Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Bayern in der Krise "Trainer Niko Kovac ist nicht das Problem"
Nach dem Debakel gegen Gladbach steckt der FC Bayern endgültig in der Krise. Ist Niko Kovac noch der richtige Trainer für den Rekordmeister? Ja, sagt
An dieser Stelle kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Head of Fußball und Sport bei t-online.de) und Heiko Ostendorp (Fußballchef beim Sportbuzzer) aktuelle Fußball-Themen. Diese Woche geht es um Bayern-Trainer Niko Kovac.
Nach der Schmach gegen Borussia Mönchengladbach hängt beim FC Bayern der Haussegen schief. Der blutleere Auftritt bei der 0:3-Heimpleite hat verdeutlicht: Der deutsche Rekordmeister befindet sich in einer handfesten Krise – und die Stimmung bei den erfolgsverwöhnten Münchnern scheint zu kippen.
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Nationalspieler Thomas Müller sprach nach der Niederlage von "einer Mischung aus Fehlern, Unvermögen und einem Anti-Lauf". Rechtsverteidiger Joshua Kimmich kritisierte die Offensivabteilung des Rekordmeisters.
Trainer Niko Kovac reagierte auf die Frage, ob er noch die Rückendeckung des Vereins hat: "Davon gehe ich aus. Ich habe ja die Zustimmung bei den ersten sieben Spielen gehabt, jetzt nach den vier Spielen gehe ich auch davon aus, aber ich bin nicht derjenige, der letzten Endes diese Frage beantworten kann."
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Aber die, die eine Antwort geben könnten – Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge – hüllen sich in Schweigen. Und das führt direkt zur nächsten Frage:
Ist Kovac der richtige Trainer für den FC Bayern?
Ja, Kovac ist nicht das Problem
Niko Kovac war erst sechs Wochen da, da überschüttete ihn Uli Hoeneß bereits mit Lob. Der neue Trainer habe das Bayern-Gen, Erfolgshunger, vermittle genau die richtigen Werte und spreche die Sprache der Spieler. Wenn das so weiterginge, "wird Niko Kovac viele Jahre bei Bayern trainieren." Weitere sechs Wochen später soll das überholt sein? Unmöglich!
Das Problem ist nicht Kovac, sondern die Klubführung. Hoeneß stiftete Unruhe, indem er plötzlich über die Rotation seines Trainers sagte: "Das ist seine Sache. Am Ende muss er auch den Kopf dafür hinhalten." Nach dem 0:3 gegen Gladbach sprang niemand Kovac zur Seite – erst Sonntagabend behauptete Hoeneß wieder, "wie eine Eins" für Kovac einzustehen. Was denn nun?
Es ist die Vereinsspitze, die immer mal wieder uneins und offenbar planlos ist, wie sie dem Kohle-Irrsinn im Fußball begegnen und den Klub wieder an die Spitze Europas führen soll. Der Verein sollte sich lieber nach Ersatz für schwächelnde Spieler wie Boateng, Müller oder Lewandowski umsehen – statt für Kovac.
Nein, Kovac zu holen war ein Fehler
Selten hat man so einen blutleeren Auftritt des FC Bayern gesehen wie in den ersten 45 Minuten gegen Borussia Mönchengladbach. Das musste sogar Sportdirektor Hasan Salihamidzic zugeben. Er wirkte konsterniert – genau wie sein Trainer. Niko Kovac erweckt nicht den Eindruck, dass er der Mann ist, der das angeschlagene Starensemble wieder auf Kurs bringen kann. Auch während des Spiels fehlt ihm offenbar das Händchen, zu reagieren, den Gegner mit ein, zwei taktischen Handstrichen zu überrumpeln.
Wer wirklich ein guter Trainer ist, zeigt sich meist dann, wenn es mal nicht läuft. Dann muss er die richtigen Schlüsse ziehen, auch unbequeme Entscheidungen treffen. Aus der Kabine der Bayern ist zu hören, dass auch die Führungsspieler Zweifel haben, ob Kovac dafür der Richtige ist. Vieles scheint sich in den letzten Wochen verselbstständigt zu haben – und das ist oft der Anfang vom Ende.
Kovac zu holen war ein Fehler. Der BVB hat mit Lucien Favre dagegen die richtige Entscheidung getroffen – und das ist doppelt bitter für den FC Bayern.
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