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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Leipzig-Star Halstenberg über Bundesliga "Die Fans wünschen sich mal einen anderen Meister"
Marcel Halstenberg ist seit acht Jahren bei RB Leipzig. Er war beim letzten Heimsieg gegen die Bayern bereits im Team und spricht über die Begegnung zum Liga-Auftakt.
Vor genau 1.769 Tagen jubelte Ralph Hasenhüttl daheim mit seinen Leipzigern über den ersten Sieg von RB gegen den deutschen Rekordmeister. Am Ende siegten die Sachsen mit 2:1 dank Toren von Naby Keita und Timo Werner. Beim FC Bayern traf Sandro Wagner. Es war der bis heute letzte Triumph der Leipziger gegen die Münchner in der Bundesliga. Das könnte sich allerdings nach knapp fünf Jahren mit der Begegnung an diesem Freitagabend (ab 20.30 Uhr im t-online-Liveticker) ändern.
Zwar ist das Team von Julian Nagelsmann der Favorit und aktuelle Tabellenführer. Doch Trainer Marco Rose will mit seiner Mannschaft dazwischengrätschen und die Punkte in Leipzig behalten. Auch Marcel Halstenberg räumt im Gespräch mit t-online ein: "Der FC Bayern hat so einiges." Doch dann fügt er mit Blick auf sein Team an: "Wir sind gut drauf. Wir werden alles geben, um das Spiel zu gewinnen. Für Freitag haben wir die nötige Gier, um es den Bayern so schwer wie möglich zu machen."
"Fans in Deutschland wünschen sich mal einen anderen Meister"
Wie wichtig die Partie für den Drittplatzierten ist, weiß auch Rose. Er sagte bei der Pressekonferenz vor dem Bayern-Spiel: "Was da dranhängt, kann man in der Tabelle relativ deutlich ablesen." Es sind genau sechs Punkte Rückstand auf die Bayern. Nur der SC Freiburg liegt mit 30 Punkten noch dazwischen.
Dass nach zehn Jahren Dominanz der Bayern der Bundesliga neuer Schwung guttun würde, begründet Halstenberg im Gespräch so: "Ich glaube, die meisten Fans in Deutschland, außer denen, die es mit den Bayern halten, wünschen sich mal einen anderen Meister." Der neue Geschäftsführer Sport, Max Eberl, gab sich zuletzt ebenfalls selbstbewusst: "Es wird der Tag kommen, an dem die Bayern mal den Thron räumen müssen."
Den Thron räumen – vielleicht schon am Ende der aktuellen Spielzeit? Und dann vielleicht mit Leipzig als Nachfolger? "Wir machen unsere Hausaufgaben und wollen die zwei kommenden Spiele und die restliche Saison so gestalten, dass wir so viele Punkte wie möglich holen und dann sehen wir am Ende, was dabei rauskommt", sagt Halstenberg.
"Zähle ihn zu meinen besten Freunden"
Der 31-jährige Linksverteidiger ist seit 2015 beim Verein und mit dem Klub in die Bundesliga aufgestiegen: "Es ist schon außergewöhnlich, dass wir alle mit dem Verein gewachsen sind. Ich bin hier zum Nationalspieler gereift. Den Wandel, den der Verein vollzogen hat, haben auch wir mitgestaltet." Zu den Profis, die bereits acht Jahre beim Verein sind, gehören unter anderem auch Lukas Klostermann, Kevin Kampl und Yussuf Poulsen. Mit Letzterem versteht sich Halstenberg besonders gut: "So eine lange und gemeinsame Zeit verbindet. Klosti ist mein Nachbar und Yussi wohnt auch nicht weit weg. Ihn zähle ich zu meinen besten Freunden in der Mannschaft."
Leipzig hat zuletzt einen Umbruch erlebt. Oliver Mintzlaff hat seinen Posten als Geschäftsführer niedergelegt. Eberl ist zum Klub gekommen. "Er hat sich allen Spielern und dem Staff persönlich vorgestellt. Max wird sicherlich auch neue Spieler verpflichten und somit seine Handschrift im Kader hinterlassen. Er hat große Erfahrung und wird die richtigen Anpassungen vornehmen", meint Halstenberg.
"Geht darum, Rendite für die Zeit nach der Karriere zu erzielen"
Der Verteidiger selbst möchte auch wieder angreifen. In den letzten Jahren hatte er mit einer Kapselverletzung und Rückenproblemen zu kämpfen. Eine neue Routine seit dieser Spielzeit gibt ihm jedoch Zuversicht in Bezug auf seine Fitness. "Man lernt nie aus", sagt der bei Hannover geborene Profi und erklärt: "Seit dieser Saison habe ich ein paar Aspekte umgestellt und mache beispielsweise mehr Krafttraining. Ich arbeite präventiver mit Blick auf mein Knie und meinen unteren Rücken. Dadurch fühle ich mich fitter, regeneriere schneller und habe weniger Schmerzen. Das ist die Arbeit, die dazugehört. Da lerne ich auch mit 31 Jahren nicht aus."
Zwar denkt der Abwehrspieler noch nicht ans Karriereende. Doch schon jetzt macht er sich Gedanken über die Zukunft: "Die meisten Spieler investieren ihr Geld, wenn sie gut beraten werden. Bei mir ist es so, dass die Investitionen breit gefächert sind. Immobilien oder Aktien – es geht hauptsächlich darum, Rendite für die Zeit nach der Karriere zu erzielen."
In der Branche sieht er sich jedoch nach dem Fußball nicht: "Ich werde nach der Karriere aber kein Immobilienmakler. Es geht eher darum, dass meine Familie abgesichert ist. Ich bin ein bodenständiger Mensch. So wurde ich erzogen und das wird sich auch nie ändern."
- Eigene Recherche
- Eigenes Interview mit Marcel Halstenberg