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Tomasz Waldoch: "Polen ist zu abhängig von Lewandowski"


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Tomasz Waldoch
"Polen ist zu abhängig von Lewandowski"


18.06.2018Lesedauer: 4 Min.
Robert Lewandowski ist der Superstar der polnischen Nationalmannschaft: Auch der ehemalige Weltklasseverteidiger Tomasz Waldoch (kleines Foto) hält "Lewa" für einen Ausnahmestürmer.Vergrößern des Bildes
Robert Lewandowski ist der Superstar der polnischen Nationalmannschaft: Auch der ehemalige Weltklasseverteidiger Tomasz Waldoch (kleines Foto) hält "Lewa" für einen Ausnahmestürmer. (Quelle: imago-images-bilder)
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Robert Lewandowski ist der Superstar der polnischen Nationalmannschaft. Der ehemalige Polen-Kapitän Tomasz Waldoch erklärt bei t-online.de, wie man den Weltklasse-Stürmer stoppen kann.

Die Hoffnungen der polnischen Fußball-Fans ruhen während der Weltmeisterschaft fast ausschließlich auf den Schultern von Kapitän Robert Lewandowski. Der Stürmerstar des FC Bayern ist, an einem guten Tag, in der Lage viele Gegner fast im Alleingang zu schlagen.

Auch Tomasz Waldoch schwärmt von den Fähigkeiten des 29-Jährigen. Im Interview mit t-online.de weist Polens Ex-Kapitän aber auch auf die Gefahren hin, die Lewandowskis Ausnahmestellung für das Team birgt.

Zudem äußert sich der ehemalige Weltklasse-Verteidiger zum Wechselwirbel um "Lewa" und verrät, wie die Bayern-Bosse handeln müssen, wenn die Abschiedsgerüchte nach der WM nicht verstummen sollten.

Herr Waldoch, wie weit kommt Polen bei der WM?

Die schwerste Phase ist immer die Vorrunde. Wenn sie die Gruppenspiele überstehen, dann ist alles möglich. Ich glaube aber nicht, dass es Polen bis ins Halbfinale schafft. Die Qualität der Mannschaft ist sehr abhängig von Robert Lewandowski. Wenn er gut drauf ist, kann die Mannschaft fast jeden Gegner schlagen. Aber Polen ist keine Turniermannschaft wie Deutschland. Die polnische Mannschaft ist noch nicht so weit auf Dauer erfolgreich zu spielen.

Ist Polen zu abhängig von Bayern-Star Lewandowski?

Ich glaube schon. Es gibt zwar auch andere namenhafte Spieler wie Stürmer Arkadiusz Milik (spielt beim SSC Neapel, Anm.d.Red.), aber Lewandowski ist einfach der überragende Mann. Er ist nicht nur in Europa bekannt, sondern auf der ganzen Welt. Die Mannschaft lebt von Lewandowski. Ich hoffe aber, dass sie sich nicht zu sehr allein auf ihn verlässt. Das liegt in den Händen von Trainer Adam Nawalka. Ich hoffe, dass er die Mannschaft auf die WM vernünftig und gut vorbereiten kann.

Sie waren selber ein Weltklasse-Verteidiger. Wie kann man einen Typen wie Lewandowski verteidigen?

Das ist nicht so einfach, weil Lewandowski eine Ausnahme ist. Er hat viele Stärken: Er ist stark im Zweikampf, im Kopfballspiel und dazu noch beidfüßig. Ihn zu stoppen kann man selten alleine schaffen. Die Abwehrspieler müssen sich zu zweit absichern. Im Eins-gegen-eins ist es fast unmöglich Lewandowski auszuschalten.

Was sagen Sie zu dem Wechselwirbel um Lewandowski?

Mein Eindruck ist, dass Lewandowski bei Bayern bleibt. Ich würde mich freuen, wenn er nächste Saison in der Bundesliga bleibt. Er hat ja mit Bayern einen der besten Vereine in Europa oder sogar auf der Welt. Bayern München ist eine Top-Adresse.

Müssen die Bayern Lewandowski ziehen lassen, wenn das Wechseltheater nach der WM wieder hochkocht?

Bei Bayern sind, insbesondere mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, Leute mit viel Erfahrung und viel Macht. Sollten sie entscheiden Lewandowski zu verkaufen, dann werden sie das auch tun. Die Bayern-Bosse wissen aber auch, dass es sich bei Lewandowski um einen Weltklasse-Spieler handelt. Um ihn ziehen zu lassen, müsste eine große Summe zusammenkommen.

Welches Standing hat Lewandowski bei den polnischen Fußballfans?

Ohne Frage ein riesengroßes Standing. Er ist sehr beliebt. Jeden Tag gibt es Berichte über ihn, nicht nur in polnischen Sportzeitungen. Mal geht es um den Vereinswechsel, dann gibt es aber auch vieles aus dem Privatleben mit seiner Ehefrau Anna Lewandowska. Beide sind in Polen sehr beliebt.

Polen muss gegen Japan, Kolumbien und Senegal spielen. Wer ist der schwerste Gruppengegner?

Die Gruppe ist sehr ausgeglichen, jeder Gegner kommt von einem unterschiedlichen Kontinent. Japan ist eine Top-Mannschaft in Asien, Senegal ist weit oben in Afrika und Kolumbien ist eine der besten Mannschaften Südamerikas. Ich tendiere aber zu den Senegalesen, sie werden Polens schwerster Gegner.

Schafft Polen den Gruppensieg?

Die Gruppe ist nicht so leicht, wie viele vermuten. Es wird ein schwerer Weg für Polen. Ich wäre zufrieden, wenn sie Zweiter werden.

Ist es ein Nachteil, dass nur ein polnischer Spieler (Torwart Łukasz Fabiański, Anm.d.Red.) schon mal an einer WM teilgenommen hat?

Es ist bestimmt kein Vorteil. Die WM ist ein großes Turnier. Die EM ist es aber auch und viele Spieler waren vor zwei Jahren in Frankreich dabei. Sie kennen also den Geschmack eines solchen Turniers. Als ich bei der WM 2002 gespielt habe, hat sich die polnische Nationalelf nach 16 Jahren Pause für ein größeres Turnier qualifiziert. Das waren ganz andere Voraussetzungen. Für uns war es ein unbekanntes Feld. Für die heutige erfahrenere Elf ist es also kein Riesennachteil, dass sie vor vier Jahren nicht dabei waren.

Welchen Stellenwert hat die Bundesliga in Polen?

Sie ist sehr beliebt. Es haben schon viele polnische Spieler in der Bundesliga gespielt. Die Leute in Polen verfolgen die Bundesliga intensiv. Sie wird im polnischen Fernsehen übertragen und der ehemalige Nationalspieler und Schalke-Profi Tomasz Hajto ist Kommentator.

Wenn Polen gegen Deutschland spielt, welchem Team drücken Sie die Daumen?

Ich drücke die Daumen für beide Mannschaften. Es wäre gut, wenn das Spiel unentschieden ausgeht (lacht). Dann wäre ich sehr zufrieden.

Tomasz Waldoch absolvierte zwischen 1991 und 2002 insgesamt 74 Länderspiele für die polnische Nationalmannschaft. Bei der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea führte der mittlerweile 47-Jährige Polen als Mannschaftskapitän an. Polen schied als Gruppenletzter aus und Waldoch beendete nach dem Turnier seine Karriere in der Nationalmannschaft.

Wer wird Weltmeister und wo landet Deutschland?

Dieses Mal wird es Brasilien. Das ist mein Favorit – die sind jetzt so weit. Deutschland ist natürlich immer vorne dabei. Ich glaube, die Deutschen kommen bis ins Halbfinale.

Wer wird die Überraschung der WM?

Chile kann für Überraschungen sorgen.

Wer wird der Spieler des Turniers?

Schwer zu sagen. Es gibt so viele Spieler, die für Furore sorgen können. Messi und Ronaldo spielen natürlich immer eine unglaublich große Rolle. Von den Spaniern und Franzosen erwarte ich auch viel. Ein überraschender Mann könnte Amine Harit von Schalke werden. Er hat eine gute Saison gespielt.

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