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Zum journalistischen Leitbild von t-online.S04 in der Krise Der Absturz des FC Schalke 04: Vom Top-Klub zum Sanierungsfall
Am 28. Juli 2010 wurde Real-Legende Raúl beim FC Schalke vorgestellt. Zehn Jahre später steckt der Klub in seiner wohl größten finanziellen Krise und beantragt staatliche Hilfe.
Es gibt Tage im Leben eines Fans, die man nie vergisst. Der 28. Juli 2010 dürfte für Anhänger des FC Schalke 04 ein solcher gewesen sein. Denn der erhoffte Hammer-Transfer von Real-Stürmer Raúl, er wurde an diesem Tag Wirklichkeit.
Die Ikone aus Madrid plötzlich beim Malocher-Klub Schalke 04 – ein Weltstar bei den Knappen, eine Bereicherung für die Bundesliga. Mit der Verpflichtung des 102-fachen spanischen Nationalspielers war den Verantwortlichen um den damaligen Trainer Felix Magath ein echter Coup gelungen. Und es sollte nicht der letzte gewesen sein.
Magath und der Vierjahresplan
Knapp einen Monat später holten die Königsblauen auch noch Mailands Topstürmer Klaas-Jan Huntelaar ins Ruhrgebiet. Raúl, Huntelaar und weitere hochkarätige Neuverpflichtungen wie Christoph Metzelder und José Manuel Jurado – sie alle sollten Schalke helfen, das anvisierte Ziel zu erreichen.
Im Sommer 2009 lotste der mittlerweile zurückgetretene Aufsichtsratchef Clemens Tönnies Wolfsburgs Meistertrainer Felix Magath zum FC Schalke. Das Ziel war klar: Mit einem Vierjahresplan (Magaths Vertrag lief bis Sommer 2013) sollte der heute 67-Jährige die Knappen zum ersten Meistertitel seit 1958 führen. Daraus wurde bekanntlich nichts, Magath musste nach weniger als zwei Jahren seinen Posten räumen.
Mit Magaths Nachfolger Ralf Rangnick erreichte der Ruhrklub im Jahr 2012 noch sensationell das Halbfinale der Champions League. Ein Erfolg, den Schalke bis zum heutigen Tage so nicht wiederholen konnte – und voraussichtlich auf absehbare Zeit auch nicht wird.
Schalke erhält Staatshilfe
Denn der hoch verschuldete Klub steckt in seiner größten finanziellen Krise. Am Montag erhielt S04 nach eigenen Angaben vom Finanzministerium des Landes Nordrhein-Westfalen die Zusage für die Erteilung einer Landesbürgschaft.
Von einer Bürgschaft in Höhe von 40 Millionen Euro berichtete das "Handelsblatt" Anfang des Monats, zudem entgehen den Schalkern pro Spieltag ohne Fans Zuschauereinnahmen in Höhe von zwei Millionen Euro. Die Corona-Krise, sie trifft wohl keinen Bundesligisten so hart wie den FC Schalke 04.
Die Bürgschaft sowie die eingeführte Gehaltsobergrenze bei Spielergehältern – sie legen das finanzielle Dilemma des einstigen Champions-League-Dauergasts offen. Vom sportlichen Misserfolg der vergangenen Rückrunde ganz zu schweigen.
Schalke 04: vom Knappen-Klub zum knappen Klub. Der Glanz vergangener Tage ist verpufft. Was bleibt, ist nostalgisches Schwelgen in Erinnerung an bessere Zeiten. An den 28. Juli 2010, als Raúl zu Schalke kam. Heute vor zehn Jahren.
- Eigene Recherche
- Profil von Raúl auf transfermarkt.de
- reviersport.de: "FC Schalke 04 – Magath muss zum Rapport"