Frankreich trifft auf Niederlande Topchancen und ein Treffer, der nicht zählte
Ohne Superstar Kylian Mbappé hat Frankreich trotz zahlreicher Chancen ein Remis gegen die Niederlande geholt. Der "Elftal" wurde auf der anderen Seite ein Tor aberkannt.
Die französische und die niederländische Nationalelf haben sich bei der Fußball-Europameisterschaft unentschieden getrennt. In Leipzig hieß es am Ende 0:0.
Die Franzosen vergaben ohne ihren durch einen Nasenbeinbruch gehandicapten Kapitän Kylian Mbappé zahlreiche Chancen, den Niederländern wurde auf der anderen Seite ein Tor aberkannt. Polen ist durch die Punkteteilung und die Tabellenkonstellation in der Vorrundengruppe D ausgeschieden.
ARD-Experte Bastian Schweinsteiger war nach Abpfiff ob des Ergebnisses kurz etwas sprachlos: "Das darf niemals 0:0 ausgehen – bei der Qualität der Chancen." Die Franzosen hätten "mindestens" zwei Tore machen müssen.
In der schweren Gruppe D kommt es damit erst am Dienstag zur Entscheidung, wenn Frankreich (4 Punkte) gegen die Polen und die "Elftal" (4) gegen Österreich (3) antritt. Allerdings haben beide Favoriten eine sehr gute Ausgangsposition.
So lief das Spiel
Trotz Maske und Training reichte es für Mbappé nicht zu einem Einsatz, was auch einen Umbau der Mannschaft erforderte. Trainer Didier Deschamps schickte also Antoine Griezmann, diesmal auch der Kapitän, noch weiter in den Angriff. Flankiert wurde der Edeltechniker von den beiden ehemaligen Bundesliga-Profis Marcus Thuram und Ousmane Dembélé.
Doch waren es nicht die Franzosen, die für die erste starke Szene der Partie sorgten. Nach nur 57 Sekunden wären beinahe die Niederländer in Führung gegangen und das durch eine Bundesliga-Co-Produktion. Xavi Simons von RB Leipzig spielte auf seinem Heim-Terrain den Ball auf Jeremie Frimpong. Der Angreifer von Double-Gewinner Bayer Leverkusen – neu in der "Elftal" im Vergleich zum 2:1 gegen Polen – scheiterte aber an Frankreichs Keeper Mike Maignan.
Es blieb turbulent und intensiv – in der Anfangsphase entwickelte sich ein rasantes Spiel mit hohem Unterhaltungswert. Mittendrin immer wieder Griezmann. Zuletzt schon leicht angesäuert, weil er nicht so zentral gespielt hatte, wie er es mag, wirbelte er trotz einer Art Sonderbewachung ordentlich durch die niederländischen Defensivreihen.
Nur vorm Tor klappte es nicht: Zuerst scheiterte er an Torwart Bart Verbruggen (4.), dann trat er aus sechs Metern in allerbester Position über den Ball (14.), ehe er kurz danach auch noch knapp daneben zielte (15.) und es mit seinen 1,76 Metern sogar mit einem Kopfball kurz vor der Pause versuchte.
Knapp 30 Minuten machten beide Mannschaften Druck, die Niederländer hatten nach der ganz frühen Frimpong-Chance die zweite starke Szene in der 16. Minute. Aber auch gegen Cody Gakpo war Maignan zur Stelle. Auf dem hohen Niveau ging es aber nicht weiter, es schlichen sich immer wieder Abspielfehler auf beiden Seiten ein, ehe es in die Pause ging.
Auch beim Wiederanpfiff stand Mbappé nicht auf dem Platz, beide Trainer wechselten nicht. Als Deschamps sechs Spieler zum Aufwärmen schickte, war er auch nicht dabei. Die Niederländer begannen druckvoller. An das Niveau der Anfangsphase kam die Partie zwar nicht ran, Chancen gab es dennoch – allerdings für die stärker werdenden Franzosen: in der 60. für Thuram, drei Minuten danach für den neu in die Startelf gerückten Aurélien Tchouaméni. Und nicht mal 120 Sekunden später war es wieder Griezmann, der den Ball nicht reinmachte und danach war es Dembélé, der nicht genau genug zielte.
Stattdessen traf Simons. Und das vor der Kurve der Oranje-Fans. Der Jubel kam aber zu früh. Der Videoschiedsrichter überprüfte die Szene. Bierbecher flogen. Mehr als zwei Minuten später stand fest: kein Tor. Teamkollege Denzel Dumfries stand im Abseits, weil er Frankreichs Keeper im Weg gestanden hatte. Es blieb beim 0:0 – dem ersten bei diesem Turnier.
- Eigene Beobachtung
- ARD-Interview mit Bastian Schweinsteiger
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa