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Kopfproblem Abstiegskampf: Wenn ein Bundesligaspiel zur Horror-Show wird


Kopfproblem Abstiegskampf
Wenn ein Bundesligaspiel zur Horror-Show wird

t-online, Steffen Engesser

12.03.2014Lesedauer: 3 Min.
HSV-Star Rafael van der Vaart stellt seine Führungsqualitäten in dieser Saison nur bedingt unter Beweis.Vergrößern des Bildes
HSV-Star Rafael van der Vaart stellt seine Führungsqualitäten in dieser Saison nur bedingt unter Beweis. (Quelle: Ulmer/imago-images-bilder)
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Im Bremer Weserstadion führt ein simpler Querpass zum Blitz-Gegentreffer, für VfB-Spieler schrumpft in Frankfurt das verwaiste Tor des Gegners auf Streicholzschachtelgröße, in Hamburg vertändelt ein Verteidiger in Harakiri-Manier den Ball. Nicht nur diese Szenen machen klar, dass im Abstiegskampf ein Faktor eine entscheidende Rolle spielt: der Kopf. Die mentale Drucksituation für Spieler im Bundesliga-Tabellenkeller ist enorm. Zukunftsängste, Furcht vor Sanktionen, Angst vor negativer Berichterstattung, Zorn der Fans - die Facetten sind dabei genauso individuell wie vielschichtig. Am Ende eint die Spieler die Angst vorm Versagen.

"Wichtig in so einer Situation ist es, an seinen Stärken zu arbeiten und weniger auf die Schwächen einzugehen. Weniger Videoanalysen von Situationen, die nicht gut liefen. Man muss dafür sorgen, dass die Spieler Spaß am Fußball haben", erklärt Sportpsychologe Holger Fischer im Gespräch mit T-Online. Dabei kommt dem Coach auch auf psychologischer Ebene eine ausschlaggebende Rolle zu. "Entscheidend ist: Was lebt der Trainer vor? Viele machen den Fehler, dass sie nicht mehr spielen, um zu gewinnen, sondern spielen, um nicht mehr zu verlieren."

Freiburg und Braunschweig können nur gewinnen

Neben den Motivationsmethoden des Trainers kann auch das Vereinsumfeld die mentale Verfassung der Spieler beeinflussen und dadurch im Abstiegskampf zu einem wichtigen Faktor werden. Allen voran die Vereinsführung kann mit einer klaren Vorgabe zum Trumpf im Tabellenkeller werden. Ein Vorteil im Abstiegskampf herrsche "wo klare Strategien sind, wo der Trainer nicht in Frage gestellt wird, wo es eine Klub-Philosophie gibt".

Auch das Medieninteresse lässt die Profis nicht unbeeindruckt. Während es in Braunschweig und Freiburg medial eher beschaulich zugeht, stehen Spieler in Hamburg und Stuttgart meist extrem im Fokus. Fischer sieht dabei einen klaren Vorteil für die Bundesligateams, die in Ruhe arbeiten können. "Diese Klubs tun sich sehr viel leichter. Dagegen können Teams wie Stuttgart und Hamburg nur verlieren."

Führungsspieler verzweifelt gesucht

Das zu Beginn ausgegebene Saisonziel kann ebenfalls die mentale Drucksituation im Saisonfinale weiter verschärfen. Während renommierte Klubs mit einem ambitionierteren Ziel in die Saison starteten, spielt Aufsteiger Eintracht Braunschweig vom ersten Spieltag an um den Liga-Verbleib. "Diese Spieler wissen natürlich von Anfang an, dass es gegen den Abstieg geht. Sie gehen ganz anders mit der Situation um. Für den Verein ist ein Abstieg auch nicht unbedingt gravierend. Bei Hamburg und Stuttgart sieht es anders aus." Hier wird die sportliche Bedrohung schnell zur Horror-Show für alle Beteiligten.

Gerade bei den etablierten Vereinen komme es daher "darauf an, ob die Spieler Erfahrung mit Drucksituationen haben. Wie ist die Hierarchie? Funktioniert die Hierarchie innerhalb der Mannschaft? Steht das Team hinter dem Trainer? Wie geht der Trainer mit der Situation um?"

Bundesliga-Saison auf der Zielgeraden

Noch bleiben den abstiegsbedrohten Klubs zehn Spieltage, um ihren Spielern die Angst vorm Versagen zu nehmen und den Klassenerhalt zu realisieren. Besonders bei den Duellen der direkten Abstiegskonkurrenten dürfte die mentale Verfassung der Spieler über Sieg oder Niederlage entscheiden. Besondere Brisanz birgt dabei der kommende Spieltag. So trifft der Tabellenelfte Werder Bremen (28 Punkte) auf den VfB Stuttgart (Rang 15; 20 Punkte), der Hamburger SV (Rang 16; 20 Punkte) empfängt den 1. FC Nürnberg (Rang 14; 23 Punkte). Zudem trifft Eintracht Frankfurt (Rang 13; 26 Punkte) auf den SC Freiburg (Rang 17; 19 Punkte).

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