Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
HSV-Hoffnung "Nächstes Wunder? Dafür fehlt der nötige Charakter"
Nach 132 Tagen und 15 Spielen hat der HSV endlich wieder ein Spiel gewonnen und gleich neuen Mut geschöpft. Schafft der Verein das nächste Wunder und rettet sich noch in die Relegation?
An dieser Stelle kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Head of Fußball und Sport bei t-online.de) und Heiko Ostendorp (Fußballchef beim Sportbuzzer) aktuelle Fußball-Themen. Diese Woche geht es um ein mögliches Erreichen des Relegationsplatzes für den Hamburger SV.
Matthäus: "Grundsätzlich können sie zehn, elf Punkte holen"
Der HSV lebt doch noch – und hat nach dem 3:2-Sieg gegen den FC Schalke neuen Mut geschöpft. Trainer-Newcomer Christian Titz schaffte mit der runderneuerten Mannschaft den ersten Sieg nach zuvor 15 Partien ohne Erfolg. Sogar der sonst eher skeptische Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sagte bei Sky: "Der HSV glaubt an sich. Es wird sehr eng, aber grundsätzlich können sie zehn, elf Punkte holen." Als 17. hat der HSV allerdings immer noch fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsrang. Fünf Spieltage stehen noch aus.
Schafft es der Hamburger SV noch in die Relegation?
Ja, weil Titz der Richtige ist
Es ist schon grotesk, dass eine Mannschaft, die 15 Spiele in Serie nicht gewonnen hat, überhaupt noch vom Klassenerhalt träumen darf. Und dass danach eine gute Partie ausreicht, um noch mal Hoffnung zu schöpfen – aber dies entspricht nun mal den (traurigen) Tatsachen. Und ich glaube seit Samstag tatsächlich daran, dass es der Hamburger SV noch in die Relegation schaffen wird.
Beim 3:2 gegen Schalke hat das Team (endlich) genau die Tugenden gezeigt, die man im Abstiegskampf braucht: Einsatz, Willen, Leidenschaft! Christian Titz ist es zudem irgendwie gelungen, seinem toten Haufen noch mal Leben und sogar Selbstvertrauen einzuimpfen. Und wer den Tabellenzweiten schlagen kann, kann auch gegen alle anderen Teams bestehen.
Von diesem Spiel und der Erkenntnis wird der HSV in den letzten fünf Begegnungen profitieren – mit Wolfsburg und Freiburg gibt es noch zwei Direktduelle, in denen aus dem Fünkchen Hoffnung noch Glaube und Überzeugung werden kann. Ich traue Titz zu, dass er es schafft und den Dino zumindest auf Platz 16 führt.
Nein, weil der nötige Charakter fehlt
Der HSV brauchte 132 Tage und 15 Spiele, um wieder zu gewinnen. Diese wunderbare Stadt Hamburg, die großartigen Fans und der tolle Verein haben den Sieg verdient. Und sie hätten auch den Klassenerhalt verdient – wenn in den vergangenen Jahren nicht so viele unfähige Menschen an der HSV-Spitze den Klub zu Grunde gerichtet hätten. So schafft er es leider nicht.
Mit Skandalen, Pleiten und Peinlichkeiten ist er zum Gespött verkommen. Das Entscheidende, wenn es nun noch um das mögliche Erreichen der Relegation geht: Die Mannschaft ist zu schlecht. Den jungen Spielern fehlt die Erfahrung, den älteren der Charakter. Wer sich in sieben Jahren allein achtmal in Folge mit 3:50 Toren beim FC Bayern abschlachten lässt, wird auch nicht fünf Punkte in fünf Spielen auf Mainz aufholen.
Wichtiger ist der Neuaufbau, am besten endlich mit fähigen Leuten, die eine vielversprechende, junge Mannschaft aufbauen. Vielleicht Schmadtke und Stöger. Die haben das in Köln schon mal geschafft – auch wenn ihnen kein Happy End vergönnt war.
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