Die FIFA ermittelt CBF verschenkte Luxusuhren an Niersbach, Zwanziger und Co.
Brasiliens Fußball-Verband CBF droht wegen angeblicher Luxus-Geschenke an zahlreiche FIFA-Funktionäre Ärger mit dem Weltverband. Nach Informationen der "Welt am Sonntag" und des englischen "Daily Telegraph" schenkte der CBF während der WM 2014 in Brasilien mehreren Dutzend Funktionären kostbare Uhren. FIFA-Exekutivmitglied Theo Zwanziger und auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bestätigten das der Zeitung. Dem Bericht zufolge hat FIFA-Chefermittler Michael Garcia bereits interne Ermittlungen in diesem Fall aufgenommen.
Allerdings bestritt FIFA-Sprecherin Delia Fischer, dass es ein offizielles Ermittlungsverfahren des Ethik-Komitees unter Chefermittler Garcia gebe. "Bereits im Juni ist der Fall gemeldet worden", sagte Fischer. Es werde nun geschaut, welcher Funktionär das Geschenk überhaupt angenommen hat.
Uhren sollen fünfstelligen Euro-Wert haben
Zwanziger sagte, er habe erst nach seiner Rückkehr nach Deutschland bemerkt, "dass mir der CBF eine Uhr geschenkt hat. Ich habe dann die Ethikkommission über meinen Fund informiert und gesagt, dass ich die Uhr umgehend zurückgeben möchte." Zugleich forderte er Konsequenzen für Brasiliens Verband: "Falls die Uhr einen großen Wert hat, dann ist das eine Frechheit. Dann muss der CBF bestraft werden."
Es handelt sich offenbar um Chronometer der Schweizer Firma Parmigiani Fleurier; das Unternehmen ist offizieller Partner des CBF. Die Luxus-Uhren sollen einen fünfstelligen Euro-Wert haben.
Niersbach verweigert die Annahme des Geschenks
Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach erhielt nach Angaben von Mediendirektor Ralf Köttker eine Uhr. Er habe sie gar nicht erst angenommen, "sondern umgehend per Boten an den CBF zurückgeschickt", so Köttker in der "WamS". Der Ethik-Kodex der FIFA verbietet die Annahme solcher Geschenke ausdrücklich.
25 FIFA-Funktionäre wurden beschenkt
Insgesamt sollen 25 Mitglieder des FIFA-Vorstands und des Exekutivkomitees (ExCo) entsprechende Uhren erhalten haben. Auch die Verbandspräsidenten der 32 WM-Teilnehmer sowie die Präsidenten der Mitgliedsstaaten des südamerikanischen Kontinentalverbands Conmebol sollen beschenkt worden sein.
Laut FIFA-Ethikkodex ist die Annahme solcher Geschenke ausdrücklich verboten. Jegliches Verhalten, "das den Anschein unredlichen Verhaltens oder versuchten unredlichen Verhaltens (…) erweckt oder vermuten lässt", ist zu unterlassen. "Im Zweifelsfall sind Geschenke weder zu gewähren noch anzunehmen", heißt es in Paragraph 20 der FIFA-Statuten. Der Kodex gilt für alle Fußball-Funktionäre gleichermaßen. Die Begünstigten sollen bereits über die Ermittlungen der Ethikkommission informiert worden sein.
Bereits der zweite Fall
Während der WM soll es schon vorher im Exekutivkomitee der FIFA Diskussionen um Schenkung von Luxusuhren gegeben haben. Die FIFA-Führung wollte offenbar den Mitgliedern des Exekutivkomitees Uhren der Marke Hublot, ebenfalls im fünfstelligen Euro-Wert, schenken. Hublot war Sponsor der WM in Brasilien und stellte die sogenannte "offizielle Uhr der FIFA-Weltmeisterschaft" als Souvenir zur Verfügung.
FIFA-Präsident Joseph S. Blatter und dessen Generalsekretär Jerome Valcke wollten die Schenkung von den im Jahr 2012 neu installierten Aufsichtsgremien allerdings zunächst genehmigen lassen. Dieses Ersuchen war allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Garcia und Domenico Scala, der Vorsitzende der Audit- und Compliance-Kommission, reagierten ablehnend. Das bestätigte FIFA-Sprecherin Fischer: "Die Uhren sind nicht nach Brasilien geschickt worden."
In einem Schreiben weist die FIFA zudem darauf hin, dass sie zu keiner Zeit ihren Exko-Mitgliedern, dem Präsidenten Blatter oder Generalsekretär Jerome Valcke Uhren übereignet habe.