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Zum 60. Geburtstag - Die Werder-Legende: Schaafs Debüt und Parallelen zu heute


Zum 60. Geburtsta
Die Werder-Legende: Schaafs Debüt und Parallelen zu heute

Von dpa
Aktualisiert am 30.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Der damalige Werder-Trainer Thomas Schaaf feiert auf dem Balkon des Bremer Rathhauses mit dem DFB-Pokal.Vergrößern des Bildes
Der damalige Werder-Trainer Thomas Schaaf feiert auf dem Balkon des Bremer Rathhauses mit dem DFB-Pokal. (Quelle: picture alliance / dpa./dpa)
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Bremen (dpa) - Kurz vor dem Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig hätte sich bei Werder Bremen beinahe Geschichte wiederholt. Der langjährige Trainer Thomas Schaaf wurde in den vergangenen Tagen als möglicher Nachfolger von Florian Kohfeldt gehandelt.

Schaaf sollte seinen Herzensclub vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga retten und ihm vielleicht auch eine große Pokal-Überraschung bescheren. Die Werder-Führung entschied aber erst einmal anders: Kohfeldt darf vorerst Trainer bleiben - und Schaaf braucht seinen 60. Geburtstag am 30. April nicht in der Coachingzone des Wohninvest Weserstadions zu feiern.

Thomas Schaaf ist eine der größten Werder-Legenden überhaupt, weil er gleich beide erfolgreichen Ären dieses Vereins prägte. Als Spieler wurde er unter Otto Rehhagel zweimal deutscher Meister, zweimal Pokalsieger und gewann 1992 den Europacup. Als Trainer führte er die Bremer zur Meisterschaft 2004, zu drei DFB-Pokalsiegen und in das UEFA-Cup-Endspiel 2009. Bei all diesen Erfolgen sind die ersten fünf Wochen seiner Cheftrainer-Zeit zwar etwas in Vergessenheit geraten. Sie sind in der Rückschau aber auch deshalb so spektakulär, weil es einige Parallelen zur heutigen Situation bei Werder gibt.

Auch im Frühjahr 1999 verlor der Club ein Bundesliga-Spiel nach dem anderen. Nach dem 31. Spieltag hatte das demoralisierte Team sogar noch einen Punkt weniger als im April 2021. Was die Lage noch hoffnungsloser machte: Anders als heute bei Kohfeldt mochten und stützten die Spieler ihren damaligen Trainer Felix Magath nicht, sondern hassten ihn regelrecht. Also wurde Magath an einem Sonntag gefeuert, am Dienstag stand ein Nachholspiel gegen Schalke 04 an - und am Montag dazwischen übernahm der bisherige Amateurcoach Schaaf.

"Die Atmosphäre bei diesem Spiel war unvorstellbar", erzählte er in einem NDR-Podcast aus Anlass seines 60. Geburtstags. "Das Stadion war ausverkauft. Die ganze Stadt hat sich mit dem Verein identifiziert. Der Bürgermeister ist direkt vom Theater mit dem Fahrrad eingefahren. Nach dem Spiel konnte ich nicht mehr sprechen, ich war total heiser."

Durch ein Tor von Christoph Dabrowski gewann Werder eines der emotionalsten Spiele der Club-Geschichte mit 1:0 und schaffte danach etwas, wovon aktuell wohl kaum jemand zu träumen wagt: Zwei weitere Siege gegen 1860 München und Borussia Mönchengladbach bedeuteten den Klassenerhalt. Und im DFB-Pokal-Finale schlug der Beinahe-Absteiger auch noch den deutschen Meister Bayern München im Elfmeterschießen.

"Wir waren dem Abstieg gerade entronnen, ein größerer Außenseiter konnte man gar nicht sein gegen diese Bayern mit Kahn, Effenberg, Matthäus", sagte Schaaf in einem Interview des "Weser-Kuriers". "Durch meine Vorgänger Sidka und Magath standen wir im Finale, ich durfte das zu Ende bringen. Ein unglaubliches Erlebnis."

Eine wichtige Rolle spielte damals sein enger Freund Dieter Eilts. Der damalige Werder-Kapitän sagte dem Präsidium sinngemäß: Mit Magath steigen wir ab. Noch in der Nacht des Pokalsiegs drohte er dann öffentlich: "Wenn Thomas Schaaf nicht Trainer bleibt, höre ich auf."

Doch Schaaf blieb Trainer - und wie! Zusammen mit dem kongenialen Sportdirektor Klaus Allofs holte er Spieler wie Micoud und Pizarro nach Bremen, sammelte in fast 14 Jahren Titel und Champions-League- Teilnahmen und ließ im Weserstadion zeitweise den mitreißendsten Offensivfußball der vergangenen zwei Dekaden in Deutschland spielen.

Nach dem Double 2004 hatte Schaaf in Bremen eine Aura der Unantastbarkeit. Das Wort des Erfolgstrainers und Publikumslieblings hatte mehr Gewicht als das jedes Aufsichtsrats. Konflikte zwischen diversen Werder-Größen gab es auch damals. Aber öffentlich ausgetragen, wie das aktuell der Aufsichtsratskandidat Jörg Wontorra oder der langjährige Manager Willi Lemke tun, wurden sie nicht.

Wie stark Schaafs Aura wirkte, merkte man erst dann, als er nicht mehr in Bremen arbeitete. Auch bei Eintracht Frankfurt hatte er in der Saison 2014/15 Erfolg. Aber er war dort nur ein Trainer wie jeder andere. Dass sich Spieler über ihn bei Medien und Vorständen beklagten, dass aus der Clubspitze heraus Zweifel an ihm gesät wurden - das wäre in Bremen zumindest lange Zeit undenkbar gewesen.

Ob er mit 60 noch einmal als Trainer arbeiten will? Schaaf ist seit 2018 wieder Technischer Direktor bei Werder und hält sich diese Option zumindest offen. "Im Fußball sollte man niemals "Nie" sagen. Bevor ich später etwas zurücknehmen muss, sage ich lieber nix."

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