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Stefan Effenbergs Bundesliga-Prognose – wer es nach Europa schafft


Das Effenberg-Urteil
Meine Tabelle: Wer es nach Europa schafft und wer absteigt

Meinung
Aktualisiert am 23.08.2018Lesedauer: 7 Min.
t-online.de-Kolumnist Stefan Effenberg. Im Hintergrund: Die Allianz Arena in München. Der FC Bayern ist einer der Schwerpunkte des Ex-Nationalspielers. 2001 führte er den Verein als Kapitän zum Sieg in der Champions League.Vergrößern des Bildes
t-online.de-Kolumnist Stefan Effenberg. Im Hintergrund: Die Allianz Arena in München. Der FC Bayern ist einer der Schwerpunkte des Ex-Nationalspielers. 2001 führte er den Verein als Kapitän zum Sieg in der Champions League. (Quelle: imago-images-bilder)

Welcher Klub landet auf welchem Platz? Stefan Effenberg hat alle 18 Bundesligisten analysiert und eine Prognose erstellt.

Am Freitag beginnt die Bundesliga-Saison – und bei mir ist eine große Freude, eine große Erwartungshaltung, aber auch ein großes Fragezeichen da: Wo steht die Bundesliga im internationalen Wettbewerb?

Das Abschneiden im Europacup ist ganz wichtig für die Zukunft der Liga. Denn neben den finanziellen fehlen sonst auch noch die sportlichen Argumente, um einen Top-Spieler in die Bundesliga zu locken, oder ihn dort zu halten. Wenn du mit deinem Verein jedes Jahr in der Gruppenphase der Europa League rausfliegst, aber als Spieler eine gewisse Qualität hast, stellst du irgendwann fest: Ich muss den Verein verlassen, wenn ich mal einen Titel gewinnen will.


Allein Bayer Leverkusen hat mit Bailey, Brandt, Henrichs, Havertz oder Tah richtig gute Talente, die du kaum noch ein weiteres Jahr halten kannst, wenn du in Europa überhaupt keinen Erfolg hast. Diese Gefahr besteht aber auch bei anderen Vereinen, ob das Dortmund, Leipzig oder Hoffenheim ist.

Hoffen wir, dass sie Erfolg haben – und konzentrieren wir uns auf die spannenden Fragen der Bundesliga: Wer wird Zweiter hinter dem FC Bayern? Wie macht sich Dortmund mit Trainer Favre? Können die Schalker die Leistung der vergangenen Saison bestätigen? Für wen wird es im Abstiegskampf eng? Ich habe mir für Sie alle 18 Vereine genauer angeschaut und eine Tabelle erstellt –wie ich glaube, wie die Saison laufen könnte.

Einen Top-Kader, ein exzellentes Durchschnittsalter mit 27,4 Jahren, mit Niko Kovac genau den richtigen Trainer und nach der schlechten WM vieler Spieler eine unglaubliche Motivation – der FC Bayern wird zum siebten Titel in Folge marschieren, keine Frage. Das sage ich sogar unabhängig davon, wie die offenen Fragen letztlich beantwortet werden: Bleiben Rudy und Boateng? Wie machen sich Goretzka und Gnabry? Wie funktioniert es mit Robben, Ribéry und dem Umbruch, der vorangetrieben werden soll?

2. Borussia Dortmund

Beim BVB wurden viele richtige Entscheidungen getroffen. Mit Kehl, Sammer und Favre ist viel Fachkompetenz dazugekommen. Reus ist die richtige Wahl als Kapitän. Und mit Witsel, Diallo oder Delaney hat sich Dortmund gut verstärkt. Das einzige Problem: der fehlende Stürmer. Da werden und müssen sie etwas tun. Nur auf die schnellen Spieler drum herum zu setzen, ist eine Gefahr. Du brauchst vorne einfach einen Spieler, der dir zumindest 20, 25 Tore garantiert – wie Aubameyang oder Lewandowski. So könnte man noch dichter an die Bayern heranrücken.

3. Leverkusen

Mit Hradecky haben sie Leno im Tor eins zu eins ersetzt und dazu alle Leistungsträger gehalten. Das ist vielleicht sogar der größte Trumpf. Ich finde es gut, wie Rudi Völler den Druck hochhält. Er spricht davon, dass sie in die Champions League wollen – und dass es der Anspruch ist, einen Titel zu gewinnen in der Europa League oder im DFB-Pokal. Da weiß die mit einem Durchschnittsalter von 24,8 Jahren sehr junge Mannschaft gleich, wo es langgeht.

4. Hoffenheim

Die Abgänge mit Gnabry und Uth sind aus meiner Sicht gravierend. Sie haben dadurch eine gewisse Torgefahr abgegeben (Zusammen 24 Bundesliga-Tore in der vergangenen Saison). Sie haben keine großen Stars. Aber: Sie sind insgesamt absolut überdurchschnittlich besetzt. Julian Nagelsmann hat in der vergangenen Saison auch mal eine schwierige Situation gemeistert – und scheint alles im Griff zu haben. Und auch aufgrund des Umfelds werden sie die Leistung aus der vergangenen Saison bestätigen können.

5. FC Schalke

Sie haben gesagt, dass sich der zweite Platz vergangene Saison wie eine Meisterschaft angefühlt hat – von der echten Meisterschaft sind sie allerdings kilometerweit entfernt. Mit Salif Sané haben sie einen guten Spieler dazu geholt, aber die Abgänge mit Goretzka und Meyer wiegen aus meiner Sicht schwerer. Sie haben Druck, höhere Ansprüche und die Dreifachbelastung, die sie letzte Saison nicht hatten. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass sie zumindest oben dran bleiben.

6. RB Leipzig

Sie haben durch die internationalen Spiele Erfahrung gewonnen – aber der Abgang von Keita ist der vielleicht größte und schmerzhafteste der Bundesliga. Er hat großartige Spiele gemacht – umso schwerer wird es, den Verlust zu kompensieren. Noch ein Fragezeichen: Kommt Unruhe rein, wenn der ein oder andere weitere Spieler vorhat, den Verein zu verlassen? Spieler wie Timo Werner oder Emil Forsberg stehen bei europäischen Topklubs auf der Liste.

7. Mönchengladbach

Viel wird davon abhängen, wie sich der neue Stürmer Plea einfügt, der 23 Millionen Euro gekostet hat. Seine Vorbereitung war durchwachsen und ich kann mich an den ein oder anderen Stürmer erinnern, der mit hohen Erwartungen kam – und bei dem am Ende nichts ging. So wie Luuk de Jong. Der kam 2012 für 12 Millionen Euro, traf in 45 Spielen nur achtmal und ging wieder. Noch ein Problem: Lars Stindl fehlt noch verletzt, das wird am Anfang wehtun. Aber für Platz sieben könnte es reichen.

8. Stuttgart

Trotz des Pokal-Aus herrscht eine gute Stimmung – und eine hohe Erwartungshaltung. Die werden sie auch nicht kleinreden können – aus einem einfachen Grund: Sie haben 35 Millionen Euro für Transfers ausgegeben und dafür überdurchschnittlich gute Spieler wie Didavi, Castro oder Maffeo geholt. Wenn alles ruhig bleibt und die Saison optimal läuft, werden sie Achter.

9. Werder Bremen

Delaney und Junuzovic sind weg – aber die Neuen überkompensieren die beiden Abgänge. Sie haben sich mit Davy Klaassen von Everton, Osako und Harnik verstärkt – die können alle drei den Unterschied ausmachen. Das Umfeld ist aufgrund der vergangenen Jahre geerdet, die Fans mussten leiden. Für die Bremer gibt es dadurch keine Situationen mehr, die sie nicht kennen. Trainer Kohfeldt macht einen tollen Job. Deshalb werden sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben und vielleicht sogar den Blick nach vorne richten können.

10. Hertha BSC

Selke und Darida sind verletzt, Weiser haben sie abgegeben – das ist schon hart. Sie haben aber einen erfahrenen Trainer, der genau weiß, worauf es ankommt. Hertha hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie da sind, wenn es eng wird. Deshalb wird es für das Mittelfeld der Tabelle reichen.

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11. Augsburg

Der Kern der Mannschaft ist zusammengeblieben – gerade im Fall von Gregoritsch und Finnbogason ist das wichtig. Mein Eindruck bei Augsburg ist immer, dass die total befreit sind, dass es ihnen Spaß macht, in der Bundesliga zu spielen. Die haben ein perfektes Umfeld, um Fußball zu spielen. Sie machen ihren Job, und das richtig gut. Sie können jeden ärgern.

12. Wolfsburg

Der VfL hat mit Jörg Schmadtke als Geschäftsführer Sport und Marcel Schäfer als Sportdirektor jetzt auch eine hohe Fachkompetenz. Mit Ginczek und Klaus haben sie ihre Offensive gut verstärkt. Es ist durchaus Qualität im Kader, um mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben.

13. Frankfurt

Das war ein ganz unglücklicher Start: Die Niederlage gegen Bayern im Supercup, das Pokal-Aus in Ulm – und jetzt geht die Dreifachbelastung mit der Euro League erst los. Die Abgänge waren vielleicht die gravierendsten aller Bundesligisten. Boateng und Hradecky reißen eine Mega-Lücke in die Mannschaft – nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Das ist gefährlich, das sind krasse Verluste. Mit Meier ist noch eine Ikone weg, bei der ich immer das Gefühl hatte, sie hält den Laden ein Stück weit zusammen. Für die Chemie zwischen Mannschaft und Fans war vor allem er verantwortlich. Ich bezweifle, dass sie das alles ohne Weiteres auffangen können. Trainer Adi Hütter steht vor einer Mammutaufgabe.

14. Hannover

Mit Harnik, Sané und Klaus haben sie drei Abgänge, die richtig wehtun werden. Leider war es zuletzt immer so: Wenn man von Hannover etwas gehört hat, hatte das mit dem Streit zwischen Ultras und Präsident Kind zu tun. Das ist natürlich auch nicht förderlich. Der Fokus muss wieder auf dem Sportlichen liegen.

15. Freiburg

Die sind froh, dass sie dabei sind – und deshalb unbekümmert, was sie wiederum gefährlich macht. Die Freiburger haben das ruhigste Umfeld in der Bundesliga. Nach drei Niederlagen wird anderswo diskutiert – in Freiburg nicht. Spannend wird sein, in welcher Form der lange verletzte Niederlechner zurückkommt und wie sie mit der Abhängigkeit von Petersen umgehen.

16. Mainz

Sie haben viel Geld eingenommen mit den Verkäufen von Muto, Diallo und Serdar, aber auch überraschend viel Geld ausgegeben. 24,5 Millionen Euro – das sind Hammerausgaben für Mainz. Sie könnten damit durchaus die Erwartungen etwas höher schrauben und sagen, dass sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben wollen. Die Fans werden es womöglich auch nicht verstehen, wenn das nicht passiert. Ich bin trotzdem skeptisch. Die Neuen müssen erst mal zünden – und das kann etwas dauern. Dann hast du vielleicht schon ein paar Spiele verloren und ein Problem.

17. Düsseldorf

Mit Funkel haben sie eine riesige Trainererfahrung und mit Marvin Ducksch einen guten neuen Stürmer. Der große Vorteil ist die Euphorie und die Stimmung, die nicht so schnell kippen wird, wie bei anderen Klubs. Ein tolles Stadion, eine tolle Stadt – es wäre schön, wenn das alles hilft. Aber: Als Aufsteiger bist du sofort wieder in der Verlosung für einen Abstieg. Du bist extrem abhängig vom Kollektiv. Und die Gesamtqualität ist durchaus fraglich. Trotzdem ist für mich eines klar: Funkel darfst du auf keinen Fall entlassen – der weiß immer, was er zu tun hat – auch wenn es am Ende nicht für den Klassenerhalt reichen sollte.

18. Nürnberg

Nürnberg kann man in vielerlei Hinsicht mit Düsseldorf vergleichen. Aber sie sollten trotz des Hypes zu Beginn der Saison die Erwartungen komplett runterschrauben. Es geht nur um den Klassenerhalt – und dafür sind die beschränkten finanziellen Möglichkeiten am Ende ein Problem. Das ist eine junge Truppe – aber du brauchst Qualität, um die Klasse zu halten.

TV-Tipp: t-online.de-Kolumnist Stefan Effenberg ist am Sonntag ab 11 Uhr wieder zu Gast im "Doppelpass" bei Sport 1.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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