Frankfurter "Gänsehaut"-Moment Russ feiert Rückkehr nach Krebserkrankung
Nur mit Mühe und einer ordentlichen Portion Glück hat Eintracht Frankfurt den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals geschafft. Doch für die Fans stand nach dem 1:0 (1:0) gegen Arminia Bielefeld ohnehin nur der Rückkehrer im Mittelpunkt: Marco Russ nahm seine kleine Tochter Vida auf den Arm, blickte nachdenklich in den Nachthimmel und ließ sich von den Anhängern feiern.
Nach seiner Krebserkrankung, zwei Chemotherapien und knapp zehnmonatiger Leidenszeit war die späte Einwechslung des 31-Jährigen das emotionale Highlight des Abends.
"Das war ein sehr emotionaler Moment für mich nach dieser langen und teilweise harten Zeit", sagte Russ anschließend bei Sky: "Ich hatte den ganzen Tag ein flaues Gefühl im Magen, aber als ich dann an der Linie stand, habe ich es einfach nur genossen, die Aufregung war weg."
Frankfurter Freude über Russ' "Gänsehaut"-Moment
Nicht nur für den Rückkehrer war es ein besonderer Abend. "Es war auch für mich ein sehr emotionaler Moment", sagte Eintracht-Trainer Niko Kovac: "Wir haben alle gebangt und gehofft. Dass es heute dazu kam, darüber sind wir alle glücklich, ich insbesondere."
Sportdirektor Bruno Hübner freute sich, wie Russ die Mannschaft unterstützt habe: "Das war einfach klasse." Und Torschütze Danny Blum sagte: "Mich freut es sehr für Marco Russ. Die Leute haben ihn nach seiner langen Leidenszeit gefeiert. Das war schon Gänsehaut."
Blum schießt Eintracht weiter - "egal wie"
Zuvor hatten die Frankfurter den glanzlosen Sieg gegen den Zweitliga-Abstiegskandidaten aus Bielefeld über die Zeit retten müssen. "Es war nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe, aber letztlich bin ich glücklich, dass wir endlich wieder im Halbfinale sind", sagte Kovac: "Dieses Spiel war kein Leckerbissen. Wir hatten nie die Ruhe und Sicherheit."
Blum (6. Minute) erzielte das Tor des Tages und sicherte dem viermaligen Pokalsieger den ersten Sprung in die Vorschlussrunde seit 2007. "Es war kein gutes Spiel von uns, das muss man einfach so sagen", sagte der "Man of the Match", ergänzte aber: "Das Wichtige ist, dass man im Pokal egal wie weiterkommt."
"Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen"
Doch auch nach Blums Treffer spielten die Hessen nicht mit mehr Selbstvertrauen. Immer wieder leistete sich das Kovac-Team, das zuletzt mit einem "Treter-Image" zu kämpfen hatte, leichtsinnige Fehler im Spielaufbau und lud die Bielefelder regelrecht ein, dem Frankfurter Tor immer näher zu kommen. In der Offensive wurde Torjäger Alexander Meier kaum in Szene gesetzt.
Vor allem nach der Pause musste Eintracht-Torwart Lukas Hradecky immer wieder eingreifen. Zunächst war der Keeper beim Schuss des eingewechselten Andreas Voglsammer zur Stelle (50.), dann behielt der Finne im Strafraum-Gewühl den Überblick und klärte (51.). In der Schlussphase klärte er etwa gegen Bielefelds Kapitän Fabian Klos (80.) und Christopher Nöthe (85.).
Die Hereinnahme von Russ war daher nicht bloß ein Geschenk an Fans und Spieler. "Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen", sagte Kovac: "Ich musste ihn bringen, weil wir in der Schlussphase kopfballstarke Spieler brauchten, denn die Bälle sind nur so in unseren Strafraum hereingeflogen."