Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Schalke-Zukunft "Der perfekte Heidel-Nachfolger ist 69 Jahre alt"
Nach der Rücktritts-Ankündigung von Sport-Vorstand Heidel steht Schalke unter Schock. Wer folgt ihm nach? Muss Trainer Tedesco jetzt auch weg?
An dieser Stelle kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Stellvertretender Chefredakteur bei t-online.de) und Heiko Ostendorp (Fußballchef beim Sportbuzzer) aktuelle Fußball-Themen. Diese Woche geht es um den FC Schalke 04.
Christian Heidel wirkte gefasst, aufgeräumt, bei so mancher Umarmung mit alten Freunden an früherer Wirkungsstätte sogar gelöst. Über 20 Minuten lang erklärte der Sport-Vorstand nach dem desolaten 0:3 in Mainz seine Rücktritts-Ankündigung. "Ich bin der Grund, warum Unruhe auf Schalke ist", sagte der 55-Jährige, der sein Amt spätestens zum Saisonende niederlegen wird.
"Ich glaube, dass dieser Verein nur erfolgreich sein kann, wenn in Ruhe gearbeitet werden kann", sagte der frühere Mainzer Manager, der seinen Trainer Domenico Tedesco bereits am Freitag über seine Entscheidung unterrichtet hatte. Tedesco wirkte dennoch auch am Wochenende sichtlich mitgenommen. Zumal er auch selbst noch weiter in den Fokus gerät. Kritik an Tedesco gibt es seit Monaten, weil Schalke selten überzeugt. Gibt es vielleicht nur eine radikale Lösung, um den Verein wieder aus der Krise zu holen?
Müssen Heidel und Tedesco Schalke sofort verlassen für einen echten Neuanfang?
Ja, der Umbruch ist jetzt nötig
Eines muss man Christian Heidel lassen – sein Abgang hat Stil. Er hat erkannt, dass die Unruhe bei Schalke vor allem mit seiner Person zu tun hat, und er hat die richtigen Konsequenzen gezogen: Er verlässt den Revierklub spätestens zum Saisonende und verzichtet dafür sogar auf eine Abfindung – Hut ab! Wer allerdings denkt, Heidel könne seinen Nachfolger nun gemütlich einarbeiten und alle Probleme seien verflogen, ist naiv.
Schalke braucht einen Umbruch – sofort. Die Saison ist ohnehin im Eimer und Trainer Domenico Tedesco hat daran einen genauso großen Anteil. Deshalb muss Boss Clemens Tönnies reagieren und den Neuanfang einläuten – mit einem unbefleckten Sport-Vorstand (nicht mit dem aufgrund seiner Transferaktivitäten kritisierten Jonas Boldt) und einem Trainer, der Schalke ein Gesicht gibt, das zu den S04-Tugenden passt.
Tedesco konnte dies trotz Platz zwei in der letzten Saison nicht. Deshalb sollte er genau wie Heidel sofort abtreten. Die Saison mit ihnen zu beenden wäre der nächste Fehler.
Nein, das wäre ein Rückfall ins Chaos
Das 0:3 in Mainz, Platz 14 in der Liga und die Rücktritts-Ankündigung von Heidel zum Saisonende: Schalke steht unter Schock. Die Trennung vom Sport-Vorstand nun aber sofort zu vollziehen und Tedesco mit vor die Tür zu setzen, wäre nicht nur ein Fehler – es wäre ein Rückfall ins Chaos, das der Verein mit den beiden eigentlich hinter sich gelassen hatte.
Heidel und Tedesco haben Schalke zur Vizemeisterschaft sowie aktuell ins Champions-League-Achtelfinale und Pokal-Viertelfinale geführt. Sie haben Fehler bei Transfers gemacht. Aber sie haben auch die Personalkosten um 30 Mio. Euro gesenkt und den Kader entrümpelt (u.a. Di Santo, Geis, Sam, Aogo, Avdijaj). Sie haben die Fans befriedet und Ruhe in den Verein gebracht.
Der junge Tedesco (33) hat gerade ManCity an den Rand einer Niederlage gebracht und ist der richtige Trainer. Das perfekte Pendant dazu wäre übrigens künftig ein ganz Großer als Sport-Vorstand: Der 69-jährige Arsène Wenger. Bis dahin ist Schalke bei Heidel in guten Händen.
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