Bundesliga Ein Wechsel in der Bayern-Chefetage und die Eberl-Frage
Kein Eberl-Ja, aber dafür eine andere Vorstandsentscheidung beim FC Bayern. Andreas Jung verlässt den Club nach fast drei Jahrzehnten. Hoeneß deutet schon den Zeitplan für die Führung der Zukunft an.
Als Uli Hoeneß mit seinem roten FC-Bayern-Schirm durch den Münchner Regen schritt, stand eine Vorstandsentscheidung bei seinem Herzensclub fest. Nicht etwa die Verpflichtung von Max Eberl, der seit langem als Wunschkandidat des Ehrenpräsidenten für den Posten des Sportvorstands gilt.
Aber ein Platz in der Chefetage wird frei: Nach fast drei Jahrzehnten verlässt Marketingvorstand Andreas Jung im Sommer den deutschen Fußball-Rekordmeister.
Bis zum 30. Juni 2024 wird Jung die Vorstandsgeschäfte zusammen mit dem Vorsitzenden Jan-Christian Dreesen (56) und dem Finanzverantwortlichen Michael Diederich (58) führen. Über die Übernahme von Verantwortungsbereichen des 61-jährigen Jung "wird zu gegebener Zeit entschieden", hieß es von Bayern-Seite.
Immer wieder fällt Eberls Name
Einen kausalen Zusammenhang zur spannenden Personalie von Eberl (50) hat die Entscheidung von Jung nicht, das Aufgabengebiet ist unterschiedlich. Doch wenn über die Vorstandsriege gesprochen wird, die den Serienmeister in die Zukunft führen soll, fällt dauerhaft der Name des früheren Mönchengladbacher und ehemaligen Leipziger Managers.
Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer (69) bat vor der Sitzung des Kontrollgremiums am Montagabend aber bereits um Verständnis, "dass ich solche Dinge nicht in der Öffentlichkeit diskutiere. Personalentscheidungen werden bei uns intern diskutiert und entschieden."
Transfergeschäft in guter Hand
Seit dem Aus von Hasan Salihamidzic (46), der beim großen Knall am Meister-Wochenende ebenso wie Oliver Kahn (54) gehen musste, ist der Posten des Sportvorstands bei den Münchnern vakant. Eile für eine Lösung ist nicht geboten. Im Wintertransferfenster sei die Arbeit "ganz gut bei unserem Christoph Freund zusammen mit Thomas (Tuchel) aufgehoben", sagte Dreesen über den zum September verpflichteten 46-jährigen Sportdirektor und den Trainer. Kahn-Nachfolger Dreesen selbst bewies im Sommer besonders bei der Top-Personalie Harry Kane Verhandlungsgeschick.
"Ich schätze, dass wir die nächsten sechs bis zwölf Monate die Personalbesetzung haben, die die Zukunft dann machen soll", skizzierte der 71-jährige Hoeneß im vergangenen Monat den Führungs-Fahrplan des FC Bayern. "Dann werden sich Karl-Heinz Rummenigge und ich wieder etwas zurückziehen auf den Aufsichtsratsposten, der ja nur beratend tätig sein soll. Im Moment haben wir eher auch operative Aufgaben. Bis wir merken, dass das Schiff wieder geradeaus fährt."
Gute Treffen mit Eberl
Über neue Vorstandspersonalien war bei der Jahreshauptversammlung am Tag vor dem Aufsichtsratstreffen nicht gesprochen worden. "Ich glaube, die Mitglieder entscheiden sehr fein, was man an Personalthemen hier ansprechen sollte und was auch nicht", sagte Dreesen. Fachlich mochte sich der 56-Jährige "ungern eine Meinung" über Eberl anmaßen. Aber er erinnerte an Treffen bei Spielen oder in Fußball-Gremien. "Das waren Momente, die waren sehr freundlich und höflich. Ich habe keinen Grund, in irgendeiner Form da keine guten Gefühle zu haben."
RB Leipzig hatte sich Ende September kurz vor dem Topspiel gegen den FC Bayern von Eberl getrennt. Grund war aus Sicht der RB-Bosse das fehlende Bekenntnis von Eberl zu Leipzig. "Der FC Bayern hat mit der Freistellung von Max Eberl bei Leipzig überhaupt nichts zu tun", betonte Hainer dieser Tage.
Nach der Aufsichtsratssitzung dankte er Jung, in dessen Zeit als Sponsoringverantwortlicher der Umsatz mit den Partnern von rund 13 Millionen Euro im Jahr 1996 auf rund 246 Millionen Euro in der Saison 2022/23 anstieg. "Schon heute, acht Monate vor dem Ende seiner Tätigkeit für den FC Bayern, möchte ich mich im Namen des gesamten Vereins von ganzem Herzen bei Andreas Jung bedanken", sagte Hainer.
Ablöse würde für Eberl fällig
Eberl wurde neben einem möglichen Wechsel zum FC Bayern auch schon mit dem FC Liverpool in Verbindung gebracht. Nach dpa-Informationen fordern die Sachsen etwa fünf Millionen Euro, sollte Eberl für einen neuen Club arbeiten wollen. Darauf haben sich RB und Eberl offenbar verständigt.
Sportlich waren die Sachsen mit der Entwicklung unter Eberl sehr zufrieden. Doch irgendwie wollte es mit der Liaison zwischen dem Ex-Profi und Leipzig nie so richtig passen. Schon sein Wechsel von Gladbach zu den Sachsen hatte für enormen Wirbel gesorgt. Am Niederrhein war Eberl im Januar 2022 von seinem Posten als Sportchef zurückgetreten, weil er sich ausgebrannt fühlte. Nur wenige Monate später wurde er erstmals mit Leipzig in Verbindung gebracht.
- Nachrichtenagentur dpa