Maurizio Sarri auf ihn.
Dass sich Juventus für einen solch waghalsigen Transfer wie den von Ronaldo entscheidet, hat einfach nur damit zu tun, dass die "Bianconeri" endlich die Champions League gewinnen wollen. Sie haben zwar die Serie A sechsmal in Folge gewonnen, möchten aber ihre Herrschaft in Europa zurück. Seit 2015 sind sie zweimal im Finale gescheitert, erst gegen Barcelona in Berlin, dann gegen Real Madrid in Cardiff.
Ronaldos Auftrag ist klar
Den Europapokal haben sie nur zweimal in 121 Jahren geholt: 1985, als 39 Fans im Heysel-Stadium ums Leben kamen, und 1996 mit Marcello Lippi auf der Bank. Der Wunsch ist zur Obsession geworden, besonders bei den Fans, die die heimischen Triumphe für selbstverständlich halten. Cristiano Ronaldo ist der richtige Mann: Vor ein paar Jahren wollte Real Madrid verzweifelt die "Décima", den zehnten Champions-League-Titel in der Klub-Historie.
Zwölf Jahre nach dem Erfolg 2002 mit einer Zidane-Gala gegen Bayer Leverkusen gelang es mit Ronaldo 2014 endlich, den Fluch zu beenden. Und dann wurde Real mit Ronaldo dreimal in Folge Champions-League-Sieger. Einmal würde Juventus schon reichen – genau das ist sein Auftrag.
- Bericht der "Gazzetta dello Sport“ (ein Video auf Italienisch)
- Eigene Recherche