Sportvorstand Eberl gibt Einblicke "Er ist ein Menschenfänger"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Im Trainingslager des FC Bayern in Rottach-Egern am Tegernsee hat Sportvorstand Max Eberl ein "Heimspiel". Dabei gibt er den Fans ein großes Versprechen.
Aus Rottach-Egern berichtet Julian Buhl
Max Eberl hat in diesen Tagen einen besonders kurzen Dienstweg beim FC Bayern. Schließlich wohnt der Sportvorstand in Rottach-Egern, also genau dort, wo der Rekordmeister am Montag sein dreitägiges Kurztrainingslager aufgeschlagen hat.
Seine Jogging-Strecke führt ihn am Ufer des Tegernsees entlang, bisweilen auch ins knapp sechs Kilometer entfernte Bad Wiessee. Praktisch, denn dort residiert bekanntlich Klub-Patron Uli Hoeneß, zu dem Eberl einen engen Draht pflegt. Die Machtzentrale des FC Bayern ist damit zweifellos am Tegernsee zu finden. Hoeneß, den Eberl nun als inoffiziellen Gastgeber des Trainingslagers abgelöst hat, verzichtete am Montag noch auf einen Besuch der Mannschaft im Trainingslager dahoam.
Eberl verfolgte die erste öffentliche Einheit im Stadion am Birkenmoos dagegen freilich sehr aufmerksam. Mit verschränkten Armen stand er dabei im Eingang des Fitnesszelts am Spielfeldrand an der Seite von Sportdirektor Christoph Freund. Irgendwann schnappte sich Eberl einen Ball, den er immer wieder auf den Boden prellte und schließlich zurück aufs Feld schoss. Der 50 Jahre alte Ex-Profi hätte wohl am liebsten bei den Übungen unter der Anleitung des neuen Trainers Vincent Kompany mitgemacht, beschränkte sich aber weiter auf seine Beobachterrolle.
Eberl gibt den Fans ein großes Versprechen
Während Kompany und Co. nach 100 Minuten Training vor knapp 2.000 Fans im einsetzenden Regen noch geduldig Autogramm- und Fotowünsche erfüllten, rückte Eberl dann aber im angrenzenden Fan-Biergarten doch noch in den Mittelpunkt. Dort stand der Bayern-Boss am Mikrofon von Stadionsprecher Stephan Lehmann nämlich Rede und Antwort. Eberl spielte dabei seinen Heimvorteil gekonnt aus. Er sagte den Fans genau das, was sie von ihm hören wollten, und gab ihnen ein großes Versprechen.
"Es soll wieder mehr öffentliche Trainingseinheiten an der Säbener Straße geben", sagte Eberl und bekam dafür großen Beifall und sogar Jubel. Man mache das, was der Terminkalender hergebe. "Aber das sollte nicht alle drei oder vier Monate sein, sondern im besten Falle sollten wir es schaffen, alle zwei Wochen eine Einheit oder sogar zwei", führte Eberl aus und versprach: "Das muss möglich sein! Der Fußball ist offen für die Fans, für die Kinder – das müssen wir weiter beibehalten und sogar ausbauen."
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Darüber hinaus kündigte er an: "Es wird auf jeden Fall die Traumspiele weiter geben." Dabei haben Hobbykicker die Möglichkeit, gegen die Stars des Rekordmeisters anzutreten. All das dürfte ganz im Sinne von Hoeneß sein, der sich die Erfüllung von Fanwünschen ebenfalls schon jahrzehntelang zur Aufgabe gemacht hat.
Eberl sprach bei seinem "Heimspiel" am Tegernsee aber auch noch über andere Themen, die ihn derzeit als Sportvorstand beschäftigen. Max Eberl über …
... seine Rückkehr und seinen Start beim FC Bayern: "Mir geht's saugut, weil ich zu Hause angekommen bin. Ich darf bei meinem Verein in einer verantwortungsvollen Rolle arbeiten. Ich habe großen Respekt vor allen meinen Vorgängern. Ich habe großen Respekt vor Uli, der dieses Schiff jahrzehntelang geleitet und geführt hat. Ich merke natürlich, was für eine Kraft Bayern München hat. Das hat sich in den letzten 30 Jahren extrem geändert. Als ich Mitte der 90er-Jahre damals gegangen bin, war das noch nicht so. Mir geht es sehr, sehr gut, weil alle Entscheidungen, die Christoph (Freund; Anm. d. Red.) und ich getroffen haben, sich gut anfühlen. Es fühlt sich richtig gut an. Es ist eine richtig neue Energie. Wir wollen neue Motivation in der Truppe. Am Ende zeigen die Ergebnisse, ob es gut funktioniert hat. Aber die ersten Schritte fühlen sich einfach sehr gut an. Deshalb geht's mir auch sehr gut, obwohl es einiges zu tun gab."
... die schwierige Trainersuche: "Die Trainersuche ist eine lange Geschichte, das haben ja alle mitbekommen. Ob alles gestimmt hat, das bleibt dahingestellt. Natürlich haben wir uns bei der Trainersuche nicht so leicht getan. Das sage ich auch ganz ehrlich. Wir hatten Vincent immer auf der Liste. Christoph und ich ärgern uns, dass wir das Gespräch nicht schon eher gesucht haben – aber wir haben es dann gesucht. Das war einfach fantastisch. Vincent ist ein großartiger Mensch, ein Menschenfänger, der klar weiß, wie er Fußball spielen möchte. Natürlich könnte man ein Fragezeichen setzen, er ist mit Burnley abgestiegen. Aber man muss tiefer schauen. Wie hat er Fußball gespielt? Welche Spieler hatte er zur Verfügung? Wir haben uns sehr intensiv in den vergangenen Wochen über den Kader ausgetauscht. Wir wollen Bayern München nicht revolutionieren, aber ein Stück weit evolutionieren."
... Vincent Kompany: "Er weiß, wie größere Kabinen funktionieren. Er war Kapitän, er war Spieler. Aber er war mehr als Spieler, er war der verlängerte Arm von Pep Guardiola. Er hat jetzt vier Jahre Trainertätigkeit hinter sich, vom Kopf her ist er schon acht, neun oder zehn Jahre Trainer. Das merkst du in den Gesprächen. Das macht unglaublich viel Spaß, weil es sehr detailliert ist. Natürlich ist der Erfolg, den wir haben wollen, die Basis. Aber es steht immer das Menschliche im Vordergrund. Das hat uns imponiert."
... die Ziele des FC Bayern in der kommenden Saison: "Alles gewinnen! Das habe ich beim FC Bayern gelernt. Die Philosophie ist es, jedes Spiel zu gewinnen. Das ist auch mein Ziel. Natürlich ist der Druck sehr groß, aber der FC Bayern ist immer der Verein, der gejagt wird, in allen Wettbewerben. Vor allem im DFB-Pokal und in der Meisterschaft, aber auch in der Champions League ist der FC Bayern derjenige, gegen den alle gewinnen wollen. Das Finale der Champions League mit München als Austragungsort ist ein großes Ziel. Der Weg dorthin ist noch weit. Wir wollen uns nicht zu viel Bürde aufladen, aber es ist natürlich ein großes Ziel von uns."
... den Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal gegen Ulm: "Ich bin kein Freund davon, gegen Zweitligisten in der ersten Runde zu spielen. Weil man weiß, dass wir noch nicht so ganz im Rhythmus sind. Der Zweitligist hat schon zwei Spiele in den Beinen. Ulm hat mit Maurice Krattenmacher auch einen Spieler von uns. Der SSV Ulm hat auch eine Geschichte mit Uli Hoeneß. Wir waren schon lange nicht mehr im Pokalfinale. Deshalb ist unser Ziel, die erste Runde zu überstehen und ganz weit zu kommen."
- Eigene Beobachtungen und Recherche vor Ort in Rottach-Egern
- Aussagen von Max Eberl am Rande des öffentlichen Bayern-Trainings in Rottach-Egern am 22. Juli