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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Frankfurt erreicht das Finale Der entscheidende Mann sollte eigentlich nicht spielen
Eintracht Frankfurt hat das Europa-League-Endspiel erreicht. Auch wenn die SGE nicht ihre beste Leistung zeigte, funktionierte an diesem Abend erneut eines: die Symbiose zwischen Mannschaft und Fans.
Am Ende gab es kein Halten mehr. Als der spanische Schiedsichter Jesús Gil Manzano um 22.54 Uhr die Pfeife zum Mund führte, brachen alle Dämme. Die Nordwestkurve des Deutsche-Bank-Parks, bestückt mit den treuesten Anhängern Eintracht Frankfurts, ließ seiner Freude vollen Lauf und flutete den Spielfeldrasen.
Was folgte, war die pure Fußballemotion. "Eviva Espana", der Klassiker von Hanna Aroni aus dem Jahre 1972, ertönte im weiten Rund des Stadions, ehe nur Minuten später das euphorisierte Publikum die Eintracht-Hymne "Im Herzen von Europa" anstimmte.
All das auch dank des 1:0-Heimsiegs gegen West Ham United. Dank eines frühen Treffers von Rafael Borré (26. Minute). Eintracht Frankfurt lief am Donnerstagabend nie Gefahr, den ersten Finaleinzug in einem europäischen Wettbewerb seit 1980 zu verspielen. Und fährt nun am 18. Mai nach Sevilla, um das Europa League-Finale gegen die Glasgow Rangers (3:1 gegen Leipzig) zu bestreiten.
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Bereits vor der Partie standen die Zeichen gut. Schließlich war die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner dank des 2:1-Sieges bei den "Hammers" mit einem knappen Vorsprung in dieses Rückspiel gegangen.
Hoher Besuch hatte sich angekündigt für die Partie im ehemaligen Waldstadion. Neben Bundestrainer Hansi Flick, DFL-Chefin Donata Hopfen sowie Uefa-Präsident Alexander Ceferin, ließen sich auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf sowie Ex-Trainer Andi Hütter das mit Spannung erwartete Rückspiel nicht entgehen. Auch andere Ex-Trainer wie Niko Kovac, Friedhelm Funkel und Armin Veh waren der Einladung nach Frankfurt gefolgt.
Und die geladenen Gäste, sowie alle anderen Fans, sahen im ausverkauften Deutsche-Bank-Park (48.000 Zuschauer) eine Eintracht, die von Minute eins gewillt war, dem Traum vom Titel frühzeitig ein Stück näher zu kommen. Auch wenn die Eintracht bei Temperaturen um die 15 Grad nicht ihre beste Leistung in dieser Europa-League-Saison zeigte, so konnte sie sich doch auf ihr Spielglück verlassen. Und auf einen Mann, der eigentlich gar nicht hätte spielen sollen.
Hauge mit der Schlüsselaktion
Denn nur aufgrund des Ausfalls Jesper Lindströms (Oberschenkelverletzung) rückte Jens Petter Hauge in die Startelf – und sorgte nach etwas weniger als 20 Minuten für den spielentscheidenden Moment.
Aaron Cresswell zog als letzter Mann unerlaubt am Trikot des Norwegers. Notbremse und Rot, so die korrekte Entscheidung des Unparteiischen. Die Eintracht nutzte die Gunst der Überzahl blitzschnell und ging nur Minuten später durch Borré in Führung (26.). Retrospektiv war das bereits die Entscheidung.
"Das war ein Abend, den man nie vergisst", schwärmte der überglückliche Frankfurter Trainer Glasner nach Abpfiff. "Was die Mannschaft heute wieder geleistet hat... Mit unseren Fans war das ein unglaublicher Abend. Ich habe zu der Mannschaft gesagt: Ich weiß nicht, ob ihr die besten Spieler seid, und ich weiß nicht, ob wir die besten Trainer sind. Aber als Truppe sind wir außergewöhnlich."
Das sah auch Mark Weidenfeller vom Eintracht-Podcast "Fußball 2000" so: "Irgendwas ist mit dieser Europa-League-Eintracht dieses Jahr. Die hält nichts auf", so der 36-Jährige zu t-online.
Mischung aus Anspannung und Vorfreude
Bereits im Vorfeld der Partie hatte auf Seiten der Eintracht-Fans eine Mischung aus angespannter Vorfreude und nervöser Angst geherrscht. Vorfreude, drei Jahre nach dem bitteren Aus im Halbfinale gegen Chelsea nun doch das Finale der Europa League erreichen zu können. Und Angst, erneut zu scheitern.
Dass die Nordwestkurve aber in der Lage ist, mit die beeindruckendsten Fan-Choreographien unter den Bundesligateams zu kreieren, stellte sie auch an diesem Europa-League-Abend unter Beweis. "Nordwestkurve Frankfurt am Main, meine Stadt, mein Verein" prangte es auf den Transparenten.
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Unbeeindruckt von der enormen Geräuschkulisse, gegen einen an diesem Tag mittellosen Gegner, ließ die SGE-Defensive nur vereinzelte Chancen zu. Angeführt vom überragenden U21-Nationalspieler Ansgar Knauff spielte sich der Bundesliga-Elfte ins Finale. Der Traum vom Titel ist nun realer denn je.
"Das Tor ist ramponiert. Das war das schlimmste, was passiert ist""
Die Freude über den Erfolg wollte sich Trainer Glasner auch nicht vom Platzsturm der Fans madig reden lassen – im Gegenteil.
"Die Dankbarkeit und die Freude der Fans, das ist doch schön. Es war in keiner Form irgendeine Aggressivität auf dem Platz. Das Tor ist ramponiert. Das war das schlimmste, was passiert ist", so der Österreicher, der nun mit einem Jahr Verspätung doch noch in den Genuss der Königsklasse kommen könnte.
Vergangene Spielzeit hatte sich Glasner als Trainer des VfL Wolfsburg eigentlich für die Champions League qualifiziert. Nach seinem Wechsel nach Frankfurt blieb ihm mit der Eintracht "nur" die Europa League. Bei einem Sieg in Sevilla würde allerdings ein Platz in der Königsklasse winken – inklusive Plätzchen im Lostopf eins.
Doch daran werden sie nicht gedacht haben an diesem Abend. Weder Spieler noch Trainer. Sie haben eine Aufgabe zu erfüllen: Den Hexenkessel von Sevilla zum Hessenkessel umzutaufen – und im Todesjahr der Eintracht-Legende Jürgen Grabowski einen internationalen Titel nach Frankfurt zu holen. Ins Herz von Europa.
- Eigene Beobachtungen im Stadion vor Ort
- Europa League bei RTL
- hessenschau.de: "Fans (...) geraten aneinander"
- Pressekonferenzen mit Oliver Glasner vor und nach dem Spiel
- fotmob.com: Statistiken zur Partie Frankfurt - West Ham
- Twitteraccount von Eintracht Frankfurt
- kicker.de: "Wie sich die Europa League (...) finanziell auszahlt"
- Verteilung der Einnahmen aus der Uefa Europa League 2021/22