WM-Frust Argentinien will Neuanfang – und träumt von Guardiola
Einer wie Pep Guardiola, das wärs. Träumen darf in Argentinien ja erlaubt sein, erst recht nach dieser Albtraum-WM für die stolzen Südamerikaner. Sicher ist: ein Neuanfang muss her.
Umfragen und eine Petition gegen Jorge Sampaoli, Träumereien von Pep Guardiola: Argentinien hofft nach dem WM-Debakel von Russland auf einen radikalen Neuanfang. In einer Onlineabstimmung der Zeitung "La Nacion" sprachen sich 86 Prozent für eine Absetzung von Nationaltrainer Jorge Sampaoli aus, 87 stimmten für das Ende von Claudio Tapia als Verbandschef. "Die Leute wollen nicht, dass Sampaoli die Mannschaft weiter führt", schrieb auch die Zeitung "La Capital" aus Lionel Messis Heimatstadt Rosario. Das Blatt führte via Twitter eine Umfrage durch. Dort votierten bis Donnerstagmorgen 82 Prozent gegen Sampaoli.
Argentinien-Coach will nicht freiwillig gehen
Der 58-Jährige will dem Vernehmen nach seinen Posten nicht freiwillig aufgeben. Medienberichten zufolge geht es dabei vor allem auch um eine Abfindung in zweistelliger Millionenhöhe, von umgerechnet 17 Millionen Euro wird mitunter berichtet.
Sampaoli unterschrieb im Sommer 2017 einen Vertrag mit einer Laufzeit von fünf Jahren bis zur WM 2022. Der argentinische Verband hatte ihn aus seinem noch bis dieses Jahr gültigen Kontrakt beim spanischen Erstligisten FC Sevilla rausgekauft – auch das kostete schon Geld.
Sampaoli scheiterte aber mit der Albiceleste, Mannschaft und Trainer hinterließen einen sportlich teilweise erschütternden Eindruck, das Verhältnis zwischen den Spielern und ihm soll schwer zerrüttet sein. Auffallend: Keiner der Akteure, die sich bisher in den sozialen Netzwerken zu Wort meldeten und sich unter anderen bei den Fans bedankten, erwähnte Sampaoli auch nur mit einem Wort.
Auf der Onlineplattform change.org wurde sogar eine Petition ins Leben gerufen mit dem Namen #PagaSampaoli (Bezahlt Sampaoli), um das Geld für die Abfindung zusammenzubekommen. "Wir sind Opfer eines beschämenden Auftritts geworden, der uns ohne WM, ohne Messi und ohne eine Zukunft für unseren Fußball zurückgelassen hat", hieß es.
"Guardiola, der unmögliche Traum"
Aber was kommt dann? Sampaoli ist der achte Trainer in gerade mal 14 Jahren und der sechste in einem Jahrzehnt. Bei den Zeitungen war auch mal Träumen erlaubt: Manche Blätter überlegten öffentlich, dass in der jetzigen Situation Pep Guardiola genau der Richtige sei, das Team um Kapitän Messi zu übernehmen und die argentinische Nationalmannschaft wieder aufzurichten. Wohlwissend, dass dies ins Reich des praktisch Unmöglichen gehört. "Guardiola, der unmögliche Traum", schrieb der Sender "TyCSports" auf seiner Homepage über einem Bild von Guardiola und Messi aus gemeinsamen Tagen beim FC Barcelona.
Die britische Boulvard-Zeitung "The Sun" griff die verwegenen Gedankenspiele am Donnerstag aber ernsthaft auf und preschte weiter vor: "Argentinien bereitet einen sensationellen Wechsel von Manchester Citys Trainer Pep Guardiola vor."
Für Messi wäre es sicher auch ein Traum. Ob er in der Nationalmannschaft einen weiteren WM-Zyklus dranhängt? Es ist weiter offen. Der 31-Jährige äußerte sich noch immer nicht. Ob das ein Zeichen eher dafür ist, dass er weitermachen könnte, ist möglich. Kaum einer weiß es aber. Messi dürfte auch erst mal abwarten, ob der Verband des Fußball-Volkes Stimme erhört.
- dpa