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Bundesliga: Der Kampf um die Champions-League-Plätze ist die wahre Meisterschaft


Kampf um Rang zwei bis vier
Das Champions-Rennen ist die wahre Meisterschaft

Von t-online
22.01.2014Lesedauer: 6 Min.
Gladbach um Torjäger Max Kruse hat eine formidable Hinrunde hingelegt.Vergrößern des Bildes
Gladbach um Torjäger Max Kruse hat eine formidable Hinrunde hingelegt. (Quelle: Thomas Bielefeld/imago-images-bilder)

Wenn am Freitag im Borussia-Park die Rückrunde der 51. Bundesliga-Saison angepfiffen wird, drückt die Liga die Daumen: und zwar dem FC Bayern! Die Meisterschaft scheint vor dem 18. Spieltag eh so gut wie entschieden, weil die Überflieger aus München das Wort "verlieren" kurzerhand aus dem Wortschatz gestrichen haben. Umso leichter dürfte es vielen fallen, auf einen Sieg des nicht zu stoppenden Titelverteidigers bei Borussia Mönchengladbach zu hoffen.

Denn die Fohlen-Elf ist ist einer der härtesten Konkurrenten im Kampf um die verbleibenden drei Plätze für die Champions League. Und genau dort geht die eigentliche Post ab. Der Kampf um die Königsklasse ist in dieser Spielzeit vermutlich die einzig wahre, spannende Meisterschaft. Gleich sechs ambitionierte Teams streiten sich um die begehrten Ränge. Nur neun Punkte liegen diese Mannschaften auseinander. Neben dem aktuellen Tabellenzweiten Bayern Leverkusen und Verfolger Borussia Mönchengladbach sind das der derzeitige Dritte Borussia Dortmund sowie in Schlagweite der VfL Wolfsburg, Hertha BSC und der FC Schalke 04. Die Chancen der Wettbewerber im Überblick:

Leverkusen: Dreifachbelastung ein Problem?

Die Werkself führt das Rennen um die Vizemeisterschaft zur Halbzeit an. In der sensationellen Hinrunde wären sogar sagenhafte 43 Punkte drin gewesen, hätte Bayer nicht im Schlussspurt zwei überraschende Niederlagen gegen die abstiegsbedrohten Teams von Eintracht Frankfurt und Werder Bremen kassiert. Mit dem Sieg bei Borussia Dortmund hat die Elf von Sami Hyypiä ihre Ambitionen eindrucksvoll unterstrichen. Als nur eines von zwei Teams hat Leverkusen zudem dem FC Bayern einen Punkt abgenommen, auch wenn dieses Erfolgserlebnis glücklich zustande kam. Die Rheinländer verfügen über eine stabile Mannschaft und die zweitbeste Abwehr der Liga - in Stefan Kießling, Sidney Sam und mit Abstrichen auch Heung-Min Son auch über Spieler mit einem gewissen Punch und Selbstvertrauen in der Offensive. Der künftige Schalker Sam muss in der Rückrunde noch weiter aufdrehen, für den Wackelkandidaten der Nationalelf geht es um das WM-Ticket für Brasilien.

Das einzige Problem für Leverkusen könnte die Mehrfachbelastung sein. Im DFB-Pokal geht es im Heimspiel gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern - der Einzug ins Halbfinale ist eigentlich Pflicht. In der Champions League will der vermeintliche Plastikklub endlich zeigen, was er international drauf hat. Zwar ist Bayer im Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain nur Außeneiter - aber die beiden demütigenden Pleiten gegen Manchester United in der Vorrunde haben Leverkusen extrem angestachelt. Die Kicker werden gegen Ibrahimovic und Co. auf Biegen und Brechen ihr wahres Gesicht zeigen wollen. Dabei müssen sie aufpassen, angesichts dieser Highlights nicht das Brot-und-Butter-Geschäft Bundesliga zu vernachlässigen. Rund um das Hinspiel gegen die Franzosen bestreitet Bayer die Spitzenpartien gegen die Konkurrenten aus Schalke und Wolfsburg. Insgesamt hat die Werkself aber die besten Chancen, schließlich sind sieben Punkte Vorsprung auf Rang fünf schon eine Hausnummer.

Gladbach: Wie lange hält der Höhenflug an?

Mit einem fulminanten Zwischenspurt haben sich die Fohlen zur Winterpause auf Rang drei katapultiert. Sechs Siege und zwei Remis stehen in den jüngsten acht Partien zu Buche für die Elf vom Niederrhein. Mit ihren Offensivkräften Max Kruse, Raffael und Zauberfuß Juan Arango ist sie so richtig ins Rollen gekommen wie zuletzt in der Sensationsrückrunde 2010/2011. Beim Team von Trainer Lucien Favre liegt das Hauptaugenmerk wie immer auf einer funktionierende Defensive.

Seit dem siebten Spieltag haben der abwanderungswillige Nationaltorwart Marc André ter Stegen und seine Vorderleute nur noch insgesamt sechs Gegentreffer kassiert - eine Topquote, die nur vom FC Bayern übertroffen wird. Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern kann sich Gladbach komplett auf die Bundesliga und das große Ziel Europa konzentrieren und dabei mit den Kräften haushalten. Nicht die schlechteste Voraussetzung für den Kampf um die Champions-League-Ränge.

Dortmund: Wann endet der Durchhänger?

Kaum ein Klub hat die Winterpause so sehr herbeigesehnt, wie die die andere Borussia: die arg von Verletzungen geplagte aus Westfalen. Obwohl in Kevin Großkreutz und Erik Durm neue Helden produziert wurden, rumpelte der einstige BVB-Renner auf der Felge ins Etappen-Ziel. Angesichts der prominenten Langzeit-Ausfälle von Neven Subotic, Mats Hummels, Marcell Schmelzer und Ilkay Gündogan sowie einiger kurzzeitiger Probleme ist es nicht hoch genug zu bewerten, dass die Dortmunder das Spiel der Spiele in Marseille gewonnen und sich erneut fürs Achtelfinale der Champions League qualifiziert haben. Aber auch im neuen Jahr ist Trainer Jürgen Klopp nicht sorgenfrei. Die Rückkehr des schmerzlich vermissten Mittelfeldstrategen Gündogan lässt weiter auf sich warten, auch Nationalverteidiger Hummels braucht noch Anlauf, um wieder die Abwehr verstärken zu können.

Das vorhandene Personal schleppt ebenfalls Probleme mit sich. Irgendwie scheint der Dortmunder Pressingmaschine der Dampf ausgegangen zu sein und die BVB-DNA von vielen Gegnern entschlüsselt. Klubchef Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc beklagten zuletzt, die Gier auf Siege sei ein wenig abhanden gekommen. In der Rückrunde ist es schlicht Pflicht für den BVB, trotz paralleler Belastung in der Champions League und im DFB-Pokal auch aus den Topspielen mehr rauszuholen als nur drei Derby-Punkte gegen Schalke. Im direkten Vergleich mit der Konkurrenz wird der Wettbewerb um die begehrten Königsklassen-Plätze entschieden. Dass Robert Lewandowski sich im letzten Jahr vorm Wechsel zum Branchenriesen FC Bayern nicht hängen lässt, hat er in der Hinrunde hinlänglich gezeigt. Zuletzt allerdings war der polnische Nationalstürmer zumindest in der Liga nicht mehr allzu treffsicher. Neuzugang Henrich Mchitarjan hat vereinzelt tolle Ansätze gezeigt, aber nun hofft ganz Dortmund auf seinen Durchbruch. Den könnte der hoch veranlagte BVB gut gebrauchen, schließlich ist die erneute Qualifikation für die Champions League das alles überstrahlende Saisonziel.

Wolfsburg: Wie stark wirkt die Millionenspritze?

Es ist der Traum eines jeden Fußballmanagers: In der Winterpause mal eben 22 Millionen Euro ausgeben zu können, um die ohnehin gut besetzte Mannschaft noch einen Tick besser aufstellen zu können. Dank des Klub-Sponsors hat Klaus Allofs genau dies getan, indem er den international begehrten Mittelfeldzauberer Kevin de Bruyne kurzerhand vom FC Chelsea in die Autostadt umsiedelte. Die Konkurrenz denkt mit Schrecken daran, was die Wölfe in der Rückrunde bewerkstelligen könnten, wenn der belgische Nationalspieler mit Regisseur Diego harmonieren sollte.

Der VfL hat ohnehin eine starke Serie vorzuweisen: Seit dem 11. Spieltag und der überraschenden Pleite in Augsburg hat das Team von Trainer Dieter Hecking nicht mehr verloren und ist mit fünf Siegen bis auf drei Zähler an Rang drei rangerobbt. Die Abwehr um den Brasilianer Naldo und den Schweizer Ricardo Rodriguez steht sicher, in der Mitte sorgt neben Diego der Youngster Maximilian Arnold für immer mehr Aufsehen. Statistisch gesehen sind die Wölfe sogar die zweikampfstärkste Elf der Liga. Im Sturm erlebt Oldie Ivica Olic gerade seinen dritten Frühling. Den Wolfsburgern, die auch im DFB-Pokal noch dabei sind, ist einiges zuzutrauen in der Rückrunde, wenn sie gut aus den Startlöchern kommen.

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Hertha BSC: Wie lange hält der Atem?

Das letzte Ausrufezeichen der Hinrunde gehörte dem frechen Aufsteiger aus Berlin. Mit 2:1 gewann die Hertha beim großen Favoriten Borussia Dortmund und katapultierte sich damit selbst in den Kreis der Champions-League-Anwärter. Bei nur fünf Zählern Rückstand auf Rang drei ist theoretisch alles drin für das Team von Jos Luhukay. Mit Leistungen wie beim BVB oder auch in München, wo die Hertha unter Wert geschlagen wurde, gehört das Team aus der Hauptstadt zum oberen Liga-Drittel. Grundlage für die jüngsten Erfolge der Hertha ist die gute Organisation auf dem Platz, die mehr als solide Defensive bildet die Grundlage. Mit vergleichsweise mickrigen 27 eigenen Treffern ist die Offensive schon eher ein Problem. Adrian Ramos mit seinem 11 Saisontoren wirbelt als Alleinunterhalter. Für den Marktwert des begehrten Kolumbianers ist das sicher top - für die leicht auszurechnende Hertha könnte das im Kampf um die Königsklasse aber ein entscheidender Nachteil werden.

Schalke: Was steckt in der Wundertüte?

Von allen Klubs aus dem oberen Tabellendrittel bieten die Königsblauen die größte Show: Obwohl die Schalker nach durchwachsenem Saisonstart noch im Rennen um die internationalen Plätze sind und in der Champions League das Achtelfinale erreicht haben, befindet sich der FC Schalke potenziell im Dauerumbruch. Über den Arbeitsplatz von Trainer Jens Keller wird jede zweite Woche öffentlich diskutiert, und nicht immer schien Sportdirektor Horst Heldt so konsequent hinter seinem leitenden Angestellten zu stehen wie zu Beginn der Winterpause, als er ihm eine Jobgarantie bis zum Saisonende aussprach. Etliche Spieler sollen aussortiert werden, was dem Teamgeist sicher nicht sonderlich zuträglich ist. Prominentestes Opfer der neuen Welle ist Torhüter Timo Hildebrand, dessen Vertrag nicht verlängert wurde.

Dazu haben die Knappen ein ähnliches Verletzungspech zu beklagen wie der Revierrivale aus Dortmund, was manchmal ein wenig untergeht. In Kyriakos Papadopoulos und Klaas-Jan Huntelaar fielen wichtige Stützen lange aus. Im neuen Jahr muss der S04 auf Marco Höger und Dennis Aogo verzichten. Jungstar Julian Draxler und auch Winterneuzugang Jan Kirchhoff fehlen beim Rückrundenstart. Kevin-Prince Boateng muss aufgrund seiner Knieprobleme ständig zum Arzt, auch wenn er die meisten Spiele mitmachen kann. Was unter diesen Umständen für den FC Schalke drin ist, kann kein Experte glaubhaft prophezeien. Der große Absturz ist genauso drin wie ein Sensationssieg über Real Madrid in der Champions League oder der Sprung auf Rang drei oder vier der Abschlusstabelle der Bundesliga.

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