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Frauen-WM 2023: Bei den USA kriselte es schon vor dem Aus


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WM-Pleite der USA
Laute Nebengeräusche


Aktualisiert am 07.08.2023Lesedauer: 4 Min.
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Fassungslose Amerikanerinnen nach dem WM-Aus: Ein neuer Tiefpunkt für den US-Frauenfußball. (Quelle: Hamish Blair/AP/dpa)
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Die USA haben bei der Fußball-WM der Frauen eine herbe Enttäuschung erlebt. Dabei gab es schon seit einigen Tagen Unruhe bei den "Stars and Stripes".

Stürmerin Alex Morgan sprach von einem "Albtraum", die "USA Today" von einem "epischen Scheitern". Die USA, die bisher bei jeder Fußball-WM der Frauen mindestens das Halbfinale erreichten, müssen sich aus Neuseeland und Australien bereits nach dem Achtelfinale verabschieden.

In einem dramatischen Elfmeterschießen scheiterte das Team um Starstürmerin Megan Rapinoe nach insgesamt 14 Versuchen. Für Rapinoe war es gleichzeitig das letzte Länderspiel ihrer Karriere. Die Hoffnung auf ein erfolgreiches Ende ihrer beeindruckenden Karriere im US-Trikot fand ein jähes Ende.

Eine Debatte um Auswechslungen

Doch so dominant und erfolgreich die "Stars and Stripes" in den vergangenen Jahren im Frauenfußball waren, so unruhig war die Gruppenphase der aktuellen WM. Zwar gab es gegen Vietnam einen Sieg zum Beginn, doch spätestens nach dem 1:1 gegen die Niederlande am 2. Spieltag kamen erste Fragen zu den Entscheidungen von Trainer Vlatko Andonovski auf. Vor allem die wenigen Wechsel lösten eine Diskussion in den USA aus. Andonovski hatte lediglich eine Spielerin während der Partie ausgetauscht. Auch in der engen Schlussphase entschied er sich gegen frische Impulse von der Bank.

"Ich hätte helfen können, Lynn (Williams, Anm. d. Red.) hätte helfen können", sagte Megan Rapinoe, die nicht zum Einsatz kam, kurz danach auf einer Pressekonferenz. Die 38-Jährige fügte aber gleichzeitig an: "Jeder von uns auf der Bank ist der Meinung, dass er auf dem Feld sein sollte, genauso wie die Spieler auf dem Feld der Meinung sind, dass sie auf dem Feld sein sollten."

Zu diesem Zeitpunkt war die Diskussion um die US-Auswahl noch relativ klein, doch das änderte sich mit dem 3. Spieltag. Denn gegen Portugal stand der Titelverteidiger vor dem Aus. Beim Stand von 0:0 traf der europäische WM-Neuling in der Nachspielzeit den Pfosten. Ein Tor hätte das Aus in der Vorrunde für die USA bedeutet. Doch es blieb beim Unentschieden, das zumindest den zweiten Rang – und somit auch das Achtelfinale – für Andonovskis Team bedeutete.

"Das halte ich für verrückt"

Ex-Nationalspielerin Carli Lloyd sagte in der TV-Übertragung bei Fox, dass der Pfosten den Titel als "Spielerin des Spiels" gehabt hätte. "Sie sollten dankbar sein, nicht nach Hause zu fahren." Die Frage, die jedoch blieb, war die nach dem Warum. Warum tat sich die mit so vielen Stars gespickte US-Mannschaft so schwer mit Portugal? Fehlende Einstellung? Unzufriedenheit mit dem Trainerteam? Taktische Fehler?

Andonovski wollte vor allem Ersteres nicht auf sich sitzen lassen: "Die Mentalität dieser Mannschaft infrage zu stellen, den Siegeswillen und den Kampfgeist anzuzweifeln, halte ich für verrückt", sagte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Doch die Kritik an der Mannschaft blieb. Auch, dass die Spielerinnen nach ihrer schwachen Leistung gegen Portugal lachten und tanzten, kam bei manchen Beobachtern wie Carli Lloyd gar nicht gut an: "Ich habe so etwas noch nie erlebt. Ich sehe diese Bilder jetzt zum ersten Mal, ich habe so etwas noch nie erlebt. (...) Es ist ein Unterschied, ob man die Fans respektiert oder seine Familie grüßt. Aber zu tanzen? Zu lachen?"

Ein weiterer Aspekt, der vor allem die Fans frustrierte: Die Fifa hatte den Spielplan so geplant, dass die Anstoßzeiten der Spiele der USA gut für den amerikanischen TV-Markt sind. Der Weltverband hatte mit einem Gruppensieg gerechnet und dementsprechend alles terminiert. Weil die USA aber nur Zweiter wurden, fand das Achtelfinale gegen Schweden zur Unzeit statt. Für Fans an der Ostküste war der Anpfiff am Sonntag um 5 Uhr morgens, an der Westküste sogar um 2 Uhr.

Wie geht es mit dem Trainer weiter?

Die Unruhe in der Heimat bekamen die Spielerinnen und ihr Trainer nicht in den Griff. Denn vor dem Achtelfinale war es keine kleine Debatte um einen Randaspekt mehr, es war ein ernsthaftes Thema bei Medien und Fans. Vizekapitänin Lindsey Horan reagierte. Laut der "New York Times" suchte die 29-Jährige das Gespräch mit allen Mitspielerinnen, redete ihnen zu und sagte, sie sollen die "Geräusche von außen" ignorieren.

Besonders die 14 Spielerinnen, die erstmals bei einer WM dabei waren, bekamen dabei Horans Aufmerksamkeit. Hauptsache: voller Fokus auf Schweden.

Tatsächlich ließen sich die US-Amerikanerinnen die Unruhe der Vortage gegen das Team aus Nordeuropa nicht anmerken, dominierten die Partie fast über die gesamte Zeit. Doch weil das Endergebnis eine Niederlage war, ist nun auch Nationaltrainer Andonovski angezählt. Seine Zukunft gilt als noch nicht entschieden. Denn auch bei Olympia in Tokio verpasste er mit der US-Auswahl den Titel, auch wenn es für Bronze reichte.

Von einem Rücktritt war beim 46-Jährigen zunächst keine Rede, es war eine Mischung aus Stolz und Frust, die er ausdrückte: "Ich denke, wir haben gezeigt, wie stark wir sind. Wir haben alles getan, um das Spiel zu gewinnen. Leider kann der Fußball manchmal grausam sein."

Ob das "grausame" Spiel gegen Schweden dazu führt, dass Andonovski seinen Job verliert, bleibt abzuwarten. Klar ist in jedem Fall, dass die USA sowohl bei Olympia in Paris im kommenden Jahr als auch bei der WM 2027 wieder zu den Topfavoriten zählen werden. Und mit besseren Ergebnissen wird es dann auch wieder ruhiger.

Verwendete Quellen
  • 90min.com: "Megan Rapinoe claims she 'could've helped' against Netherlands" (engl.)
  • cnn.com: "US coach Vlatko Andonovski hits back at criticism of team after draw against Portugal" (engl.)
  • onefootball.com: "CARLI LLOYD HITS OUT AT USA’S BEHAVIOUR FOLLOWING ‘LUCKY’ WOMEN’S WORLD CUP DRAW" (engl.)
  • nytimes.com: "Inside U.S. Team, a Campaign to Avert Disaster Gets Personal" (engl.)
  • cbssports.com: "Three questions facing USWNT after defeat to Sweden and worst Women's World Cup finish in program history" (engl.)
  • Nachrichtenagenturen dpa, SID
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