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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Angst, Emotionen und Drama Bundesliga-Abstiegskampf: Für drei Klubs geht es heute um alles
Es ist soweit. Der letzte Spieltag der Bundesliga-Saison steht vor der Tür. Und er wird die Frage beantworten, wer runter muss in die 2. Liga: Bielefeld, Bremen oder Köln.
Seit nun schon neun Jahren ist eine Frage in der Bundesliga relativ schnell beantwortet, nämlich die, wer Deutscher Meister wird: der FC Bayern. Große Spannung wird da kaum noch aufgebaut, höchstens künstlich erzeugt. Viel spannender ist Jahr für Jahr der Blick in den Abgrund: der Kampf um den Klassenerhalt.
Die Angst vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga ist groß, ist er doch gleichbedeutend mit vor allem finanziellen Einbußen. Und schaut man sich den Hamburger SV an, ist es inzwischen nicht mehr selbstverständlich, als einst etablierter Erstligist gleich wieder aufzusteigen. Das wissen auch Werder Bremen, der 1. FC Köln und Arminia Bielefeld. Für die drei Klubs geht es heute noch einmal um alles. Und die Vorzeichen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Blanke Angst in Bremen
Gerade für Werder Bremen wäre ein Abstieg, so muss man es fast schon sagen, eine Vollkatastrophe. Der erste Bundesligaabstieg seit 41 Jahren würde den wirtschaftlich bereits ums Überleben kämpfenden Verein in seiner Existenz bedrohen. Manager Frank Baumann ließ am vergangenen Sonntag im Sport1- "Doppelpass" tief blicken, als er eine Insolvenz selbst für den Fall des Klassenerhalts nicht "hundertprozentig ausschließen" wollte. Sollte Bremen absteigen, müssten die besten Spieler verkauft werden, kein Stein würde auf dem anderen bleiben. Die blanke Angst geht im hohen Norden um.
Auch deswegen zog der Klub noch einmal die Trainer-Reißleine, entließ Florian Kohfeldt und holte mit Thomas Schaaf eine Werder-Legende zurück auf den Trainerstuhl. Er soll den Klub retten, im besten Fall reicht am Samstag ein Sieg gegen Gladbach (hier im t-online-Liveticker), für die es aber noch um Europa geht, oder dann eben in zwei möglichen Relegationsspielen. Nur ein Punkt beträgt der Vorsprung auf den 1. FC Köln auf Platz 17, gleichzeitig ist auch Bielefeld als Tabellen-15. nur einen Zähler entfernt. "Wichtig wird es sein, wieder eine Überzeugung zu entwickeln, dass wir es schaffen", sagte Schaaf.
Bielefeld wie 2008?
Schaffen wollen es aber auch die Bielefelder, die alle Trümpfe in ihrer Hand haben. Sie stehen (noch) über dem Strich (ein Punkt vor Werder, zwei vor Köln). Kapitän Fabian Klos: "Wir dürfen uns nicht in die Hose machen, das hat noch nie geholfen. Wir sind die einzige Mannschaft da unten, die nicht auf die fremden Plätze schauen muss, wenn sie ihr Spiel gewinnt. Wir müssen mehr Lust aufs Gewinnen haben als Angst vorm Verlieren."
Allerdings bekommt es Bielefeld mit dem VfB Stuttgart zu tun (hier im t-online-Liveticker). Und da gibt es Parallelen zu Werder Bremen, denn auch für die Stuttgarter geht es noch um Europa und die Qualifikation für die Conference League. Bei Niederlagen von Bremen und Köln reicht der Arminia am Ende aber sogar ein Punkt, um weiter in der Bundesliga zu bleiben. Woran sich jeder Bielefeld-Fan bestimmt gern erinnert: 2008 machte der Klub beim VfB mit einem 2:2 den Klassenerhalt perfekt. Gestartet waren die Bielefelder vor dem letzten Spieltag – wie heute – auch von Platz 15.
Wankende Kölner
Bleiben noch die Kölner. Ein Sieg gegen längst abgestiegene Schalker muss her – das ist die Grundvoraussetzung (hier im t-online-Liveticker). Der hilft dann allerdings nur, wenn zumindest einer der beiden Konkurrenten nicht gewinnt. Um den fußballerischen Super-Gau zu verhindern, holte Köln Abstiegskampf-Experte und Trainer-Routinier Friedhelm Funkel noch einmal auf die Trainerbank. Der anfangs erzeugte Effekt verpuffte relativ schnell wieder. Köln gewann gegen RB Leipzig (2:1) und gleich danach in Augsburg (3:2), dann folgten allerdings eine Pleite gegen Freiburg (1:4) und ein 0:0 gegen Hertha BSC.
"Die Anspannung und der Fokus steigen mit jedem Tag", sagt Funkel vor dem Schalke-Spiel: "Aber alles mit Sinn und Verstand. Man kann nicht von Montag bis Samstag Druck aufbauen. Wir dürfen nicht hektisch oder übereifrig werden. Davon bin ich felsenfest überzeugt." Die Ergebnisse auf den anderen beiden Plätze will Funkel beachten, aber erst in der zweiten Halbzeit. "In der ersten Halbzeit interessieren sie mich erst einmal überhaupt nicht. Dass wir uns später informieren, ist selbstverständlich. Alles andere wäre fahrlässig", sagte Funkel.
t-online-Prognose: Bielefeld erinnert sich an die Rettung von 2008 – und schafft erneut den direkten Klassenerhalt gegen Stuttgart. Bremen hat mit der Schaaf-Rückkehr den letzten Joker im Abstiegs-Poker gezogen. Der zündet, Werder gewinnt gegen Gladbach und rettet sich in die Relegation. Köln steigt direkt ab – trotz eines Sieges gegen Mit-Absteiger Schalke.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa