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EM: Spanien-Wunderkinder Williams und Yamal erinnern an DFB-Stars


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Deutschlands größter EM-Konkurrent
Sie spielen sogar den Titelverteidiger an die Wand


Aktualisiert am 21.06.2024Lesedauer: 4 Min.
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Feuer und Flamme für Spanien: der 16-jährige Lamine Yamal. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Bahho Kara/imago)
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Nach der DFB-Elf ist auch Spanien ins Achtelfinale der EM eingezogen. Bester Mann auf dem Platz: Ausnahmetalent Nico Williams. Doch nicht nur er verzückt bei diesem Turnier die Massen.

Aus Gelsenkirchen berichtet William Laing

Die Worte, die Nico Williams nach dem Schlusspfiff am Donnerstagabend in Gelsenkirchen vor den Fernsehkameras wählte, waren unmissverständlich: "Wir wollen natürlich Europameister werden", sagte der 21-Jährige, der im Anschluss an den 1:0-Erfolg gegen Italien zum Spieler des Spiels gekürt worden war. Den ersten großen Schritt, um sich Mitte Juli in Berlin den Titel zu sichern, ist Spaniens Nationalmannschaft nun gegangen. Die Elf von Trainer Luis de la Fuente steht nach zwei EM-Spielen bereits sicher als Erster der Gruppe B im Achtelfinale – was eben nicht zuletzt auch an Nico Williams liegt.

Der Offensivspieler vom baskischen Klub Athletic Bilbao hat gegen Italien gezeigt, warum sein Coach trotz seines jungen Alters erneut auf ihn in der Startformation setzte. Denn: Die spanische Mannschaft spielte den Titelverteidiger phasenweise an die Wand – und vor allem Williams die Defensivreihe der Italiener immer und immer wieder schwindelig. Über seine gesamte Einsatzzeit hinweg sprühte er vor Spielwitz und hatte auch beim entscheidenden Treffer seine Füße mit im Spiel. Seinen Flankenball nach einem starken Dribbling verlängerte Spanien-Kapitän Álvaro Morata mit dem Scheitel in die Mitte, wo Italiens Verteidiger Riccardo Calafiori den Ball unglücklich ins eigene Tor stolperte.

Und: Nur die Latte verhinderte rund zehn Minuten später, dass Williams sich über einen eigenen Torerfolg hätte freuen können. Unwiderstehlich war er von der Außenbahn nach innen gezogen und hatte die Kugel an den Querbalken gedonnert. Eine Aktion zum mit der Zunge schnalzen, die einen Treffer verdient gehabt hätte.

Williams, das war gegen Italien mehr als deutlich zu erkennen, ist der Shootingstar der Spanier und in dieser Rolle nicht allein. Denn während er den linken Flügel im Team beackert, wirbelt auf der anderen Seite sein perfektes Gegenstück. Auch das wusste schon bei dieser EM zu überzeugen.

Ein 16-Jähriger bald "der Beste von allen"

Lamine Yamal heißt der Spieler, dessen Name aktuell in aller Munde ist. Warum? Das hat in erster Linie zwei Gründe. Zum einen ist der Angreifer des FC Barcelona schlichtweg ein hervorragender Fußballer. Sogar Uefa-Boss Aleksander Čeferin verlor deshalb vor wenigen Tagen etwas seine für Funktionäre übliche, professionelle Contenance, als er über Yamal sagte: "Wenn ich einen Klub besitzen würde, wäre er der erste Spieler, den ich kaufen würde, wenn ich genügend Geld hätte." Yamal, so Čeferin, könne "bald der Beste von allen sein".

Dass der Zeitraum "bald" dabei undefiniert bleibt, scheint irrelevant. Denn genug Zeit, der beste Spieler der Welt zu werden, hat Lamine Yamal allemal, ist er sogar noch stolze fünf Jahre jünger als Nico Williams. Gerade einmal 16 Jahre alt ist Yamal und steht dennoch schon bei neun Länderspielen, in denen er bereits sieben Scorerpunkte sammelte. Eine irre Quote für einen Teenager, der im vergangenen Jahr erst sein Debüt in La Liga, Spaniens höchster Spielklasse, feierte und wenige Monate später, im September 2023, erstmals für die spanische A-Nationalmannschaft auflief.

Es folgte die Nominierung zur EM in diesem Jahr und mit ihr die erste Partie des Turniers. Schon beim 3:0 gegen Kroatien am vergangenen Samstag in Berlin stand Yamal in der Startelf, lieferte die Vorarbeit zum letzten Treffer und war ganz grundsätzlich einer der besten Akteure auf dem Platz. Gegen Italien wiederum brauchte er nun etwas Anlaufzeit, um ins Spiel zu finden. Doch insbesondere im zweiten Durchgang ließ Yamal immer wieder seine Klasse aufblitzen, hatte beispielsweise eine Aktion ähnlich der Williams. Sein Schlenzer nach einer Stunde traf aber nicht die Latte, sondern verfehlte das Tor nur um Haaresbreite. Auch dieser Versuch hätte einen Treffer verdient gehabt, lieferte aber gemeinsam mit den anderen zahlreichen spanischen Chancen eine wichtige Erkenntnis.

Spanien wird zum deutschen Titelkonkurrenten

Während andere Top-Teams wie England und Italien ihre Form suchen, überzeugt Spanien bei der EM spielerisch auf ganzer Linie. In dieser Verfassung ist "La Furia Roja" aktuell Deutschlands größter Konkurrent um den Titel – und das liegt nicht zuletzt an den beiden Top-Talenten im Sturm, die durchaus Parallelen zu zwei DFB-Stars aufweisen.

Williams und Yamal erinnern in ihrer Leichtigkeit, mit der sie die Gegner reihenweise aussteigen lassen, an das deutsche Duo Musiala und Wirtz. Nimmt man die deutsche Fanbrille in diesen Tagen einmal ab, dann fällt auf: Spaniens Wunderkinder wirken von ihren gezeigten Fähigkeiten her grundsätzlich auch genauso gut wie ihre deutschen Gegenüber und besitzen mit Blick auf die Zukunft ganz offensichtlich ein ähnlich hohes Potenzial. Allein die Erfahrung und die Treffsicherheit scheinen die beiden Deutschen Williams und Yamal aktuell noch vorauszuhaben. Musiala und Wirtz erzielten bei der EM gemeinsam bereits drei Tore, die Spanier stehen noch bei null Treffern.

Ihren Wert für die spanische Mannschaft dürfte das aber keinesfalls mindern. Das Verständnis für die Schwierigkeit, mit gerade einmal 21 und 16 Jahren bei einer Europameisterschaft durchgehend abzuliefern, scheint bei den Teamkameraden durchaus vorhanden zu sein.

Marc Cucurella beispielsweise sagte nach dem Italien-Spiel in der Mixed Zone auf eine t-online-Frage über den Einfluss der beiden Youngster auf ihr Team: "Es ist schwierig, in diesem Alter auf diesem Level zu spielen." Die Aussage wirkte wie eine Mischung aus Lob und Mahnung. Lob für Yamal und Williams, die schon in jungen Jahren auf Top-Niveau agieren, sich den Höhen und Tiefen des Geschäfts stellen. Mahnung, weil die beiden eben alles in allem noch sehr jung sind, sich noch entwickeln müssen und Geduld bei ihnen gefordert ist, wenn sie ihr maximales Leistungspotenzial dauerhaft abrufen wollen.

Gut in dieser Hinsicht für Spanien: Das Team besitzt ein alteingesessenes Mannschaftsgerüst, in dem sich die beiden Talente offenbar bestens entfalten können. Das bestätigte indirekt auch Cucurella in seiner Antwort auf die t-online-Frage in der Mixed Zone. So glaube er, dass Spanien eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern besitze. "Wir haben eine perfekte Kombination", so Cucurella. Vielleicht ist es am Ende sogar eine Kombination, die Spanien nach 2008 und 2012 den dritten EM-Titel in diesem Jahrtausend bringen könnte. Daran würden Williams und Yamal im Fall der Fälle dann sicherlich ihren Anteil gehabt haben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen von vor Ort
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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