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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Umsonst nach Australien gereist? Für diese DFB-Spielerin ist am Sonntag Tag der Entscheidung
24 DFB-Spielerinnen bereiten sich aktuell auf den WM-Auftakt gegen Marokko vor. Für eine könnte die WM schon vor dem ersten Spiel vorbei sein.
Aus Sydney berichtet Noah Platschko
Im Skispringen gibt es den Begriff des "Lucky Loser". Wer in der Qualifikation gegen einen zu starken Gegner gescheitert ist, kann mit entsprechender Weite doch noch am Hauptwettkampftag teilnehmen – und möglicherweise einen Podestplatz ergattern.
Im Fußball ist der Begriff weniger verbreitet. Jedoch gibt es auch da immer wieder die Chance, in die Startelf oder den Mannschaftskader zu rutschen.
Am Sonntag entscheidet sich, ob Janina Minge zum "Lucky Loser" im Team der deutschen Nationalmannschaft wird. Denn die 24-Jährige ist zwar mit dem DFB-Team nach Australien gereist, gehört aber gar nicht zum 23-Frau-Kader, den Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am 8. Juli für das Turnier "Down Under" berufen hatte.
Freiburgerin im Stand-by-Modus
Minge ist lediglich als Back-up mitgereist, um im Falle der Verletzung einer Mitspielerin einspringen zu können. Das deutsche Trainerteam hatte schon Wochen vor dem Turnier mit dieser Maßnahme kokettiert. Aufgrund des Zeitunterschiedes von acht Stunden wäre ein kurzfristiges Einfliegen problematisch gewesen. Es hätten auch zwei oder drei Spielerinnen sein können, am Ende wurde es nur die Freiburgerin Minge.
Deutschlands Gruppengegner bei der WM
Im Team ist die Mittelfeldspielerin voll integriert, absolviert alle Trainingseinheiten mit ihren Mitspielerinnen – und sie ist fit. Im Gegensatz zu Lena Oberdorf (Muskelblessur im Oberschenkel), Marina Hegering (Fersenprellung) und Sjoeke Nüsken (Bänderdehnung im Knie) hat Minge alle Teile der Vorbereitung problemlos absolvieren können.
Und auch in den Testspielen vor der WM wusste sie zu überzeugen, traf beim 2:1-Testspielsieg gegen Vietnam zum 2:0 und durfte "aufgrund ihrer sehr guten Leistungen", wie es der DFB mitteilte, auch das zweite Trainingslager in Herzogenaurach absolvieren. Folgt nach dem Flug nach Australien nun sogar die Krönung mit einem finalen Kaderplatz?
Allzu große Hoffnungen wird sich Minge nicht machen können. Bereits am Sonntag ist Tag der Entscheidung, denn laut offiziellen Statuten der Fifa ist es nur bis zu 24 Stunden vor dem ersten Match erlaubt, eine Spielerin nachzunominieren. Und auch nur dann, wenn diese nachweislich verletzt oder erkrankt ist. Anpfiff gegen Marokko ist am Montag um 10.30 Uhr (deutsche Zeit). "Wenn im Abschlusstraining nichts passieren sollte, dann wird Janina nach dem Spiel gegen Marokko nach Hause reisen", so die Bundestrainerin auf der Abschlusskonferenz. Noch am Sonntag will der DFB über die Entscheidung informieren.
Zuhause wartet die Saisonvorbereitung – und wärmeres Wetter
Zwar haben mit den bereits erwähnten Oberdorf, Hegering und Nüsken mehrere Akteurinnen mit Verletzungen zu kämpfen. Allerdings ist keine dermaßen angeschlagen, dass sie weite Teile des Turniers verpassen – und für Minge den Platz räumen würde.
Bis Sonntag um 10.30 Uhr deutscher Zeit muss sich Voss-Tecklenburg entscheiden – und Minge informiert haben. Sollte es für sie nicht reichen, wäre trotzdem nicht alles umsonst. Die Erfahrungen nehme sie für die Zukunft mit, sagt sie. Und dennoch wird sie bis zur letzten Sekunde hoffen. Ansonsten wartet beim SC Freiburg schon die Saisonvorbereitung. Zumindest mit höheren Temperaturen könnte Minge in der Heimat rechnen.
Für das DFB-Team, das sich nun schon seit gut zehn Tagen im 100 Kilometer von Sydney entfernten Wyong auf die WM vorbereitet, geht es Sonntagfrüh (8 Uhr Ortszeit) endlich zum Spielort nach Melbourne. Inklusive Platzbegehung wird die Mannschaft um 16 Uhr ihr Abschlusstraining absolvieren, ehe dann am Montag auch Deutschland ins Turnier einsteigt.
- Eigene Beobachtungen vor Ort