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Zum journalistischen Leitbild von t-online.WM-Gruppe D Kroatien beendet Islands Traum vom Achtelfinale
Ohne Zauberfußball holt sich Kroatien den Gruppensieg. Für die Isländer reicht es beim WM-Debüt knapp nicht fürs Achtelfinale und ein erneutes Märchen.
Nach dem furiosen 3:0-Sieg gegen Argentinien wurden die Kroaten hoch gelobt und von vielen Experten zum neuen Geheimfavoriten bei der WM 2018 ausgerufen. Gegen Island hat sich das Team um Superstar Luka Modric von Real Madrid zumindest nicht mit Ruhm bekleckert. Im abschließenden Gruppenspiel kamen die Kroaten mit einer besseren B-Elf gegen den WM-Neuling zwar zu einem mühsamen 2:1 (0:0)-Erfolg, der Sieg war jedoch äußerst glücklich. Island war über weite Strecken das bessere Team und ließ zahlreiche hochkarätige Chancen liegen.
"Wir sind enttäuscht, aber ich könnte auch nicht stolzer auf meine Spieler sein. Wir haben nie aufgegeben und immer Charakter gezeigt", sagte Islands Trainer Heimir Hallgrimsson. Die Kroaten waren derweil voll aufs Achtelfinale gegen Dänemark fokussiert. "Wir glauben an unsere Stärke und werden unseren Weg machen", sagte Torschütze Badelj: "Wir haben mit einer veränderten Mannschaft gewonnen, das beweist, wie stark unser Kader ist. Darauf können wir stolz sein."
Nach den beiden Auftaktsiegen in der Gruppe D stand Kroatien bereits als Achtelfinalist fest. Der Gruppensieg wäre der Mannschaft von Trainer Zlatko Dalić bei einer Niederlage und einem Sieg Nigerias über Argentinien allerdings noch zu nehmen gewesen.
Geradezu pomadig war das Spiel der Kroaten zeitweise, die mit einer runderneuerten Startelf begannen. Nur Modric und Ex-Dortmund-Profi Ivan Perisic blieben im Vergleich zum Sieg gegen Argentinien in der Mannschaft. Von dem spielfreudigen, begeisterten Fußball von vor fünf Tagen war kaum mehr etwas zu sehen.
Die Isländer kämpften hingegen aufopferungsvoll um ihre letzte Achtelfinal-Chance, hatten mehrmals die Möglichkeit, in Führung zu gehen. Für einen Sieg und ein erneutes Märchen wie beim EM-Viertelfinaleinzug 2016 reichte es am Ende nicht. Dennoch verabschiedete sich Island würdig und mit einem lauten "Huh". Kroatien trifft in der ersten K.o.-Runde am Sonntag in Nischni Nowgorod ausgeruht auf Dänemark.
So lief das Spiel:
Bei den bereits für die nächste Runde qualifizierten Kroaten setzte Coach Zlatko Dalic die Rotationsmaschine in Gang. Neben Keeper Danijel Subasic und der kompletten Viererkette fehlten die Offensivkräfte Ivan Rakitic, Mario Mandzukic und Ante Rebic. Dafür standen die Bundesliga-Profis Andrej Kramaric, Tin Jedvai und Marko Pjaca zu Beginn auf dem Rasen der Rostow-Arena.
Nach einer knappen Viertelstunde stimmten die Isländer ein erstes Huh an und sorgten so zumindest auf den Rängen für Stimmung. Denn auf dem Rasen passierte zunächst nicht viel. Kroatien agierte ballsicher, zeigte aber zu wenig Initiative. Den auf drei Positionen veränderten Isländern fehlten die spielerischen Mittel, den Gegner zu überlisten.
Island verstärkt den Druck
Immerhin verstärkten sie den Druck - und bekamen dann auch Chancen. Thördur Magnússon verlängerte einen Einwurf per Kopf, aber es fand sich kein Abnehmer (26.). Dann prüfte Gylfi Sigurdsson Lovre Kalinic (31.), aber der Ersatzkeeper klärte sicher. Nun liefen die Isländer so richtig heiß und hätten bis zur Pause zur mittlerweile verdienten Führung kommen können. Doch erst zielte Augsburgs Alfred Finnbogason (40.) haarscharf vorbei, und dann konnten Birkir Bjarnason (45.+1) und Aron Gunnarsson (45.+2) den starken Kalinic nicht überwinden.
Nach dem Wechsel kamen die Kroaten wacher aus der Kabine zurück. Der frühere HSV-Profi Badelj traf erst aus 22 Metern nur die Latte (51.) und zwei Minuten später per Volley-Aufsetzer ins Tor. Island steckte aber nicht auf und hätte beinahe prompt zurückgeschlagen: Einen Kopfball des weit aufgerückten Sverrir Ingi Ingason klärte Kalinic zur Ecke (55). Die landete wieder bei Ingason, dessen erneuter Kopfball diesmal an die die Latte (56.) klatschte. Pech für die wackeren Nordlichter, die weiter mit Huh-Rufen unterstützt wurden.
Und die Insel-Kicker ließen nicht locker. Bjarnason (73.) hatte die Riesenchance zum Ausgleich, aber es sollte diesmal noch nicht sein. Es ging nun aber hin und her, denn Hoffenheims Kramaric hatte die Vorentscheidung auf dem Fuß (74.). Und plötzlich war Island wieder im Match: Nach Dejan Lovrens Handspiel verwandelte Sigurdsson, der gegen Nigeria vom Punkt noch verschossen hatte, zum verdienten Ausgleich. Perisic' Kontertor zerstörte dann alle isländischen Hoffnungen.
- Eigene Beobachtungen mit Material von dpa