Schwerwiegende Vorwürfe Spielerberater soll minderjährige Fußballer sexuell missbraucht haben

Mehrere Nachwuchsfußballer berichten unter Eides statt, von einem Berater nackt behandelt und an den Genitalien berührt worden zu sein. Der Beschuldigte weist die Vorwürfe zurück.
Diese Anschuldigungen wiegen schwer. Ein Spielerberater soll minderjährige Fußballer in über 100 Fällen im Intimbereich berührt haben. Das berichtet das Recherche-Portal "Correctiv".
Insgesamt elf Spieler berichteten dem Portal demnach unabhängig voneinander von Machtmissbrauch und sexuellen Handlungen durch den Berater, der im Bericht nicht namentlich erwähnt und nur "N." genannt wird. Vier der Spieler unterzeichneten eidesstattliche Versicherungen für ihre Schilderungen, wonach sie in N.'s Büro unter dem Vorwand sportmedizinischer Untersuchungen nackt von ihm behandelt wurden.
Einige der elf Spieler sind demnach heute in der Bundesliga aktiv. Die Übergriffe sollen zwischen 2010 und 2023 stattgefunden haben.
Berater weist Vorwürfen von sich
Auch der beschuldigte Berater, der heute in einer "einflussreichen Funktion" bei einer Spielerberateragentur arbeiten soll, wurde von "Correctiv" zu den Vorwürfen befragt. Dieser soll zahlreiche Fragen der Journalisten unbeantwortet gelassen haben, wies aber in einer schriftlichen Stellungnahme die Anschuldigungen von sich. Er berichtet von "Angeboten" für die Spieler, um "möglichst gesund sehr guten Fußball" zu spielen. Es habe von ihm "auf Wunsch der Spieler aktive Mobilisation, aktives Dehnen, Statik Check" gegeben.
N. habe besonders intensive Geschäftsbeziehungen zur SpVgg Unterhaching unterhalten, soll über die Jahre "40 bis 50 Spieler" des Drittligisten betreut und enge Kontakte zu Trainer, Physiotherapeuten und der Klubführung gehabt haben.
Ein Spieler, der einst im Nachwuchsbereich der Hachinger aktiv war, beschreibt in dem Bericht: "Ich kann mich noch genau erinnern, wie er mich am Schambein berührt hat oder innen in der Leiste und dort reingedrückt hat." Vor einer Behandlung habe der Spielerberater "Darf ich?" gefragt. Der damals 16-jährige Spieler habe mit "ja" geantwortet, woraufhin ihn N. am Hoden berührt habe.
"Mindestens 40-mal" an den Genitalien berührt
Ein anderer Sportler sagt über N.: "Wenn ich zurückblicke, spüre ich eine Art Schock. Ich empfinde sein Vorgehen heute als Manipulation."
Ein weiterer Spieler, der zum Zeitpunkt seiner Betreuung durch N. bereits volljährig war, berichtet, dass er "mindestens 40-mal" von dem Berater an seinen Genitalien berührt worden sei.
Außerdem soll N. bei mehreren Spielern schmerzhafte Stoßwellentherapien durchgeführt haben. Da dies eine Ausübung von Heilkunde ist, ist die Durchführung Privatpersonen untersagt. Ob er dazu berechtigt war, darüber gab der Berater in dem Bericht ebenfalls keine Auskunft.
Der Geschäftsführer der Berateragentur, für die N. arbeitet, wurde mit den Vorwürfen gegen seinen Mitarbeiter konfrontiert. Er wird mit den Worten zitiert: "Nach unseren Überprüfungen in den letzten Tagen finden wir für ihre Vorwürfe keinen Anhaltspunkt."
- correctiv.org: Sexualisierte Gewalt im Fußball: "Darf ich?"