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FC Bayern München: So schwächt der Rekordmeister die Bundesliga-Konkurrenz


"Das ist Strategie"
Die unmoralischen Angebote des FC Bayern

Von sid, t-online
Aktualisiert am 09.01.2014Lesedauer: 4 Min.
Mario Götze (li.) und Robert Lewandowski: Zwei Transfers mit doppeltem Boden.Vergrößern des Bildes
Mario Götze (li.) und Robert Lewandowski: Zwei Transfers mit doppeltem Boden. (Quelle: imago/Manngold)
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Nun also Robert Lewandowski. Der FC Bayern hat es wieder einmal geschafft, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Ab nächstem Sommer hat der Rekordmeister einen der wohl besten Stürmer der Welt mehr im Kader - und gleichzeitig klafft im Angriff des härtesten Konkurrenten Borussia Dortmund ein großes Loch. Die Münchner stärken sich selbst, indem sie direkte Gegner gezielt eindämmen. Genau das soll zwar - glaubt man Matthias Sammer - nicht ihre Absicht sein: "Konkurrenten zu schwächen, ist nicht unser Credo", sagte der Sportvorstand. Doch zwischen Worten und Taten liegen bei genauerem Hinsehen Welten.

"Mein Bauch sagt mir, dass im Moment nicht alles in Ordnung ist in der Bundesliga", hatte Uli Hoeneß Mitte April 2013 gesagt - der Bayern-Präsident betonte damals, dass er Angst um die Spannung in der Liga und kein Interesse an spanischen Verhältnissen habe. Eine knappe Woche später unterschrieb Mario Götze einen Vierjahresvertag an der Isar. Der Vorzeigeklub aus München verfolgt eine seltsame Doppel-Moral, die letztlich jedes Mittel zum Zweck (in diesem Fall der absolute und ständige Erfolg) zu rechtfertigen scheint.

"Seit Jahren das gleiche Erfolgsschema"

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke fasste die Transferpolitik der Bayern treffend zusammen, als er sagte: "Sie verfolgen seit vielen Jahren das gleiche Erfolgsschema. Dazu gehört seit jeher auch, den Konkurrenten zu schwächen. Wir kalkulieren Angriffe aus München ein. Allen Solidaritätsaussagen zum Trotz."

Lewandowski und Götze sind dabei nur die neuesten und derzeit prominentesten Beispiele. "Es ist die Strategie von Bayern München, dass man nicht nur sich stärkt, sondern auch die direkte Konkurrenz schwächt", bestätigte der langjährige Bayern- und BVB-Coach Ottmar Hitzfeld: "Und Dortmund ist der große Konkurrent. Von daher ist das klar Taktik."

"Das haben wir früher mal gemacht"

Der FC Bayern, der gerne klammen Vereinen wie dem FC St. Pauli, Alemannia Aachen - oder auch dem BVB - finanziell unter die Arme greift, sieht sich selbst gerne als Robin Hood der Liga. Doch während sie den Kleinen öffentlichkeitswirksam ein paar Penunzen zusteuern, werden gegen die scheinbar auf Augenhöhe befindlichen Klubs die Ellenbogen ausgefahren. Und obwohl selbst Hoeneß - oder zumindest sein Bauch - offensichtlich erkannt hat, dass die Bundesliga so immer langweiliger wird, tut er alles, damit auch der letzte Funke Dramatik aus der deutschen Eliteliga verschwindet - das verdeutlicht ein Blick in die Vergangenheit.

In den letzten Jahren wechselten immer wieder Spieler von Vereinen, die an der Vormachtstellung des FC Bayern kratzten, an die Säbener Straße. Ein Unterschied zu heute: Damals gab man noch zu, dass hinter diesen Transfers mehr steckte als die Hoffnung auf eigene sportliche Verstärkung. "Ehrlich, es ist überhaupt nicht unser Interesse, den anderen zu schwächen. Das haben wir früher mal gemacht", sagte Hoeneß.

Del'Haye und Schlaudraff die Bauernopfer

Als gravierendste und sinnbildlichste Fälle werden dabei immer wieder zwei Namen genannt: Calle Del'Haye und Jan Schlaudraff. Del-Haye eisten die Bayern im Jahr 1980 für die damalige Rekordsumme von 1,3 Millionen Mark von Borussia Mönchengladbach los - und das, obwohl er überhaupt nicht ins System passte. Del-Haye wurde in München zum Bankdrücker und kam in fünf Jahren auf gerade einmal 74 Einsätze und sieben Tore.

Schlaudraff hingegen wechselte im Jahr 2007 zu den Bayern - und das nur, weil Hoeneß Werder Bremen eins auswischen wollte. Wie der Bayern-Präsident einige Zeit später zugab, hatten die Bayern überhaupt kein Interesse an dem damaligen Nationalspieler.

Sie stiegen erst in das Rennen um Schlaudraff ein, als sie vom Werder-Interesse erfuhren: "Da habe ich mir gedacht, das will ich jetzt einmal genau wissen. Ich habe den Schmadtke angerufen, der mir gesagt hat, dass sie noch keinen Deal mit den Bremern hätten. Also habe ich dann mein offizielles Interesse angemeldet und schließlich richtig Gas gegeben, wie schon lange nicht mehr. Das war eine konzertierte Aktion", so Hoeneß: Man müsse eben mal zeigen, dass niemand den Bayern das Wasser reichen könne. Schlaudraff blieb letztlich genau ein Jahr in München - und durfte immerhin acht Mal mitspielen.

Transfers mit doppeltem Boden

Die Liste der Spieler, die von der direkten Konkurrenz verpflichtet wurden, lässt sich beinahe endlos fortsetzen. Von Lothar Matthäus über Michael Ballack bis hin zu Mario Gomez hatten beinahe alle Transfers einen doppelten Boden - und den schönen Nebeneffekt, dass direkte Mitstreiter um die vorderen Plätze plötzlich ohne ihre besten Spieler auskommen mussten.

Gescheitert sind die Bayern - auf den ersten Blick - mit dieser Taktik nur einmal, und zwar beim BVB: Mitte der 90er warben sie um Stefan Reuter, Matthias Sammer oder Steffen Freund. Sie alle blieben bei den Westfalen - und doch hatten die Bayern bei genauerem Hinsehen Erfolg. Denn das Trio pokerte beim BVB sein Gehalt hoch. Der zahlte, um weiter mithalten zu können, und stand kurz darauf vor dem finanziellen Kollaps.

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