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Nationalmannschaft: Gomez verteidigt Wagner - Rücktritt nach WM?


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DFB-Stürmer packt aus
Gomez verrät: "Das war mein größter Fehler"

InterviewEin Interview von Luis Reiß, Eppan

Aktualisiert am 28.05.2018Lesedauer: 5 Min.
Mario Gomez: "Ich fühle mich persönlich immer noch wahnsinnig jung."Vergrößern des Bildes
Mario Gomez: "Ich fühle mich persönlich immer noch wahnsinnig jung." (Quelle: DeFodi/imago-images-bilder)
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Im Interview mit t-online.de und dem Sportbuzzer springt Gomez seinem nicht für die WM nominierten Sturm-Rivalen Wagner zur Seite, kritisiert den Umgang mit beiden und verrät einen Fehler.

Das Hotel Weinegg ist zurzeit eine Hochsicherheitszone. In dem Fünf-Sterne-Quartier in Eppan (Südtirol) wohnt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zur Vorbereitung auf die WM. Wer nicht zum Team gehört, muss draußen bleiben – normalerweise.

Zum Interview mit Mario Gomez werden wir über einen Seiteneingang auf die Terrasse geführt. Eine Stunde müssen wir warten, weil Jogi Löw länger als erwartet trainieren lässt. Doch dann spricht der Stürmer im Interview mit t-online.de und dem Sportbuzzer Klartext – über einen möglichen Rücktritt aus der Nationalelf, den Streit um Sandro Wagner und seinen Blick aufs Fußball-Geschäft.

t-online.de: Herr Gomez, vor zwei Wochen sind Sie zum ersten Mal Vater geworden. Fällt es Ihnen schwer, so kurz nach der Geburt schon wieder mit der Nationalelf zu reisen?

Mario Gomez (32): Es ist für mich wirklich eine aufregende Zeit. Die Geburt ist wahrscheinlich das Highlight in meinem bisherigen Leben. Gott sei dank konnte ich die ersten zehn Tage mit meiner Frau und meinem Kind genießen. Dann war der Abschied natürlich schwer.

Viele Fußballer sagen: Vater zu werden verändert die Sichtweise auf den Sport und das Fußball-Geschäft. Können Sie das bestätigen?

Man hat jetzt Verantwortung nicht nur für sein eigenes Leben, sondern auch für einen anderen Menschen. Das prägt sicher.

Sie haben neue Lebensumstände, sind jetzt 32 Jahre alt. Kommt für Sie nach der WM ein Rücktritt aus der Nationalelf infrage? Nach dem Titel vor vier Jahren haben sich ja gleich mehrere ältere Spieler verabschiedet.

Für mich ist es noch gar nicht wichtig, was nach der WM ist. Ich freue mich erst mal wahnsinnig auf das Turnier. Bis jetzt weiß ich nur, dass ich auch nächste Saison beim VfB Stuttgart spielen werde. Wie es in der Nationalelf weitergeht, entscheide ich nach der WM nach meinem Wohlbefinden. Wenn ich das Gefühl hätte, ich kann sportlich nicht mehr mithalten, würde ich es sagen.

Haben Sie als ältester Spieler im Kader eigentlich eine besondere Rolle?

Ehrlich gesagt fühle ich mich persönlich immer noch wahnsinnig jung. Ich bin 32 – bei vielen beginnt das Leben in diesem Alter doch erst so richtig (lacht). Unabhängig von meinem Alter oder meiner Erfahrung bin ich niemand, der mit super schlauen Ratschlägen oder dem erhobenen Zeigefinger ankommt. Hier sind nur Topspieler, die wissen alle selbst, was sie zu tun haben – und außerdem haben wir auch so einen guten Teamgeist.

Welche Rolle spielt Jogi Löw dabei?

Obwohl seine Spieler immer jünger werden, bleibt er nah an der Mannschaft. Er ist offen für neue Themen, die junge Menschen bewegen. Das ist eine wahnsinnig große Stärke und in dieser Hinsicht ist er sicher ein Vorbild für alle von uns.

Löw wirkt trotz des großen Trubels unheimlich ruhig und ausgeglichen – wie Sie übrigens auch. So als würde es gar keinen Konkurrenzkampf um die WM-Plätze geben.

Meine Karriere war ja nicht nur positiv, sondern auch von einigen negativen Phasen geprägt. Bei der WM 2014 habe ich mich sehr für die Jungs gefreut, aber ich war natürlich auch traurig, dass ich verletzungsbedingt nicht dabei sein konnte. Das hat zwei Dinge verändert: Zum einen habe ich den unbedingten Willen entwickelt, hier wieder dabei zu sein und die WM 2018 zu spielen. Dafür gebe ich in jeder Trainingseinheit alles. Zum anderen weiß ich auch, dass es nicht selbstverständlich ist, überhaupt im vorläufigen WM-Kader zu stehen und kann die Situation gleichzeitig viel mehr genießen.

Spielt dabei nicht auch das Alter eine Rolle?

Ich denke eher, es geht um die Erfahrungen, die man gesammelt hat. All diesen Stress, den man als Profi-Fußballer automatisch hat, weil man die perfekte Karriere hinlegen will – das sehe ich aktuell alles nicht. Ich kann mich total auf den Moment einlassen.

Die Nationalelf war für sie zwischenzeitlich ein schwieriges Thema, Sie sind sogar von den Fans ausgepfiffen worden. Inwieweit denken Sie im Kreis der DFB-Elf noch daran zurück?

Auch das ist Teil meiner Karriere. Diese Phase hat mich gelehrt, dass jede Karriere Höhen und Tiefen hat, da gibt es im Sport nur ganz wenige Ausnahmen. Ich könnte heute mit diesen Situationen wie der vergebenen Großchance bei der EM 2008 viel gelassener umgehen, damals habe ich das nicht so gekonnt.

Damals haben Sie den Ball aus zwei Metern übers leere Tor geschossen.

Den größten Fehler habe ich aber danach gemacht. Ich wollte allen zeigen, dass mein Fehlschuss nur ein Ausrutscher war. Damit habe ich mich selbst zu sehr unter Druck gesetzt. Und ich habe noch etwas Wichtiges gelernt.

Und zwar?

Fußball ist für die Gesellschaft auch zum Diskutieren da. Und es ist gut, dass es viele unterschiedliche Meinungen gibt. Manche lassen einen Schmunzeln als Profi, andere sind natürlich nicht so schön. Meine Einstellung heute ist: Jeder darf sagen, was er will. Aber ich lasse mich nicht davon beeinflussen.

Ihr Sturm-Kollege Sandro Wagner hat nach seiner Nicht-Nominierung für den vorläufigen WM-Kader deutliche Kritik am Trainerteam geübt und seinen Rücktritt verkündet. Können Sie seine Reaktion nachvollziehen?

Dass er enttäuscht ist, ist doch klar. Aus meiner Sicht war es auch eher ein Spiel der Medien, die versucht haben, uns in eine Rivalität hineinzudrücken. Wir mussten beide aufpassen, nicht ständig in ein Fettnäpfchen zu treten. Ich habe mich darauf nie wirklich eingelassen, weil es nichts bringt und nicht mein Charakter ist.

Haben Sie sich noch einmal mit Sandro Wagner im Nachhinein ausgetauscht?

Nein. Ich habe und hatte nie ein Problem mit Sandro. Ich hätte ihm die WM-Teilnahme gegönnt.

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Statt Wagner sind nun Timo Werner und Nils Petersen dabei. Wie beurteilen Sie ihre Chance in dem Konkurrenzkampf gegen die beiden anderen Stürmer?

Ich bin sehr gut in Form, habe eine erfolgreiche Rückrunde mit dem VfB Stuttgart gespielt (acht Tore, Anm. d. Red.) und denke, dass ich sportlich absolut mithelfen kann. Ob das beim Turnier für viele oder wenige Minuten reichen wird, muss und wird der Trainer entscheiden.

Sie sprechen schon vom Turnier. Das heißt: Sie haben keine Angst, aus dem vorläufigen Kader noch gestrichen zu werden?

Angst habe ich prinzipiell vor ganz wenigen Dingen. Der Trainer hat in den vergangenen Jahren immer einen guten Kader zusammengestellt, das wird er auch diesmal. Und mein Ziel ist es, dabei zu sein.

Wie schätzen Sie Ihre Konkurrenten Werner und Petersen denn ein?

Timo gehört die Zukunft. Er ist für sein Alter schon wahnsinnig weit, hat eine gute Entwicklung genommen bei Leipzig. Ich freue mich für ihn und Nils, dass sie dabei sind.

t-online.de und das RedaktionsNetzwerk Deutschland der Madsack-Mediengruppe, zu der das Portal "Sportbuzzer" gehört, kooperieren im Sport.

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