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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sieg in der Champions League Wie Bayern den FC Barcelona doch noch überwinden konnte
Bayern hat in der Königsklasse gegen Lewandowskis Barça gewonnen. In der ersten Hälfte hatten die Münchner wenig Zugriff. Das änderte sich jedoch.
Der FC Barcelona reiste mit fünf Siegen in Folge im Koffer nach München, und die erste Halbzeit verdeutlichte die neugewonnene Stärke der Katalanen, bei denen fünf Sommerverpflichtungen in der Startelf standen. Es ist eine Seltenheit, dass Bayern München im eigenen Stadion derart in die eigene Spielhälfte gedrückt wird und eine Reihe von Torabschlüssen zulässt. Auffällig war am Dienstagabend, wie die bayerische Offensive die wenigen Kontermöglichkeiten in der ersten Halbzeit vergab, weil beispielsweise Thomas Müller oder Sadio Mané technische Schwächen zeigten.
Auch das Pressing des FC Bayern ging in der ersten Halbzeit gegen Barcelona nicht auf. Mittelfeldspieler Pedri schob bewusst auf Lucas Hernández, wodurch der Bundesligist keinen Spieler aus der Abwehr herausziehen und das Pressing entsprechend rotieren lassen konnte. Stattdessen war besonders Jamal Musiala defensiv auf sich gestellt und Sergio Busquets unterlegen. Bei eigenem Ballbesitz blieb Musiala jedoch der vielversprechendste Münchner Offensivspieler.
Einwechslung von Goretzka mit positivem Effekt
Darauf aufbauend brachte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann zur zweiten Halbzeit Leon Goretzka für Marcel Sabitzer. Eigentlich hatte Sabitzer zuvor eine bessere Leistung als Nebenmann Joshua Kimmich abgeliefert, der unter Pressingdruck mehrmals unpräzise Pässe spielte. Aber Kimmich ist der Ankerspieler im bayerischen Zentrum, weshalb er auf dem Rasen bleiben durfte. Goretzka brachte mit seiner Dynamik eine neue Komponente ins Spiel. Die Vorstöße des deutschen Nationalspielers sorgten dafür, dass Barcelona im Mittelfeld selbst vorsichtiger sein musste. Busquets sowie Gavi versuchten, die Spielfeldmitte so gut wie möglich abzusichern, waren dadurch jedoch offensiv weniger präsent.
Goretzka leitete indirekt auch das 1:0 ein, indem er einen Distanzschuss abfeuerte, den Barça-Torwart Marc-André ter Stegen nur abwehren konnte. Der anschließende Eckball führte zum Führungstor. Die Ballbesitzverhältnisse kippten in der zweiten Halbzeit stärker zugunsten von Barcelona, allerdings hatte das vor allem mit dem Anrennen der Katalanen zu tun, die einen Zwei-Tore-Rückstand aufholen wollten. Bayern wiederum konnte unter Beteiligung von Goretzka viel häufiger Umschaltangriffe einleiten – Musiala wie auch Leroy Sané waren nun in ihrem Element.
Bayern zu häufig im Eins-gegen-Eins
Die Wertigkeit dieses Sieges bleibt jedoch ambivalent. Bayern profitierte vom Abschlusspech Barcelonas in den ersten 45 Minuten. Andernfalls hätte es wahrscheinlich die erste Saisonniederlage gegeben. Nach zuletzt drei Remis in der Bundesliga manifestiert sich der Eindruck, dass einige im bayerischen Team momentan nicht ihr ganzes Leistungspotenzial abrufen können.
- Robert Lewandowski: Das wird er noch bereuen
Das betrifft beispielsweise Top-Neuzugang Mané. Aber auch das taktische System von Nagelsmann kann derlei Formschwächen nicht kaschieren, weil sich Bayerns Offensivkräfte des Öfteren in isolierten Eins-gegen-Eins-Situationen wiederfinden.
Gerade deshalb konnte Barcelona solch eine starke erste Halbzeit spielen. Busquets und Co. gewannen diese Eins-gegen-Eins-Duelle für sich und forcierten das Spiel in Richtung des Tores von Manuel Neuer. Die Einwechslung von Goretzka war ein guter Schachzug, aber mehr auch nicht. Für eine sportliche Wende in dieser frühen Saisonphase braucht es mehr – auch von Trainer Nagelsmann.
- Eigene Beobachtungen