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EM 2022: Deutschland entzaubert Spanien – Merken Sie sich dieses Spiel


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Deutschland entzaubert Spanien
Merken Sie sich dieses Spiel!


Aktualisiert am 13.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Klara Bühl: Sie brachte das deutsche Team früh in Führung.Vergrößern des Bildes
Klara Bühl: Sie brachte das deutsche Team früh in Führung. (Quelle: JOHN SIBLEY)
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Spaniens Fußball ist geprägt von Dominanz und Passstärke. Deutschlands Frauen hatten bei der EM die Antwort. Und lieferten wertvolle Hinweise für die Männer.

Zu Zeiten von Joachim Löw als Bundestrainer der Männer wirkte es oft so, als würden die beiden Nationalmannschaften mehr nebeneinander als miteinander agieren. Löw machte sein Ding, Martina Voss-Tecklenburg das ihre.

Mit der Ablösung Löws duch Hansi Flick im Sommer 2021 hat sich in dieser Hinsicht etwas getan. Beide Seiten betonen immer wieder die Zusammenarbeit. So sagte Voss-Tecklenburg bereits im September letzten Jahres – kurz nach Flicks Start – bei einer Pressekonferenz: "Wenn er (Flick, Anm. d. Red.) jetzt mal angekommen ist, wenn die ihre vielen, vielen Spiele gespielt haben, dann ist es einfach ganz klar, dass wir uns auch austauschen werden und miteinander unsere Erlebnisse teilen wollen."

Zwei Monate später gaben Voss-Tecklenburg und Flick eine gemeinsame digitale Pressekonferenz, gaben Einblicke in den Austausch. Ende 2021 ging die 54-jährige Bundestrainerin im DFB-Interview sogar auf konkrete Themen ein: "Es gibt so viele Schnittstellen, das ist ein laufender Prozess. Wenn ich jetzt ein Thema erkennen würde, beispielsweise tiefstehende Gegner und Chipbälle in die Box, tausche ich mich mit Hansi aus: Wie trainiert ihr das? Wir greifen zum Telefon oder treffen uns online zum Gespräch. Beide Seiten können daraus Mehrwert generieren."

Genau dieser enge Draht könnte für Hansi Flick nun besonders wertvoll werden.

Dominanz am Ball

Voss-Tecklenburg hat ihrem Kollegen bei den Männern eine Sache voraus: Sie hat ihr Gruppenspiel gegen Spanien bereits hinter sich – und gewann dieses mit 2:0. Sowohl die Damen bei der aktuellen EM als auch die Herren bei der WM in Katar haben als zweiten Gegner die Iberer zugelost bekommen.

Wer sich mit dem spanischen Fußball beschäftigt, weiß, dass die Spielprinzipien überall die gleichen sind. Alle Mannschaften setzen auf einen dominanten Ballbesitz-Fußball mit langen Passstafetten. Die Spielerinnen und Spieler sind technisch auf höchstem Niveau ausgebildet und taktisch geschult.

So dominierten Spaniens Herren im Sommer 2021 das EM-Halbfinale gegen den späteren Europameister Italien, hatten mehr Ballbesitz (70:30 Prozent), mehr Torchancen (16:7) und dementsprechend auch eine höhere Torwahrscheinlichkeit. Der Wert der "expected goals" lag bei 1,52 zu 0,76. In keinem Spiel der EM hatte Spanien weniger Ballbesitz als der Gegner.

Und die Frauen-Nationalmannschaft führt diese Tradition in diesen Tagen in England fort. Im ersten Spiel gegen Finnland lag der Ballbesitz der Roja, wie die Auswahl genannt wird, bei 78 Prozent, spielte sich 32 Torchancen heraus und ließ lediglich 4 zu. Die Partie endete mit 4:1. Auch ohne Superstar Alexia Putellas (Kreuzbandriss) (mehr dazu lesen Sie hier) spielten die Spanierinnen ihre Gegnerinnen aus Nordeuropa an die Wand.

Am gestrigen Abend bekam auch Deutschland diese Dominanz am Ball zu spüren. Die ARD-Expertinnen Nia Künzer und Babett Peter betonten mehrfach, es sei ein Geduldsspiel, immer hinterherlaufen und neu anrennen zu müssen. Spanien vom eigenen Tor wegzuhalten und gleichzeitig eigene Chancen zu erspielen, ist anstrengend. Doch es gelang dem Team von Martina Voss-Tecklenburg eindrucksvoll.

Der Plan ist zu erkennen

Besonders zu Beginn setzte die deutsche Mannschaft auf das, was sie schon gegen Dänemark beim Auftakt auszeichnete: ein hohes Angriffspressing bis in den gegnerischen Strafraum. Die vorderste Reihe störte die spanische Defensive im Spielaufbau ohne Pause. Dabei im Fokus: die schnellen Außenstürmerinnen Svenja Huth und Klara Bühl, die auf diese Weise insgesamt 20 Bälle eroberten. Die komplette Einzelkritik mit allen Noten finden Sie hier oder in der Fotoshow.

Und der erste dieser 20 Bälle war auch gleichzeitig der wichtigste. Klara Bühl fing in der dritten Minute einen Pass der spanischen Torhüterin Panos im Strafraum ab, brachte den Ball unter Kontrolle, zog mit gutem Antritt an ihrer Gegenspielerin vorbei und schoss das 1:0.

Auch im ersten Spiel gegen Dänemark fiel die Führung nach einem Ballgewinn im gegnerischen Drittel. Statt Klara Bühl war es Lina Magull, die sich auch direkt selbst belohnte.

Die Spielerinnen haben die Vorgaben der Bundestrainerin verinnerlicht. Vorne früh Druck erzeugen und mit kurzem Weg zum Tor effektiv umschalten und so Dominanz ausstrahlen. Das ist der Plan der deutschen Mannschaft.

Wichtig ist dafür aber auch die defensive Stabilität. Und die war besonders in der ersten Hälfte gegen Spanien nicht gegeben. Die Abstände waren zu oft zu groß, die Roja kam mehrere Male zwischen die deutschen Ketten. Es war Missverständnissen und auch Glück zu verdanken, dass die Damen von der iberischen Halbinsel keinen Ausgleich erzielten. Nach der Pause passte Deutschland die Defensive an und ließ weniger zu. Und wenn Spanien mal durchkam, war Merle Frohms im Tor zur Stelle.

Eine Blaupause

Spanien rannte an, aber biss sich an der DFB-Abwehr die Zähne aus. Nia Künzer merkte nach dem Spiel an, dass die Partie noch Stunden hätte dauern können, ein Tor für La Roja wäre dabei nicht zustande gekommen. Es blieb bei vielen Querpässen und wenig vertikalen Aktionen. Das ließ die Abwehr um Chefin Marina Hegering nicht zu.

Was das Team von Martina Voss-Tecklenburg zeigte, war eine Blaupause für Hansi Flick. Wenn er am 27. November bei der WM in Katar auf Luis Enriques Spanier trifft, muss auch er mit einer dominanten und passstarken Mannschaft klarkommen. Mit technisch versierten Spielern, die sich kaum einen Ball abnehmen lassen und mit Druck umgehen können. Auch er muss dafür Lösungen finden und seine Spieler die iberischen Verteidiger früh und vor allem richtig stören lassen.

Keine leichte Aufgabe. Das Gute ist: Die Telefonnummer seiner Amtskollegin kennt Flick bereits.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • sportbuzzer.de: "Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg: Austausch mit Hansi Flick 'ganz klar'"
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